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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0018
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Die Pariser Weltausstellung- in Wort und Bild.

Die Ausstellungspaläste auf dem Marsfelde, vom Eiffelturm aus gesehen.

ob nicht diese Kennzeichnung erst recht zum Nutzen
des deutschen chemischen Produktes ausschlagen würde!
— Noch als wir im Jahre 1879 eine Tarifreform im
Schutzzoll nerischen Sinne als richtig erkannten, gab es
einen Export der deutschen Textilindustrie nicht in
beträchtlichem Umfange. Heute ist dieser Zweig der
| deutschen Gewerbethätigkeit so stark entwickelt, dass
'nicht weniger als 23—24% unserer gesamten Ausfuhr der
Textilindustrie angehören.

Wie aber steht es mit unserer Konkurrenz? Wir
werden unzweifelhaft eine grosse Reihe englischer
Fabrikate vorfinden, die in ihrer Eigenart und in ihrer
vorzüglichen Qualität von uns nicht übertroffen werden
können. Behauptet doch die englische Produktion für
ihre Produkte noch immer den grössten Markt. Der
prozentuale Anteil am Welthandel jedoch ist seit 1882
für Deutschland beträchtlich gestiegen, für England ist
er gefallen.

Es hatten Anteil am Welthandel in Prozenten:

1882 1890 1898

10,9
9,7
18,4
9,9

Aus der eben angeführten Zahlenreihe ergiebt sich
ein starker Rückgang des französischen Ausfuhrhandels.
Es ist möglich, dass uns Frankreich, abgesehen von einer
Reihe von Naturprodukten, über welche dieses reiche, ge-
segnete Land verfügt, auch auf dem Gebiete der Ge-
schmacksmuster, vielleicht auch auf einzelnen anderen
Specialgebieten übertreffen wird; allein für den Vergleich
zwischen Deutschland und Frankreich gilt noch mehr als
für den zwischen anderen Ländern, dass das erstgenannte
im wirtschaftlichen Aufschwünge, das letztgenannte im

Deutschland . .

10,3

10,9

1.1,3

Frankreich . . .

11,1

9,7

8,3

Grossbritannien .

13,7

18,4

16,8

Vereinigte Staaten

9,9

9,9

9,7

wirtschaftlichen
Niedergange be-
griffenist. Manlese
das bekannte Buch

von Maurice
Schwob„Le danger
allemand", welches
diesen Niedergang
von Markt zu Markt-

statistisch und
zahlen massig nach-
weist.

Es bleibt das
Problem der Be-
seitigung der Ge-
fahr, welche durch
die immer wach-
sende Konkurrenz
der Vereinigten

Staaten von
Amerika heran-
rückt. Kein Land
der Erde ist so aus-
gestattet, wie
dieses; die Union
umfasst alle
Klimate, alle Lebensbedingungen für die Rohproduktion
und die Manufaktur, es repräsentiert den einzigen
Staat, welcher innerhalb seiner handelspolitischen
Grenzen nicht nur Naturprodukte allerersten Ranges
in Mannigfaltigkeit und Massenhaftigkeit hervorbringt,
sondern daneben auch eine im raschem Aufsteigen
befindliche industrielle und Verkehrsentwicklung aufweisen
kann. Die Eigenartigkeit seiner Entwicklung gewährleistet
ihm eine hervorragende Stellung auf dem Weltmarkte.
Neben diesem Konkurrenten aber sind gewisse Länder
nur in Spezialitäten zu fürchten. Wenn ich einige Bei-
spiele anführen darf, so wäre hier Italien zu nennen.
Aber Italiens Gegenwart und Zukunft kann naturgemäss
nur eine bescheidene sein; das Land entbehrt der
Kohle und die vortrefflichen Ansätze, welche es für
eine moderne industrielle Entwickelung gemacht hat,
werden durch den Pessimismus, welcher seiner Landwirt-
schaft treibenden Bevölkerung sich bemächtigt hat, wesent-
lich beeinträchtigt.

Es würde zu weit führen, hier von den kleineren
Ländern, Holland, Belgien und der Schweiz zu reden.
Der Umstand, dass sie mit immer wachsender Energie
auf eine Zolleinigung mit Deutschland zustreben, deutet
schon darauf hin, dass der grössere wirtschaftliche Körper
unseres Vaterlandes die kleineren seiner Umgebung an-
zieht und sich agglomerieren wird.

Was Russland angeht, so ist dieses gewaltige und
eigenartige Reich in sich selbst wirtschaftlich im höheren
Grade uneinig, als man dies von anderen Ländern sagen
kann. Die russische Mittel- und Grossindustrie, welche
sich um Kiew, Tula, Wladimir und Nishni entwickelt und
welche ihre neueste Ausdehnung zwischen Dnjepr und
Donez gefunden hat, richtet ihren Schwerpunkt fast aus-
schliesslich nach dem Innern des Landes und nach dem
 
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