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Ausgewählte Werke der Maler des Alterthums: begleitet von einer historischen Notiz über die antike Malerei — Paris, Leipzig, [ca. 1860]

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https://doi.org/10.11588/diglit.5589#0097
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BEMERKUNGEN ÜBER DIE MALER DES ALTERTHUMS.

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des Panoenus wurden die Preiskämpfe zwischen den Malern eingesetzt, sowohl
in Delphi wie in Korinth, es bestätigt dies der Wettstreit oder der „Kampf der
Talente", welchen er als der Erste von Allen gegen Timagoras von Chalcis
unternahm, dem er aber in den Pythischen Spielen unterlag. Diese That-
sache wird durch Verse bestätigt, welche Plinius gelesen hatte und welche, ver-
sichert man, von Timagoras selbst waren, Verse, fügt er hinzu, welche den Ana-
chronismus der Geschichtsschreiber über die Epoche der Anfänge der Kunst be-
weisen.

Parrhasius von Ephesus, Sohn und Schüler des Evenor, beobachtete zuerst
das richtige Verhältniss in der Malerei, gab dem Gesichte Feinheit, den Haaren
Eleganz, dem Munde Lieblichkeit und nach dem Zeugniss der Maler war er am
berühmtesten in semer Manier, wie er den Gegenständen die letzten Pinselstriche
gab, welche sie abschlössen und beendeten. Es ist, wie Plinius nach den Schriften
der beiden Maler Antigonus und Xenocrat berichtet, ein grosses Verdienst, die Mitte
der Körper gut zu malen, indessen mehrere haben diesen Ruhm gehabt, aber aus-
zudrücken, wie die Körper abschliessen, was sich den Umrissen nähert, was die
Formen wiedergiebt, das ist ein seltener Erfolg, denn die den Umrissen benachbarten
Partien sollen sich von selbst einhüllen, sollen endigen und doch noch etwas ver-
sprechen und selbst ausdrücken, was sie verbergen. In Wahrheit, wenn die gemal-
ten Gegenstände, welche in der Natur Relief haben, auf der Malerei mit den Um-
rissen aufzuhören scheinen, so stellen sie nur platte Gegenstände vor, denen Rundung
fehlt. Das Lob, welches man hier Parrhasius spendet, verdiente hauptsächlich wohl
Correggio, aber der ephesische Maler, weniger glücklich als der lombardische,
war sich nicht gleich in der Kunst das zu behandeln, was die Künstler
die Mitte nennen. Plinius spricht von einem Gemälde des Parrhasius , welches
das atheniensische Volk darstellte. Es scheint, dass es ein Gemälde von nur
einer Figur war und dass dieser Gegenstand mehrere Male von Malern und Bild-
hauern gewählt worden ist; unter andern von Euphranor, Lyson , Leochares.
Aber wenn Plinius hinzufügt, dass es das Vorhaben des Parrhasius war, das
atheniensische Volk unbeständig, heftig, ungerecht und zu gleicher Zeit erbitt-
lich, gnädig, mitleidig, hochmüthig, wild und feige darzustellen, so fühlt man,
dass eine derartige Zeichnung nicht durch die Darstellung einer einzigen Figur
ausgedrückt werden konnte, weil die Malerei nur einen Augenblick darstellen
kann, und die Wiedergabe dieser verschiedenen Leidenschaften aufeinander-
folgende Augenblicke bedingt. Unter den berühmten Werken des Parrhasius
waren zwei Gemälde besonders ausgezeichnet, jedes stellte einen der starkbewaff-
neten Soldaten vor, welche die Griechen Opliten nannten. Einer schien mit so
grosser Heftigkeit in den Kampf zu stürzen, dass man glaubte an ihm den Schweiss
herabrieseln zu sehen; der andere entledigte sich seiner Waffen und schien voll-
ständig erschöpft zu sein. Man kann bemerken , dass mäh von dieser Zeit an
 
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