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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0141
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Königliche Haustruppen.

ausstellung hin. Alle Stilarten scheinen hier ein sinnverwirrendes
Pottpourri aufzuführen. Hell glänzt im Sonnenschein die weisse
Kuppel einer maurischen Wohnung, auf deren Spitze die satten
Farben der französischen Trikolore im Winde spielen, leise
an die feierliche Grazie der Gotik erinnernd, strebt ein
schlankes Minaret gen Himmel und das ganze bevölkert von
den phantastischen Gestalten der Eingeborenen, durchschwirrt
von einem schreienden wüsten Durcheinander der fürchter-
lichsten Sprachen — möge mir der Leser verzeihen, aber ich
komme um diese Banalität nicht herum, sie trifft hier zu —
ein babylonisches Gewirr!

Und wie ein riesiger Tempel, wie ein geheimnisvoller
Tabernakel, in dessen Innern die alle Ursprünglichkeit dieser
Völker vernichtende Göttin Civilisation thront, richtet sich da-
hinter der Trocadero auf. Wie um die Mystik eines furcht-
baren Kultus zu erhöhen, brüten auf dem Wasserbecken, das
sich vor dem Bau hinzieht, vorsintflutliche Tiere, riesige Saurier
und während die Aufseher— sie könnten hier als Priester der
Civilisation gelten — den unkundigen Fremden auf den rechten
Weg weisen, drängt sich der braune Nubier Backschisch hei-
schend an den Wanderer und ruht nicht, bis der Civilisierte in Ge-
stalt einiger Soustücke der Civilisation seinen Tribut entrichtet.

^- Deutsche Heeres - Uniformen auf der Weltausstellung in Paris 1900. -f^-

Von J. Castner, Hauptmann a. D.

Uniformen der Königlichen Haustruppen von Preussen, Bayern und Württemberg.

;ommt für die Beschaffenheit und Einrichtung der
Uniformen des Heeres, d. h. der Truppen der Feld-
' armee, in erster Linie die Zweckmässigkeit und dann
i erst, so weit es sich mit diesem Grundsatz vereinigen
das gefällige Aussehen in Frage, wie wir in unserm
vorigen Artikel über „die Heeres-Uniformen auf der Welt-
ausstellung in Paris" ausgeführt haben, so ist das Verhältnis
dieser beiden Faktoren zu einander bei der Uniformierung der
Haustruppen meist gerade das umgekehrte. Massgebend hier-
für ist der Zweck der Haustruppen, der ursprünglich der einer
Leibwache für die Person des Fürsten war. Als solche um-
gab sie ihn zu allen Zeiten, im Frieden wie im Kriege und
nahm im letzteren Falle in der Regel am Kampfe nicht Teil.
Daraus ergiebt es sich von selbst, dass die Bekleidung dieser
Leibwachen eine gewisse prunkvolle Ausstattung erhielt.
Brachten es die Verhältnisse mit sich, dass die Leibwachen zu
gewissen Heeresdiensten im Frieden herangezogen und im
Kriege in die fechtende Armee eingegliedert wurden, so machten

Nachdruck ohne Quellenangabe verboten.

sich von selbst auch zwei Arten Uniformen für dieselben not-
wendig, die eine für den Dienst als Leibwache am Hofe des
Fürsten, die eine reich geschmückte Tracht, eine sogenannte
Gala-Uniform war, die andere aber, die eine Felduniform sein
musste, gleicht in ihrer Einrichtung den Heeresuniformen und
erinnert darin meist nur in ihrer reicheren Ausstattung daran,
dass die Truppe auch den Zweck einer Leibwache hat. Dieses
Verhältnis besteht in Preussen beim Regiment Garde du Corps,
während die Schlossgarde-Kompagnie nur Leibwache ist. Von
den in der Gruppe V veranschaulichten Uniformen sind des-
halb auch die feldmässigen Uniformen der Haustruppen, wie
die der Garde du Corps, ausgeschlossen worden, weil sie den
Gruppen I bis IV angehören. Es haben nur diejenigen Uni-
formen Aufnahme gefunden, durch welche die Haustruppen
als solche charakterisiert sind.

Leibwachen von Herrschern hat es zu allen Zeiten ge-
geben, sie haben als solche auch ihre „Livree" gehabt. Nach
und nach erhielten die Leibwachen militärische Organisation,
 
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