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Lüders, Heinrich
Philologica Indica: ausgewählte kleine Schriften von Heinrich Lüders ; Festgabe zum siebzigsten Geburtstage am 25. Juni 1939 dargebracht von Kollegen, Freunden und Schülern — Göttingen, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.37426#0477

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Die säkischen Mura

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Stammeshäuptlinge haben für Späher keine Verwendung. Wir werden
daher annehmen dürfen, daß schon in arischer Zeit ähnliche Verhältnisse
geherrscht haben, wie sie uns in historischer Zeit etwa bei den noma-
disierenden Sahen oder Massageten entgegentreten, und die Erwägung,
daß das siegreiche Vordringen der Arier über gewaltige Ländergebiete
kaum ohne die Leitung einer Zentralgewalt denkbar ist, scheint mir nur
geeignet, diese Annahme zu unterstützen.

Die säkischen Mura.
In der Sprache, die als nordarisch, ostiranisch, altkliotanisch oder
sakisch bezeichnet wird, gab es ein umfangreiches buddhistisches Dicht-
werk, von dem Leumann und Konow bereits früher Bruchstücke ver-
öffentlicht hatten. Jetzt hat Leumann wiederum gegen 250 Strophen aus
diesem Werk mitgeteilt, darunter einen größeren zusammenhängenden
Abschnitt, der eine Maitreyasamiti enthält ^). Die Ausgabe ist von einer
Übersetzung begleitet, die ein glänzendes Zeugnis für den Scharfsinn ab-
legt, mit dem Leumann die Schwierigkeiten der unbekannten Sprache
bemeistert hat. Auf dem Titelblatt nennt er diese nordarisch, und zur
Rechtfertigung dieses Ausdruckes bemerkt er S. 9:
"Soll ich mich nebenbei auch noch entschuldigen wegen des Ausdruckes
'nordarisch'? Einige Zeit, nachdem ich ihn eingeführt hatte, hat doch
Lüders gezeigt, daß 'sakisch' etwas bestimmtere Vorstellungen erwecken
würde. Ich habe die Zulässigkeit dieser letzteren Bezeichnung selber auch
schon vor mehreren Jahren bemerkt auf Grund einer Strophenzeile unserer
nordarischen Maitreya-samiti. Aber deswegen nun die neue Sprache
'sakisch' statt 'nordarisch' zu nennen, schien mir doch nicht nötig, um so
weniger als mir der neue Name zu unschön und zu undeutsch klingt. Eher
würde ich die Sprache angesichts der Schwierigkeiten, die sie noch bietet,
auf echt bayrisch eine sakrische heißen.'
Ich halte es für überflüssig, näher auf diese Ausführungen einzugehen.
Nur das eine sei hier nochmals hervorgehoben: ganz gleichgültig, wie man
sich zu der Frage stellt, ob die namenlose Sprache die Sprache oder eine
der Sprachen der Sakas gewesen sei oder nicht — der Name 'nordarisch'
kommt ihr jedenfalls nicht zu. Er ist aus der Vorstellung heraus ent-
standen, daß 'ebensowenig wie die Lehnworte auch die Originalworte des
Idioms eine direkte Zugehörigkeit desselben, sei es zum iranischen, sei es
zum indischen Zweig des indogermanischen Sprachstammes, zulassen'
(Leumann, ZDMG. LXII, S. 84). Daß das völlig unrichtig ist, daß diese
i) Maitreya-samiti, das Zukunftsideal der Buddhisten. Die nordarische Schil-
derung in Text und Übersetzung nebst sieben anderen Schilderungen in Text oder
Übersetzung. Nebst einer Begründung der indogermanischen Metrik. Von Ernst
Leumann. Straßburg 1919.
 
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