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Maeterlinck, Maurice; Oppeln-Bronikowski, Friedrich von [Übers.]
Der Schatz der Armen — Florenz, Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.37324#0043
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G.ROS36 ^

ine grosse Zahl von Werken ist von
regeimässigerer Schönheit als dieses
Buch Ruysbroecks des Grossen. Eine
grosse Zahl von Mystikern sind aus-
drücklicher und ansprechender, unter
andren Swedenborg und Novalis. Es
ist höchst wahrscheinlich, dass seine
Schriften nur selten den Bedürfnissen
von heute entsprechen. Andrerseits
kenne ich auch wenige Schriftsteller,
die ungeschickter sind, als er; er verliert
sich zu Zeiten in seltsame Kindereien;
und die ersten zwanzig Kapitel seiner
„Zierde der geistlichen Hochzeiten",
wiewohl eine vielleicht notwendige Vorbereitung, enthalten nichts als Haue
und fromme Gemeinplätze. Er hat keinerlei äussere Anordnung und
scholastische Logik. Er wiederholt sich oftmals, und scheint zu Zeiten
sich zu widersprechen. Er verbindet die Unwissenheit eines Kindes mit
dem Wissen eines Menschen, der von den Toten zurückgekommen ist.
Er hat einen krampfhaften Satzbau, der mich mehr als Einmal hat schwitzen
lassen. Er führt ein Bild ein und vergisst es. Er gebraucht selbst eine Anzahl
unmöglicher Bilder, eine ungewöhnliche Erscheinung in einem Werke von
Treu und Glauben, die sich nur durch sein linkisches Wesen oder sein
ausserordentliches Hasten erklären lässt. Unbekannt sind ihm die meisten
Kunstgriffe der Sprache; nur vom Unaussprechlichen weiss er zu reden.
Unbekannt sind ihm fast alle Gepflogenheiten, Geschicklichkeiten und
Hilfsmittel philosophischen Denkens; er ist bestrebt, nur das Undenkbare
zu denken. Wenn er uns von seinem kleinen Mönchsgarten spricht, bringt
er es kaum fertig, uns zur Genüge zu sagen, was dort vorgeht; er schreibt
dann wie ein Kind. Er unternimmt es, uns darüber zu belehren, was in
 
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