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Lux, Joseph August
Schöne Gartenkunst — Führer zur Kunst, Band 8: Esslingen: Paul Neff Verlag (Max Schreiber), 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.67356#0010
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Schöne Gartenkunst

Wohnhauses die Gassenseite. Was schöne gemauerte Garten-
gassen bedeuten, wußten schon die alten Aegypter. Einzelne
überragende Bäume deuteten die gartenkünstlerische Schönheit
an, die sich im Innern des abgeschlossenen Bezirks entfaltete.
Wir erkennen sie als Meister der künstlerischen Schauvorberei-
tung an ihren monumentalen Bauwerken, mit der die Ent-
wicklung einer stilistischen Gartenkunst zusammenhängt. In
ihren Säulen ist das Urbild von Lotos und Palme symbolisiert.
Die rhythmische Ordnung der Säulenstellung hat auch für die
Gartenkunst Bedeutung insofern, als auch dort die stilistische
Anordnung der Solitärpflanzen auftritt und den Garten als
Gegensatz zur landschaftlichen Natur charakterisiert.
Ein anderer Ursitz hochentwickelter Gartenkultur war
Mesopotamien. Von der legendären Schönheit assyrischer
Königsgärten geben die Reliefs aus dem Palast zu Kujund-
schik eine dürftige Anschauung, die immerhin das Zeugnis
einer hohen Entwicklung gibt. Das Liebesmahl in der Laube
eines Lustgartens, umgeben von Dienern und Fächerträgern
im strengen Aufzug, sind zwar ein kleiner, aber vielsagender
Ausschnitt aus dem üppigen Palastleben, dessen strenges
Zeremoniell logischermaßen auch der Gartenkunst das stil-
volle Gepräge gibt. Die berühmten hängenden Gärten, von
der Sage der Semiramis zugeschrieben, sind das Werk babyloni-
scher Kunst. Nebukadnezar ließ diese Gärten, von deren Be-
wunderung das Altertum erfüllt ist, für seine Gemahlin Amythis
anlegen, um ihr die Berge ihrer medischen Heimat zu ersetzen.
Diese Gärten waren ein langer Terrassenbau in der Breite von
125 Metern, der sich auf säulengetragenen Schwibbogen bis
zur Höhe der Stadtmauer erhob. Auf die Schwibbogen waren
Steinplatten gelegt; ein Gemisch von Rohr, Gips und Asphalt
bildete eine wasserdichte Grundlage, auf der eine hohe Schicht
Erde aufgehäuft wurde, so daß große Bäume darin wurzeln
konnten. Besonders ausgeprägt war die Liebe zu den Gärten
und Bäumen bei den alten Persern. Die Kultur der Wälder
war den Satrapen als Pflicht aufgetragen, selbst die Post-
stationen waren auch in wüsten und kahlen Gegenden mit
schattigen Gartenanlagen versehen. Von Xerxes wird gesagt,
daß er einem schönen Platanenbaum in Lydien Goldschmuck
anlegen ließ und einen Wächter bestellte, den Baum zu pflegen
 
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