BEMERKUNGEN ÜBEE DIE ANTIKE MALEKEI.
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deren Abstufungen ist wahrhaft Erstaunen erregend. Selbst mit dem feinsten
Pinsel wäre es schwer srewesen so etwas auszuführen. Die Alten führten auch
Mosaiken mit Stiften von gefärbtem Thon, gebranntem Lehm und Glasmasse
aus. (Plinius Buch XXXVI, cap. 60.)
"Wenn sie uns auch nicht mit Hilfe des Prisma's das grosse Naturgeheimnis«
der Zusammensetzung des Lichts und der Eintheilung der Farben entdeckt haben,
wenn ihnen diese glänzende Lehre auch trotz ihrer Anstrengungen und allem
Nachdenken eftgangen ist, so ist es nicht weniger wahr, dass sie eine Menge
von Farben unterschieden und eigene Namen erfanden, um sie alle zu bezeich-
nen; aber selbst denen, die ihrer Sprache vollkommen mächtig sind, ist es oft
unmöglich, zu ergründen, was sie mit all diesen Namen, welche wir in ihren
Schriften finden, ausdrücken wollten. Man kann sich eine ganz klare Idee von
den Farben machen, welche sie bezeichnen, wenn es sich um die gebräuch-
lichsten und auffallendsten handelt, doch von dem grössten Theil haben wir nur
sehr ungenaue und dunkle Begriffe. Wenn es auch Leser giebt, denen diese
Begriffe genügen mögen, so wird die Wissbegierde Vieler doch lange nicht
befriedigt sein. Um zu untersuchen, ob die Bezeichnung, welche man allgemein
übereingekommen gewissen Farben der Alten zu geben, die richtige ist und die
vieler unklaren zu bestimmen, muss man in den Stellen der alten Autoren nach-
sehen, ob die durch ein griechisches oder lateinisches Wort angegebene Farbe
irgend einem Gegenstande aus der Natur, der so, wie wir ihn noch sehen, existirt
hat, verglichen ist. Die Stoffe des Pflanzenreichs lieferten eine grosse Masse von
Gegenständen zum Vergleiche und diejenigen des Mineralreichs noch mehr, da
diese letzteren weit dauerhafter und unveränderlicher sind. Wir sind gewiss, dass
Gold, Silber, Kupfer und die werthvollen Steine jetzt dieselben Farben haben, als
unter denen sie vor 3000 Jahren bekannt waren. Man darf nicht fürchten, dass
diese Stoffe verwechselt worden sind, noch zweifeln, dass unser Smaragd und unser
Amethyst zum Beispiel nicht diejeiligen der Alten waren. Der Werth, den die
Menschen diesen Naturerzeugnissen stets beigelegt haben, ist die sicherste Garantie,
dass sie uns ohne Verwechselung erhalten worden sind und aus diesem Grunde
dürfen wir auch nicht an der Wahrheit der Farbenbezeichnung anderer Körper
zweifeln. Durch diese Annäherungen und Vergleiche können wir dahin kommen,
uns eine wahre und sichere Idee aller einfachen und zusammengesetzten Farben zu
machen, deren in den alten Schriftstellern Erwähnung gethan ist und uns eine
Scala aller verschiedenen Farbentöne zu formen.
Die Alten benutzten nicht allein die Farben, welche sie aus dem Pflanzen-
und Mineralreich gewannen, zum Färben der Stoffe und der Bestandteile, aus
denen sie zusammengesetzt waren, sondern sie färbten noch eine grosse Zahl
anderer Substanzen damit, wie Leder, Elfenbein, Schildpatt, Horn und selbst
Steine.
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deren Abstufungen ist wahrhaft Erstaunen erregend. Selbst mit dem feinsten
Pinsel wäre es schwer srewesen so etwas auszuführen. Die Alten führten auch
Mosaiken mit Stiften von gefärbtem Thon, gebranntem Lehm und Glasmasse
aus. (Plinius Buch XXXVI, cap. 60.)
"Wenn sie uns auch nicht mit Hilfe des Prisma's das grosse Naturgeheimnis«
der Zusammensetzung des Lichts und der Eintheilung der Farben entdeckt haben,
wenn ihnen diese glänzende Lehre auch trotz ihrer Anstrengungen und allem
Nachdenken eftgangen ist, so ist es nicht weniger wahr, dass sie eine Menge
von Farben unterschieden und eigene Namen erfanden, um sie alle zu bezeich-
nen; aber selbst denen, die ihrer Sprache vollkommen mächtig sind, ist es oft
unmöglich, zu ergründen, was sie mit all diesen Namen, welche wir in ihren
Schriften finden, ausdrücken wollten. Man kann sich eine ganz klare Idee von
den Farben machen, welche sie bezeichnen, wenn es sich um die gebräuch-
lichsten und auffallendsten handelt, doch von dem grössten Theil haben wir nur
sehr ungenaue und dunkle Begriffe. Wenn es auch Leser giebt, denen diese
Begriffe genügen mögen, so wird die Wissbegierde Vieler doch lange nicht
befriedigt sein. Um zu untersuchen, ob die Bezeichnung, welche man allgemein
übereingekommen gewissen Farben der Alten zu geben, die richtige ist und die
vieler unklaren zu bestimmen, muss man in den Stellen der alten Autoren nach-
sehen, ob die durch ein griechisches oder lateinisches Wort angegebene Farbe
irgend einem Gegenstande aus der Natur, der so, wie wir ihn noch sehen, existirt
hat, verglichen ist. Die Stoffe des Pflanzenreichs lieferten eine grosse Masse von
Gegenständen zum Vergleiche und diejenigen des Mineralreichs noch mehr, da
diese letzteren weit dauerhafter und unveränderlicher sind. Wir sind gewiss, dass
Gold, Silber, Kupfer und die werthvollen Steine jetzt dieselben Farben haben, als
unter denen sie vor 3000 Jahren bekannt waren. Man darf nicht fürchten, dass
diese Stoffe verwechselt worden sind, noch zweifeln, dass unser Smaragd und unser
Amethyst zum Beispiel nicht diejeiligen der Alten waren. Der Werth, den die
Menschen diesen Naturerzeugnissen stets beigelegt haben, ist die sicherste Garantie,
dass sie uns ohne Verwechselung erhalten worden sind und aus diesem Grunde
dürfen wir auch nicht an der Wahrheit der Farbenbezeichnung anderer Körper
zweifeln. Durch diese Annäherungen und Vergleiche können wir dahin kommen,
uns eine wahre und sichere Idee aller einfachen und zusammengesetzten Farben zu
machen, deren in den alten Schriftstellern Erwähnung gethan ist und uns eine
Scala aller verschiedenen Farbentöne zu formen.
Die Alten benutzten nicht allein die Farben, welche sie aus dem Pflanzen-
und Mineralreich gewannen, zum Färben der Stoffe und der Bestandteile, aus
denen sie zusammengesetzt waren, sondern sie färbten noch eine grosse Zahl
anderer Substanzen damit, wie Leder, Elfenbein, Schildpatt, Horn und selbst
Steine.
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