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Maeterlinck, Maurice; Oppeln-Bronikowski, Friedrich von [Übers.]
Der Schatz der Armen — Florenz, Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.37324#0077
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uns ein Etwas, das sich begrüsst, prüft, ohne unser Wissen befragt, auf
Beziehungen neugierig ist und von Ereignissen spricht, die zu begreifen
uns nicht möglich ist. . .
Ich glaube, Hilde und Solness befinden sich in diesem Zustande und
erkennen sich auf diese Weise. Ihre Vorschläge ähneln dem, was wir
bisher vernommen haben, in keiner Weise, weil der Dichter versucht hat,
in Einem Worte den äussern und innern Dialog zu verschmelzen. Es
walten irgendwelche neuen Kräfte in diesem somnambulen Drama. Alles,
was dort laut wird, verbirgt und eröffnet zugleich die Quellen eines un-
bekannten Lebens. Und wenn wir bisweilen erstaunt sind, so müssen
wir nicht aus den Augen verlieren, dass unsre Seele oft in unsren armen
Augen eine thörichte Macht ist, und dass es im Menschen viele frucht-
barere, tiefere und anziehendere Gegenden giebt, als die der Vernunft
und des Verstandes . . .
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on J ahrhundert zuj ahrhundert, könnte
man sagen, hat ein tragischer Dichter,
„der Dichtkunst Fackel in der Hand,
des Schicksals Labyrinth durchlaufen"
Auf diese Weise haben sie, jeder den
Kräften seiner Stunde gemäss, die
Seele der menschlichen Annalen
niedergelegt und haben somit göttliche
Geschichte gemacht. In ihnen allein
kann man die zahllosen Wandlungen
des grossen, unveränderlichen Ur-
einen verfolgen. Und es ist spannend,
sie zu verfolgen. Denn das Lauterste
in der Seele der Völker findet sich
vielleicht in der Tiefe ihrer Vorstellung, die sie sich von dieser Macht
gemacht haben. Sie starb nie gänzlich, doch giebt es Zeiten, wo sie sich
kaum regt, und in diesen Zeiten empfindet man, dass das Leben weder
-3 . sehr stark, noch sehr tief ist. Sie ward nur ein einziges Mal ohne Abzug
verehrt. Damals war sie selbst für die Götter ein schreckliches Mysterium.
 
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