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ZEICHEN- UND KUNSTUNTERRICHT.

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Seitenwand eines Kärtchens, in Limousiner Email ausgesührt von Hans Macht in Wien.

Zeichen- und Kunstunterricht.

Welche Vortheile der Industrie durch eine geregelte Pssege des Kunstunter-
richtes erwachsen, hat in den letzten zwei Decennien wohl am schlagendsten
England bewiesen. Die Thätigkeit des «Departement of Sciene and Art» hatte
schon bei den früheren Weltausstellungen in dieser Hinsicht Ersolge auszuweisen,
die selbst der auf diesem Gebiete leitenden Grossmacht Frankreich Respect ein-
ssössten. Die Mittel, deren sich England zur Förderung der industriellen Kunst
bediente, liesen in drei Hauptpunkten zusammen: i) in der Gründung öfsentli-
cher Museen sür Kunstindustrie «als der wahren Lehrer eines sreien Volkes,»
wie Gottsr. Semper in seinen «Vorschlägen» sie damals bezeichnete; 2) in der
Erziehung" tüchtiger Lehrer für Kunstschulen und der Errichtung solcher Anstalten,
in denen dieselben ihre Verwendung finden können und 3) in der Errichtung von
Elementar-Zeichenschulen, durch welche die Elemente der Kunst zu einem Be-
standtheil der nationalen Erziehung gemacht werden. Als Centralsteile wurde
die nationale Kunstschule in South-Kensington mit einem Seminar zur Heranbil-
dung von Lehrern gegründet und zugleich Museen und Sammlungen angelegt,
durch welche sämmtliche Schulen in den Provinzen beeinssusst und einheitlich
dem bestimmten Ziele zugesührt wurden.
Bis heute ist die Zahl der «Schools os Art» in den verschiedenen Provinzen
Englands aus über Hundert angewachsen, und durch sie wurde in erster Linie
jene Umwandlung vollzogen, deren Grundideen dann auch bei anderen Nationen
Ausnahme sanden. Zunächst war es Oesterreich, welches nach ähnlichen Grund-
sätzen einerseits das Volk zur Kunst herzuziehen und andererseits direct aus die
Thätigkeit der Kunstindustrie einzuwirken suchte. Das im Jahre 1864 in den beschei-
denen Räumen am Ballplatze eröfsnete Wiener «Museum für Kunst und Industrie»
hat bis zum heutigen Tage, wo das neue stattliche Haus am Stubenring den
reichen Sammlungen und der Kunstschule abermals zu enge wird, in umfassender
Weise seinen Einssuss aus den Geschmack geltend gemacht und nahm nicht ge-
ringen Antheil an der hervorragenden Stellung der österreichischen Industrie aus
der Weltausstellung. Die Kunstschulen Frankreichs, die es bisher mit den Prin-
 
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