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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0016
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Die Pariser Weltausstellung in "Wort und Bild.

Monate tritt sogar, die Weltausstellung zu Paris in den
Vordergrund des internationalen Wettstreites. Unsere
Industrie, eingedenk der Lehren von Philadelphia und
der Erfolge von Chicago, hat die Wichtigkeit dieser Aus-
stellung richtig erkannt und wird dementsprechend . auf
ihr vertreten sein.

Wer Uebersee-Handel betreibt, muss auch Uebersee-
Politik betreiben. Ohne dass die staatlichen Gewalten
dem Kaufmann und Fabrikanten ins Ausland folgen und
ihm. vorsorgend Platz machen und Schutz gewähren, so
weit dies in ihrer.Macht liegt, ist eine Erhaltung und Er-
weiterung der fremden Absatzgebiete nicht mehr möglich.

die Arena treten, kann nur ein starkes, solide auferbautes
und mit festen Verbindungssträngen verankertes Deutsch-
land seinen Platz behaupten.

Das Gebäude wirtschaftlicher und industrieller Ent-
wicklung, welches wir in dem letzten Jahrzehnt aufgeführt
haben, ist auf dem breitesten Fundament errichtet und
zeigt Festigkeit und Gesundheit in allen Teilen. Wir
sind die führende Nation geworden auf einer ganzen
Reihe von industriellen Gebieten, unter anderen gerade
auf solchen, welche man als die allermodernsten be-
zeichnen, muss. Es heisst, dass die Weltausstellung in
Paris unter dem Zeichen der Elektricität stehen werde:

Gesamtansicht des Marsfeldes, vom Trocadero aus gesehen.

Für unsere Staatsleitung, für unsere gesamte Inter-
essen-Vertretung, ja, für unser ganzes Volk ist der Augen-
blick gekommen, in dem wir uns entscheiden müssen, ob
wir eine konsequente Weltpolitik aufnehmen wollen. Von
dieser Entscheidung hängt es ab, ob Deutschland am Ende
des gegenwärtigen Jahrhunderts ein grosses Weltreich,
oder ob es zu völliger politischer Bedeutungslosigkeit
herabgesunken sein wird. Die britische Macht ist im
Rückgang begriffen: dieser Rückgang ist in erster Linie
auf deutschen Fortschritt zurückzuführen. Das junge, neu
aufstrebende Nord - Amerika tritt prätentiös und breit-
spurigen Schrittes auf den Plan und sucht uns die neuen
Eroberungen streitig zu machen. Im Hintergrunde aber
lauert der slavische Koloss, sich dereinst mit Kräften,
die heute noch gebunden erscheinen, auf die westliche
Kulturwelt zu stürzen. Wo solche Riesengewalten in

nun wohl, auf dem Felde der elektrischen Industrie'
herrscht Deutschland. Die Erfolge der deutschen chemi-
schen Industrie kennt die Welt: es steht zu erwarten, dass
wir in Paris gerade für die gewinnreichsten Branchen
auf diesem Gebiete unerreicht dastehen werden. Denn
der Siegeszug, den die deutsche chemische Industrie durch
die Welt gemacht hat, ist beispiellos. Ueberall ist sie
eingedrungen und sogar Naturprodukte, welche als Welt-
handels-Artikel ersten Ranges aufzufassen sind, werden
durch sie in ihrem Bestände bedrängt. So kommt soeben
aus Indien die Nachricht, dass die Indigo-Pflanzung durch
die Konkurrenz des deutschen synthetischen (d. h. auf
chemischem Wege hergestellten) Indigo ernstlich bedroht
wäre. Man schlägt vor, die mit künstlichem Indigo ge-
färbten Tuche etc. durch die Einführung eines Handels-
marken-Zwanges besonders zu kennzeichnen. Wer weiss,
 
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