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— 63 —
Diese Dichtung, was immer ihre Anfänge waren, ist jedenfalls seit dem
zweiten Jahrhundert v. Chr. keine Volkspoesie mehr. Neben der Dichtung in
Alt-Prakrit bestand die Kävya-Dichtung in Sanskrit. Bühler hat das Sansknt-
Kävya für das zweite Jahrhundert n. Chr. nachgewiesen. Aus dieser Zeit
stammt die von ihm ausführlich behandelte Girnär-Inschrift des Rudradämani).
Schon vor Bühler hatte Kielhorn auf die zahlreichen Fragmente von Sanskrit-
Strophen im Mahäbhäsya als Zeugen für ein Kävya in vorchristlicher Zeit
hingewiesen-). Jetzt ist das Beweismaterial bedeutend vermehrt. Von dem
Buddhacarita des Asvaghosa, das Bühler 1890 nur in der chinesischen Über-
setzung kannte, liegt uns jetzt die erste Hälfte im Originale vor. Es ist ein
Mahäkävya so gut wie der Kumärasambhava oder der Raghuvaiiisa. Asva-
ghosas Süträlamkära ist uns ebenfalls in chinesischer Übersetzung erhalten.
HuberS) hat Bruchstücke davon aber auch im Divyävadäna nachgewiesen,
und ich habe jetzt Fragmente des Werkes in einer Palmblatthandschrift
der Gupta-Zeit aufgefunden. Darnach kann es keinem Zweifel unterliegen,
daß auch der Süträlamkära im Kävyastile abgefaßt war. Es ist ein 772zW;y
Awyyy. Aus derselben Zeit, also meiner Ansicht nach aus dem ersten
vorchristlichen Jahrhundert, stammen wahrscheinlich auch unsere Dramen.
Das Sanskrit-Kävya aber muß noch bedeutend älter sein, denn das Buddha-
carita ist sicher jünger als das Rämäyana. Das konnte man schon aus dem
Stile der beiden Werke schließen; jetzt tritt ein absolut sicheres äußeres
Zeugnis hinzu: in der 2^ten Erzählung des Süträlamkära werden das
Rämäyana und das Bhärata4) direkt erwähnt, und zwar in einer Weise, die
darauf schließen läßt, daß sie sich allgemeinen Ansehens erfreuten 5).
Unter dem Einfluß dieser Sanskritdichtung steht die jüngere Dichtung
in Alt-Prakrit. Das hat für die Näsik-Inschrift Bühler gezeigt. Das gleiche
läßt sich für die Inschrift des Khäravela zeigen, wenn auch der Stil hier
noch wesentlich einfacher ist^p In den Prakritstellen unseres Dramas tritt
der Einfluß des Kävya weniger hervor. Das ist zum Teil in der Sache
begründet; im Prosadialog des Dramas spielen die Alamkäras naturgemäß
eine geringere Rolle. Zum Teil wird es die Schuld der fragmentarischen
') A. a. O. S. 45 ff.
3) Ind. Ant. vol. XIV, p. 326 f.
3) Bulletin de l'Ecole Frangaise d'Extreme Orient, tome IV, p. yoQff.
4) Im Chinesischen P'o-Io-t'a. Das hier Bhärata steht, nicht Mahäbhärata, ist vielleicht
nicht unwichtig. Vgl. Levi, Journ. As. S. X, tome 12, p. 86 f.
5) Diese Tatsachen stehen im schärfsten Gegensätze zu der von R. Otto Franke in seinem
Buche »Pali und Sanskrit« aufgestellten Theorie, daß vom 3. vorchristlichen Jahrhundert bis zum
4. nachchristlichen Jahrhundert das »sekundäre« Sanskrit aus dem eigentlichen Indien ganz ver-
schwunden gewesen sei. Die Inschriften, auf die sich Franke stützt, können in dieser Hinsicht
gar nichts beweisen. Sie zeigen nur, daß in der angegebenen Periode das Sanskrit allmählich
zur offiziellen Geschäftssprache wurde, was unzweifelhaft mit dem Erstarken des Brahmanentums
. zusammenhängt. Ich stimme in der Ablehnung der Frankeschen Theorie, für die m. E. auch
nicht der Schatten eines Beweises erbracht ist, durchaus mit Windisch überein, auf dessen
Ausführungen in den Actes du XlVe Congres Intern, des Orientalistes, tome I, p. 252 ff.,
ich verweise.
6) Im einzelnen hoffe ich das in meiner Ausgabe der Inschrift zu zeigen.
 
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