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20/, Nr. 30 Beispiele. Zur Markierung des Schlusses eines größeren Ab-
schnittes dienen in 13p 3 und 43% 3 kreisförmige Figuren.
Hinter in 3 findet sich ein leider stark verwischtes Zeichen,
das aus zwei nebeneinander gestellten Senkrechten und einer links daran-
gefügten Wagerechten zu bestehen scheint. Es erinnert an das eigentüm-
liche Zeichen, das in einigen nördlichen Inschriften aus der Kusana-Zeit
hinter dem Worte vorkommt. In der Mathurä-Inschrift I, 387, Nr. 9
und in der Käman-Inschrift II, 212, Nr. 92 besteht es aus einem nach links
offenen Halbkreis mit einer Barrein der Mitte. Bühleri) faßte es als ein Inter-
punktionszeichen; ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß wir darin ein
Mangalazeichen zu sehen habend).
Aus der Vergleichung der einzelnen Zeichen geht mit Sicherheit her-
vor, daß die Handschrift, der unsere Fragmente angehören, in der
Zeit der Kusanas geschrieben ist, und wenn wir in Betracht ziehen, daß
im allgemeinen Handschriften entwickeltere Formen aufzuweisen pflegen als
gleichzeitige Inschriften, in den Fragmenten aber in einer Reihe von Fällen
gerade die älteren Formen auftreten, so werden wir die Entstehungszeit der
Handschrift eher in die Zeit des Kaniska und Huviska als in die des Väsudeva
verlegen müssen. Nun sind bekanntlich die Ansichten über die Regierungs-
zeit der Kaniska noch sehr geteilt. Es ist hier nicht der Ort, die zehn oder
elf Theorien 3)^ die man bisher aufgestellt hat, auf ihre Richtigkeit zu unter-
suchen. Nachdem Fleet und O. Franke4) unabhängig voneinander und auf
ganz verschiedenen Wegen zu der Erkenntnis gelangt sind, daß die beiden
Kadphises nicht vor, sondern hinter Kaniska gehören, erscheint mir persön-
lich die zuerst von Cunningham ausgesprochene und nach ihm von Fleet
nachdrücklich vertretene Ansicht, daß Kaniska der Stifter der sogenannten
Mälava- oder Vikrama-Ära sei, die bei weitem wahrscheinlichste. Darnach
würden unsere Fragmente aus der Zeit um den Beginn der christlichen Ara
stammen. Wer Kaniska in das erste nachchristliche Jahrhundert oder, wie
V. A. Smith, in die Mitte des zweiten Jahrhunderts versetzt, wird dement-
sprechend auch die Entstehungszeit der Fragmente herabsetzen müssen 5). Auf
jeden Fall aber bleiben sie die ältesten Handschriftenreste, die uns
überhaupt aus Indien erhalten sind.

Q Ep. Ind. II, 212, Note 37; Indische Palaeographie, S. 84, wo auch andere, dem unsern
ähnliche Zeichen aus späterer Zeit beschrieben werden.
Q Für ein Mangala halte ich auch das Zeichen, das später über ein verwischtes am Rande
der Vorderseite von 3 geschrieben ist. Ich habe es durch wfedergegeben.
3) Man findet sie zusammengestellt bei V. A. Smith, JRAS. 1903, p. 2 ff., und O. Franke,
Beiträge aus chinesischen Quellen zur Kenntnis der Türkvölker und Skythen Zentralasiens,
S. 62 f.
4) Fleet, JRAS/1903, p. 334; vgl. auch ebd. 1907, p. 1048; Franke, a. a. O. S. 93 ff.
5) Von der Theorie von R. G. und D.R. Bhandarkar, daß der Anfang der Regierungszeit
des Kaniska in das Jahr 278 n. Chr. falle (»A Kushana Stone-Inscription« und »A Peep into the
Early History of India« J. Bo. Br. RAS. Vol. XX, p. 293ff.; 385 ff.), sehe ich hier ab, da sie mit
 
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