Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Malkowsky, Georg [Compiler]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0099
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.

reiner Säuren, Alkalien und Mineralsalze in der Donaumonarchie
offenbar erfolgreiche Anstrengungen gemacht hat.

Kein Land jedoch Hat auch nur annähernd die erschöpfende
Vielseitigkeit erreicht, durch welche sich die deutsche Aus-
stellung hervorthut; auch auf den letzterwähnten Gebieten, in
der wissenschaftlichen Chemie, in der Reinherstellung der
Elemente und seltener Körper, vor allem auch in der Kon-
struktion chemischer Apparate und Geräte — wir machen be-
sonders auf einen 6000 Liter fassenden Topf der Steinzeug-
warenfabrik Friedrichsfeld aufmerksam ■— in der Anordnung
sinnreicher Arbeitsmethoden,, unter... denen die Lindesche
Maschine zur Erzeugung flüssiger Luft hervorzuheben ist, in allen

diesen Fächern ist es schwer einen Vergleich zwischen Deutsch-
land und den anderen Staaten zu ziehen, weil auf der einen
Seite alles, auf der anderen — allzuwenig ist.

Der Duft der Lorbeeren betäubt, aber den deutschen
Chemikern, die von berufswegen an so manche Düfte gewöhnt
sind, hat er offenbar noch nie geschadet; denn in zwei langen
Schränken führt die „Deutsche chemische Gesellschaft" eine
Uebersicht aller Entdeckungen vor, welche Deutschlands Che-
miker im 19. Jahrhundert gemacht haben, einer immer treulich
dem anderen nacharbeitend, auf seinen Erfolgen fussend und
nur bedacht, das Ganze zu fördern. Von dieser so stolz
bescheidenen Sonderausstellung das nächste Mal!

Die französische Architektur der Weltausstellung.

Von
Franz Jaffe, Kreisbau-Inspektor.

II.

■Pls der ruhmreichste Monarch Frankreichs, Ludwig XIV.,
Jb den Invaliden seiner siegreichen Heere die gross-
rtige Zufluchtsstätte erbaute, welche noch heute die
Bewunderung der Mitwelt auf sich lenkt, hatte er in
fürstlicher Weise Fürsorge dafür getroffen, dass diese Ge-
bäudekomplexe, das Invaliden-Hötel mit dem anschliessenden
Dom, auch mit einem grösseren Parke verbunden waren. Diese
Parkanlage, Esplanade des Invalides genannt, hat mannigfache
Schicksale erfahren. Sie diente bei der Ausstellung im'Jahre'1889,
wie allgemein bekannt sein dürfte, dazu, um die Kolonien zur
Darstellung zu bringen. Auch befanden sich hier die Aus-
stellungen des Kriegsministeriums, der Post und Telegraphie,
der Hygiene und viele Unterhaltungsstätten. Während an dem
stromabwärts gelegenen Teile der Ausstellung, dem Cbamp
de Mars, mit seinem unvergleichlich grossartigen Pendant auf
der andern Seite der Seine, dem Trocadero, die Industrien,
der Handel, die Kolonien und vieles Andere aller Völker der

Kachdruck ohne Quellenangabe verboten.

Erde ausgestellt sind, hat auf der Invaliden-Esplanade das
Kunstgewerbe, die Innen- und Aussendekoration sowie über-
haupt alles dasjenige Platz gefunden, was zur Ausstattung von
Gebäuden gehört.

Man kann wohl behaupten, dass niemals in der Welt und
zu keiner Zeit grössere architektonische und künstlerische
Gegensätze so nah hei einander gewesen sind, wie hier. Von
jener luftigen Höhe der Kuppel des Inyalidendomes, in seiner
goldig schimmernden Pracht,..blickt das. trotzige und sieg-
gekrönte Frankreich herab; hier in einer unvergleichlichen
Umgebung, durch kriegerische Ereignisse von grösster Be-
deutung geweiht, schlummert der Erste und Einzige aus der
napoleonischen Dynastie in der Erinnerung des französischen
Volkes, umwoben und verklärt durch den unvergänglichen
Lorbeerkranz des Triumphators und Völkerbezwingers Europas.

Wie kokett und wie armselig zugleich erscheint dagegen
die französische Architektur der Ausstellungsbauten auf der

Rotations-Schnellpresse für wechselnde Formate, ausgeführt von der Schneilpressenfabrik Frankenthal, Albert & Co., A.-G.
 
Annotationen