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Maeterlinck, Maurice; Oppeln-Bronikowski, Friedrich von [Übers.]
Der Schatz der Armen — Florenz, Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.37324#0036
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unter dieser Bedingung werden einige etwas verstehen. Man muss ge-
duldig warten, bis dies höhere Bewusstsein sich nach und nach bildet.
Möglich, dass dann einer von denen, die da kommen werden, zum
Ausdruck dessen gelangt, was wir alle diesseits der Seele empfinden;
denn sie ist wie das Antlitz des Mondes, das man nicht von Anbeginn der
Welt an gewahrt hat.
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uch in diesem Bereiche sind die
Gesetze unbekannt. Ueber unsem
Häuptern funkelt am Zenith der Stern
der Liebe, die uns vorher bestimmt
ist; und alle unsre Liebschaften werden
bis zuletzt unter den Strahlen und im
Dunstkreise dieses Sternes entstehen.
Mögen wir zur Rechten oder auch zur
Linken, auf den Höhen oder in den
Niederungen wählen, mögen wir, um
herauszukommen aus diesem Zauber-
kreise, den wir um alle Vorgänge
unsres Lebens gezogen fühlen,unsem
Instinkt vergewaltigen und gegen die
Wahl unsres Sternes zu wählen suchen: wir werden doch immer das
Weib wählen, das von dem unveränderlichen Gestirne kommt. Und
wenn wir wie Don Juan tausendunddrei küssen - wenn der Abend da
ist, wo die Arme sich lösen und die Lippen sich trennen, werden wir
erkennen, dass es noch dasselbe Weib ist, das gute oder böse, das zärtliche
oder grausame, das liebende oder ungetreue, das sich vor uns hält...
In Wahrheit kommen wir nie aus dem kleinen Lichtkreise heraus, den
unser Schicksal um unsre Schritte zieht, und man könnte sagen, dass die
entferntesten Menschen Färbung und Ausdehnung dieses unüberschreit-
baren Ringes kennen. Die Farbe dieser geistigen Strahlen ist es, die sie
zuallererst gewahren, und die sie uns lächelnd die Hand reichen oder scheu
zurückziehen heisst. Wir alle kennen uns in einem höheren Bezirke, und
die V orstellung, die ich mir von einem U nbekannten mache, nimmt unmittel-
 
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