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indischen Inschriften aus der Zeit der nördlichen Ksatrapas und der Kusanas
finden. Man kann sich leicht davon überzeugen, wenn man eine der größeren
Mathurä-Inschriften, etwa die Inschrift der Candaka-Brüder, Ep. Ind. I, 390,
Nr. 18, oder die Inschrift Ep. Ind. II, 208, Nr. 34, mit unseren Fragmenten
vergleicht. Trotz kleiner Abweichungen in Einzelheiten ist der allgemeine
Eindruck, den die Schrift macht, derselbe. Es sind hier wie dort dieselben
breiten wuchtigen Formen, die die Eleganz und Gleichmäßigkeit der späteren
Gupta-Schrift noch ganz vermissen lassen. Von den späteren Gupta-Alpha-
beten ist dieses Alphabet vor allem durch das 777% unterschieden, das hier
im allgemeinen^) noch in der alten Brähml-Form, wenn auch mit Ecken
anstatt der Rundungen erscheint, während in den Gupta-Alphabeten der
untere Teil des Buchstabens zu einer einfachen Linie zusammenschrumpft.
Ein zweites Kriterium liefert das 7M, dessen mittlere Vertikale hier noch
eine Linie bildet, während sie in der Gupta-Zeit in zwei Linien geteilt er-
scheint. Ein drittes unterscheidendes Merkmal bildet das mittlere .74 das
hier aus einer nach links gewendeten schrägen Linie, in den Gupta-Alpha-
beten aus einem nach rechts offenen Haken besteht. Dazu kommt endlich
auch das Fehlen der Schleife bei 72t?.
Bühler-) hat innerhalb der genannten Periode zwei Typen unterschieden,
den archaischen 3) und den Kusana-Typus, wenn er auch selbst zugesteht,
daß die Scheidung nicht immer leicht ist und daß in der Kusana-Zeit oft
früher datierte Inschriften modernere Zeichen und spätere die älteren Formen
der »archaischen« Inschriften aufweisen. Ich habe im folgenden versucht,
durch eine Vergleichung einzelner charakteristischer Zeichen der Fragmente
mit den entsprechenden Zeichen der Inschriften die Zeit, der die Fragmente
angehören, genauer zu bestimmen. Ich habe mich dabei auf die in der
Epigraphia Indica veröffentlichten Inschriften beschränkt, da nur von diesen
zuverlässige Reproduktionen vorliegend, und ich habe im allgemeinen nur
datierte Inschriften zur Vergleichung herangezogen.
1. A hat in den Fragmenten dieselbe Form wie in zahlreichen Mathurä-
Inschriften der Kusana-Zeit, z. B. I, 382, Nr. 2 (besonders B 1, C 1; S. 13);
382, Nr. 3 (S. 19); 3Q$, Nr. 29 (S. 22). Ein Beispiel für die archaische Form
bietet I, 396, Nr. 33. Übergangsformen finden sich in II, 201, Nr. 11 (S. 4);
Nr. 12 (S. $); 202, Nr. 14 (S. 18) usw.
2. Bei A wird das unterscheidende Merkmal, ein horizontaler Strich
mit einem kleinen Haken, am unteren Ende der Vertikale angesetzt. Das

') Eine Ausnahme wird später besprochen werden.
9 Indische Palaeographie, S. 40 ff.
3) Bühler nennt diesen Typus auch den »nördlichen Ksatrapa-Typus«. Ich möchte diesen
Ausdruck lieber vermeiden, da wir in der Mathurä-Inschrift Ep. Ind. II, 199, Nr. 3 eine nach
der Regierungszeit eines Mahäksatrapa datierte Inschrift haben, die unzweifelhaft die Schrift vom
Kusana-Typus zeigt, und da wir außerdem jetzt durch die Särnäth-Inschriften Ep. Ind. VIII, 176,
Nr. 3^; 179, Nr. 3^c wissen, daß auch unter der Oberhoheit des Kaniska noch Ksatrapas im
nördlichen Indien herrschten.
4) Die angegebenen Zahlen sind daher stets die Band- und Seitenzahlen der Ep. Ind.
 
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