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Vasen von Villeroy & Boch in Mettlach

Die Frauenarbeit.

Es fällt nicht leicht, das vielgestaltige, unbestimmbare Gefüge, das die Frauen
seit Menschengedenken mit Nadel und Faden, mit Spinnrocken und Webstuhl,
und mit so vielem anderen oft absonderlichen Werkzeuge zu schasfen haben und
zu erfinden verstehen, mit klügelndem Sinne zu beleuchten, zu erklären, ihm
Zweck und Bestimmung abzufragen, und das Unfassbare in Reih und Glied zu
stellen, um es vergleichender Betrachtung zu unterziehen. Und doch muss auch
die Frauenarbeit, das regellos erfundene, undefmirbare Gebilde, die kühle Kritik
über sich ergehen lassen, da es sich nun einmal hinausgewagt hat in die Schran-
ken, in welchen Tausende der Werke des ewig rastlos erfindenden Menschengei-
stes, gleich ihm, vor dem Urtheile der Mitwelt fallen oder bestehen.
Solche Kritik scheint um so mehr am Platze, als sich die Aufmerksamkeit
der Betheiligten seit neuerer Zeit der Frauenarbeit als Industriezweig immer mehr
zuzuwenden beginnt, und als da und dort ihre Technik in Produkten der Indu-
strie und des Gewerbes zu bedeutender Geltung gelangt. Die Erfindungen, die
Umgestaltungen auf dem weiten Gebiete der Frauenarbeit hören hierdurch auf,
bedeutungslos zu sein, und die Richtigkeit der Arbeit, ihr Schönheitsgrad, ihre
Zweckmässigkeit sind Lebensfragen für die Arbeit selbst und nicht seiten für
ihre Verfertigerin geworden. Es gibt Arbeiten von hohem Kunstwerth und an-
dere, die eines solchen gänzlich baar sind, es gibt lohnende Arbeiten und nicht
lohnende, es gibt solche, die, auf das Haus beschränkt, das Spielzeug des einzel-
nen Individuums bleiben, und solche, die das Gemeingut von Tausenden von Men-
 
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