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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0061

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Zur Sage von Rsyasrnga

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liehe Anschauung wiedergeben, ergibt sich teils aus Parallelstellen in der
übrigen Literatur, teils aus allgemeinen Erwägungen. ceümä-
heißt es Mbh. XIV, 43, 34; von den Mmü ye den
Wünschen, die im Herzen sitzen, wird im !$atapathabr. (XIV, 7, 2, 9) ge-
sprochen. Es ist ferner aus den Kävyas und der Erzählungsliteratur zur Ge-
nüge bekannt, daß nach indischem Glauben die Wünsche einer Schwangeren
unbedingt erfüllt werden müssen, damit das Kind keinen Schaden leide *).
Auch wird die Xatur des Wunsches als Vorbedeutung für den Charakter des
Kindes betrachtet^). Beides ist aber nur verständlich, wenn diese doAudug als
wirklich aus zwei Herzen kommend gefaßt werden, nicht nur aus dem der
Mutter, sondern auch aus dem des Kindes. Der Name ist also nicht um-
sonst gewählt.

Zur Sage von Rsyasrnga.
Im Jahre 1897 habe ich in diesen Nachrichten einen Aufsatz über die
Rsyasrhga-Sage veröffentlicht, in dem ich unter anderem auch den Nach-
weis zu führen versuchte, daß der Text der Sage in der Form, wie er heute
im Mahäbhärata steht, nicht ursprünglich sei, sondern eine Überarbeitung
erfahren habe. In dem 1899 erschienenen ersten Bande seiner Mahäbhärata-
Studien hat Dahlmann diesen Versuch einer Kritik unterzogen und ist da-
bei zu dem Resultat gelangt, daß meine Methode "unhaltbar und willkür-
lich' sei3). Handelte es sich hier lediglich darum, ob Dahlmann ein paar
Verse für echt hält, die meiner Ansicht nach interpoliert sind, so könnte
die Sache füglich auf sich beruhen. Allein wir haben es hier mit einer
Frage von prinzipieller Bedeutung zu tun, mit der Frage, ob wir an das
Mahäbhärata denselben Maßstab philologischer Kritik legen dürfen, mit
dem wir jedes andere literarische Werk zu messen gewöhnt sind, oder ob
tatsächlich dem indischen Epos gegenüber die Kritik keine Berechtigung
hat, und so verlohnt es sich wohl der Mühe, noch einmal auf die Sache
zurückzukommen.
Ich hatte in jenem Aufsatze auf gewisse innere Widersprüche in
der Darstellung der Sage hingewiesen und war bei genauerer Untersuchung
zu dem Resultate gelangt, daß sie ihren Ursprung nachträglicher Über-
arbeitung verdankten. Dahlmann erklärt (S. 283), daß meiner ganzen
Argumentation die kritische Grundlage fehle, und begründet dies Urteil
in folgender Weise:
"Das Epos nahm viele Sagen auf, unbekümmert darum, ob in den
Einzelheiten der Darstellung Übereinstimmung waltete oder nicht. Die
Zykliker hatten die Sammlungen dieser Art vorbereitet. Die verschiedensten

i) Siehe auch Yäjn. III, 79: yar&Ao do$a?% aväpaayäö
Siehe Susruta und Bhävaprakäsa a. a. O.
3) S. XXXIV.
 
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