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Mackensen, Michael; Faber, Andrea; Mackensen, Michael [Contr.]
Das römische Gräberfeld auf der Keckwiese in Kempten (1,1): Gräber und Grabanlagen des 1. und 4. Jahrhunderts: Text — Kallmünz: Verlag Michael Lassleben, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70067#0201

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Schnallenbügel18; auch dieses zweifelsohne mediter-
rane Stück zeigt auf der Beschlagrückseite drei
knopfartige Niete le.
Die Befestigung von qualitätvoll gearbeiteten,
wertvollen Gürtelbestandteilen mittels knopfartiger
Niete am ledernen Leibgurt läßt sich aufgrund der
Vergleichsstücke als mediterrane Besonderheit er-
kennen; folglich kann man auch für Schnalle und
Beschlag aus Grab 367 eine Herstellung im medi-
terranen Bereich annehmen.
Eine ultramarinblaue, würfelförmige Glasperle,
die in Grab 316 aufgefunden wurde (Taf. 172, 1;
196, 7), läßt sich in etwa dem mittleren Drittel
des 4. Jahrhunderts zuweisen17, wohingegen die
nähere Datierung eines wohl als Schnallendorn an-
zusprechenden Fragmentes (Taf. 127, 6) nicht mög-
lich ist. Die walzenförmige, dunkelgelbgrün-opake
Glasperle aus Grab 331 (Taf. 130, 12; 172,5;
196,6) gehört dem mittleren und letzten Drittel
des 4. Jahrhunderts an 18. Grab 386 barg in der
Einfüllung die Wandscherbe eines Glasbechers mit
blauen Noppen aus dem 4. Jahrhundert19. Eben-
falls dem 4. Jahrhundert sind ein Fingerring mit

kreisaugenverzierter Ringplatte (Taf. 152, 1; 196,
5)20 sowie ein Einhenkelkrug mit eiförmigem Kör-
per und Zylinderhals (Taf. 152, 6; 197,1) in Grab
391 zuzuweisen21. Mit Hilfe eines Centenionalis
des Constantius II. der Prägeperiode 351/60 ist
Grab 326 in das dritte Viertel des 4. Jahrhunderts
zu datieren 22. Für eine nähere zeitliche Einordnung
von Grab 263 wenig brauchbar ist dagegen ein
Denar des Septimius Severus 23.
Aufgrund der Fundlage am Kinn kann man für
eine verzinnte Scharnierfibel mit kreuzförmigem
Bügel aus Grab 262 (Taf. 107, 1), der Nadel und
Nadelrast fehlen, sicher sekundäre Verwendung
annehmen 24. Ungewiß ist die zweite Verwendung
eines Amulettringes (Form 1-6) aus Grab 282 (Taf.
115, l)25. Gesichert dürfte die Wiederverwendung
eines verbrannten As des Augustus für Tiberius in
Grab 331 aufgrund der Fundlage neben dem Kopf
sein26. Bei den Körperbestattungen 324, 334 und
386 ist sekundäre Verwendung der in den Grab-
einfüllungen gefundenen Münzen nicht nachweis-
bar (Taf. 173, 1), da sich auch eine mögliche zu-
fällige Beimengung nicht ausschließen läßt 27.

15) A. Greifenhagen, Schmuckarbeiten in Edelmetall II (1975) 99 Taf. 68, 13; vgl. R. Zahn, Sammlung Baurat
Schiller/Berlin. Werke antiker Kleinkunst (1929) 15. 46 f. Taf. 60 mit ausführlicher Beschreibung.
16) Herrn Prof. Dr. K. Vierneisel (Berlin) sei an dieser Stelle für Fotografien und eine Querschnittskizze vielmals
gedankt. Vgl. ebenso die beiden Goldschnallenbeschläge mit je drei charakteristischen knopfartigen Nieten
auf der Rückseite aus einem Depotfund in Kleinasien: O. M. Dalton, Catalogue of Early Christian Antiquities
and Objects from the Christian East in the British Museum (1901) 40 u. Taf. 4, 253—254. Die Gruppe dieser
Edelmetallschnallen und solcher aus Bronze mit derselben Konstruktion zur Gürtelfixierung wird ausführlich
an anderer Stelle behandelt werden.
17) Keller, Grabfunde 88 Anm. 529. 92; Mackensen, Gräberfeld 451.
18) Keller, Grabfunde 91 Variante c; Mackensen, Gräberfeld 451.
19) Wohl Typ Isings 106b oder 107b. Isings, Roman Glass 127 ff. 134 Anm. 20.
20) Ein ähnliches Exemplar bei Keller, Grabfunde HO Taf. 31, 14; Mackensen, Gräberfeld 450 Abb. 7.
21) Keller, Grabfunde 124; Mackensen, Gräberfeld 450 Abb. 6. -— Keller, Grabfunde 129. 187 Anm. 895a wies
das Ende der Gefäßbeigabe für Südbayern um die Mitte des 4. Jahrhunderts nach.
22) Vgl. Münzliste S. 24 Nr. 69; ähnlich: Mackensen, Gräberfeld 450. — Ein zweites Exemplar C. 45 der Präge-
periode 351/60 kam als Streufund wenig westlich von Grab 362 zutage. Dazu J. Gorecki, Ber. RGK 56,1975,
276 ff.
23) Münzliste S. 24 Nr. 61. Vgl. Anm. 27.
24) Vgl. S. 40. Gegen eine Zuweisung dieser Bestattung ins 1. Jahrhundert aufgrund der Fibel sprechen sowohl
die für die Körperbestattungen des 1. Jahrhunderts herausgearbeiteten Kriterien (vgl. S. 144 ff.) als auch die
Lage innerhalb des spätrömischen Bestattungsplatzes (vgl. Taf. 173, 1).
25) Vgl. S. 42.
26) Münzliste S. 22 Nr. 24; Mackensen, Gräberfeld 451; dazu vgl. J. Gorecki, Ber. RGK 56, 1975, 204. 244 ff.
27) Münzliste S. 23 Nr. 46. 59. 60. — Zu der in der Raetia secunda im 4. Jahrhundert seltenen Münzbeigabe und
zu der nicht ungewöhnlichen Verwendung von Altstücken: Keller, Grabfunde 141 f.

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