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Ausgewählte Werke der Maler des Alterthums: begleitet von einer historischen Notiz über die antike Malerei — Paris, Leipzig, [ca. 1860]

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https://doi.org/10.11588/diglit.5589#0099
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BEMERKUNGEN ÜBER DIE MALER DES ALTERTHUMS.

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einen Blumenkranz hat. Man rühmte noch seinen Aeneas, so wie seine Dios-
kuren, auf demselben Gemälde gemalt, seinen Telephus, seinen Achilles,
seinen Agamemnon und seinen Ulysses, alles Werke, welche grosse Berühmt-
heit hatten. Parrhasius gab sich den Beinamen Abrodiaetus, was sagen will:
Mensch in steter Wonne lebend; er ging in der Eitelkeit selbst so weit, sich als
einen Abkömmling des Apollo auszugeben. Er behauptete, den Hercules von
Lindos nach ihm selbst gemalt zu haben, da er ihm oft im Traume er-
schienen sei. Ein G emälde , auf welchem er Ajax, dem Ulysses die Waf-
fen des Achilles streitig machend, dargestellt hatte, wurde einem andern
Gemälde von Timantus, welches denselben Gegenstand behandelte, nachgestellt.
Unwillig über dieses Urtheil, rief er aus: ,,Ajax ist wirklich zu beklagen , ein
zweites Mal von einem seiner unwürdigen Gegner besiegt zu sein." Parrhasius hat
auch über die Malerei geschrieben.

P a si a s muss ein sehr geschickter Maler gewesen sein, denn es galt für Eri-
gonus als sehr ruhmvoll, ihn ausgebildet zu haben. Er war ein Bruder des
Modelleurs Eginetus.

Pausanias zeichnete sich aus, Scenen der Lust und Schwelgerei zu malen
und war in diesem Genre der Malerei ein Rival von Aristides und Nicomachus.
Athenäus stellt ihn unter die Zahl der Künstler, welche die Alten Pornographen
nannten.

Pausias von Sicyon war zuerst Schüler von Briësios, seinem Vater, und später
von Pamphylus. Wir haben gesehen, dass Apelles, Schüler des Pamphylus,
glaubte, sich einige Zeit unter die Leitung der Meister von Sicyon begeben zu
müssen, um sich mehr Ansehen zu verschaffen, und hier tritt ein Maler von
Sicyon mit vielen Kosten in die Schule des Pamphylus. Es ist dies eine der
vielen Schwierigkeiten, welche sich in der Kunstgeschichte der Alten finden. Pau-
sias malte in Enkaustik und war der Erste, welcher sich durch sein Talent aus-
zeichnete. Er wollte die früher von Polygnotus in Thespiä gemalten Mauer-
gemälde mit dem Pinsel ausbessern, zeigte sich aber unfähiger dabei, als er es
war, weil er nicht in seinem Genre gearbeitet hatte. Es scheint dies zu bewei-
sen, wie Scheffer bemerkt, welcher in den Wissenschaften erfahren und in der
Kunst zu malen unterrichtet war, dass die Enkaustikmalerei der Alten nicht mit
dem Pinsel gemalt wurde, sondern dass die Arbeit, ähnlich der Mosaik, aus
aneinandergefügten Stücken Wachs hergestellt wurde, welche man mittels eiserner
Stifte befestigte und dass man die Arbeit dann dem Einflüsse des Feuers unter-
warf. Pausias war der Erste, welcher Zimmerdecken malte. Bis dahin war es
nicht Gebrauch, die Gemächer auf diese Weise zu schmücken. Obgleich er auf
der Stufe der ijrössten Maler stand, liebte er es doch kleine Gemälde zu machen
und stellte mit Vorliebe Kinder dar. Die Neider behaupteten, er thäte dies des-
halb, weil er langsam malte. Dieser Vorwurf reizte ihn, und um zu zeigen, dass

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