Die damit verbundene Frage ist nun, ob dieses Brauchtum im Untersuchungsgebiet überall
gleichzeitig auftritt oder eventuell räumliche Differenzierungen erkennbar werden. Bei den Ausfüh-
rungen zur Stader-Geest- und Nordostniedersachsen-Gruppe wurde bereits darauf hingewiesen, daß
die Ripdorf-Schalen oder deren ähnliche Gefäße in der Stader-Geest-Gruppe fast ausschließlich von
Friedhöfen vorliegen, die in der Spätlatenezeit Waffen beinhalten. Eine gewisse Ausnahme
bildet das Elbemündungsgebiet, wo diese Frage wegen Fehlens von Waffen schwerer zu klären ist.
Die Wallerschen „Rettichgefäße“, deren formale Konzeption an die der Ripdorf-Schalen erinnert,
kommen sowohl mit typischen Frauen beigaben kombiniert vor (Taf. 83, 2), werden aber auch auf
Friedhöfen angetroffen, die nach R. Bachmann Männerfriedhöfe sind215.
In der Nordostniedersachsen-Gruppe, besonders in deren östlichen Bereich, kommen Ripdorf-
Schalen und die gleichzeitigen Trichterrandgefäße der Friedhöfe vom Typ Darzau nebeneinander
vor(vgl. S. 70 ff.). Die zahlreichen Beispiele von Ripdorf-Schalen mit typischen Frauenbeigaben in
der Nordostniedersachsen-Gruppe finden in der Stader Geest keine Parallele. Auch konnte unserer
Meinung nach glaubhaft gemacht werden, daß diese Gefäßform im keramischen Formenbestand
Nordostniedersachsens keinesfalls dominieren. Leider ist diese Periode dort aber schlecht doku-
mentiert, wodurch ein Unsicherheitsfaktor in der Beurteilung der dortigen Situation mit in
Betracht gezogen werden muß. Nach dem heutigen Forschungsstand läßt sich verallgemeinernd
sagen, daß die Indizien für ein Einsetzen dieser Bestattungssitte erst in der Spätlatenezeit sprechen
und nicht für die mittlere vorrömische Eisenzeit. Ihr Aufkommen läßt sich durch das weitgehende
Fehlen der Stufe von Hornbek Ib in Nordostniedersachen sogar genauer eingrenzen (S. 21 f.). Erst
im Horizont der Spätlatenefibeln mit geknicktem Bügel oder der Fibeln mit rechteckigem Fuß
wird die Sitte im nordniedersächsischen Gebiet faßbar. Es ist der Horizont, den die ältesten Gräber
auf den nun zahlreich einsetzenden Friedhöfen bilden.
Gut vergleichbare Parallelen zu den Befunden auf der Stader Geest findet man hingegen
wiederum in Holstein. H. HINGST (1964a, 175 f.) hat in diesem Bereich die Friedhöfe auf diese
Fragestellung hin näher untersucht. Er stellt für Südholstein eine Topfgruppe heraus, auf der
„spätestens seit der jüngeren vorrömischen Eisenzeit die Frauen auf gesonderten Bestattungs-
plätzen beigesetzt wurden“. Da H. Hingst die späte vorrömische Eisenzeit bereits in der mittleren
vorrömischen Eisenzeit niedersächsischer Terminologie (ab der Stufe von Ripdorf) beginnen läßt,
ist hier der direkte Vergleich mit der Stader Geest gegeben. Besonders prägnant ist aber der Ver-
gleich mit den Befunden der Hingstschen Terrinengruppe, die nach ihm überwiegend in Osthol-
stein angetroffen wird, aber über dessen Grenzen hinausgreift (H. HINGST, 1964a, 176; 1959,
106). Friedhöfe dieser Gruppe erinnern in ihrem Gesamthabitus stark an die Friedhöfe von Harse-
feld und Ehestorf-Vahrendorf. In der mittleren vorrömischen Eisenzeit dominieren die Ripdorf-
Schalen, in denen — wie auf der Stader Geest — nur vereinzelt eine Fibel als Beifund liegt. In der
Spätlatenezeit finden sich überwiegend weitmündige Töpfe. Typische Beispiele solcher Friedhöfe
sind die von Hammoor Fpl. 3 und 6, Kr. Stormarn, oder Halstenbek-Krupunder Fpl. 23, Kr.
Pinneberg. In Hammoor Fpl. 6 sind neben zahlreichen Ripdorf-Schalen und wenigen spätlatene-
zeitlichen Gefäßen auch Bronzekessel gefunden worden; in Hammoor Fpl. 3 sind für die ältere
römische Kaiserzeit Waffen belegt (H. HINGST, 1959, 220 ff. und Tafelteil). Einen kräftig ausge-
prägten Horizont mit Ripdorf-Schalen weist auch der Friedhof von Halstenbek-Krupunder auf (C.
AHRENS, 1966, 335 ff. und Tafelteil). Allerdings führt dieses Urnenfeld nicht in die Spätlatene-
zeit, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, daß der Bestattungsplatz, wie die vorstehenden,
auch nicht systematisch und vollständig untersucht worden ist. Ein neuerlich bei Klein-Wesenberg,
Kr. Stormarn, angegrabenes Urnenfeld ähnelt in seiner Ausprägung sehr dem von Hammoor Fpl.
6. Obwohl die Ausgrabung noch nicht abgeschlossen ist, kann der Nachweis der Belegung von der
älteren bis in die jüngere vorrömische Eisenzeit einwandfrei geführt werden. Unter anderem lassen
215 So beispielsweise Berensch-Waterpohl (R. HACHMANN, 1961, 160).
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gleichzeitig auftritt oder eventuell räumliche Differenzierungen erkennbar werden. Bei den Ausfüh-
rungen zur Stader-Geest- und Nordostniedersachsen-Gruppe wurde bereits darauf hingewiesen, daß
die Ripdorf-Schalen oder deren ähnliche Gefäße in der Stader-Geest-Gruppe fast ausschließlich von
Friedhöfen vorliegen, die in der Spätlatenezeit Waffen beinhalten. Eine gewisse Ausnahme
bildet das Elbemündungsgebiet, wo diese Frage wegen Fehlens von Waffen schwerer zu klären ist.
Die Wallerschen „Rettichgefäße“, deren formale Konzeption an die der Ripdorf-Schalen erinnert,
kommen sowohl mit typischen Frauen beigaben kombiniert vor (Taf. 83, 2), werden aber auch auf
Friedhöfen angetroffen, die nach R. Bachmann Männerfriedhöfe sind215.
In der Nordostniedersachsen-Gruppe, besonders in deren östlichen Bereich, kommen Ripdorf-
Schalen und die gleichzeitigen Trichterrandgefäße der Friedhöfe vom Typ Darzau nebeneinander
vor(vgl. S. 70 ff.). Die zahlreichen Beispiele von Ripdorf-Schalen mit typischen Frauenbeigaben in
der Nordostniedersachsen-Gruppe finden in der Stader Geest keine Parallele. Auch konnte unserer
Meinung nach glaubhaft gemacht werden, daß diese Gefäßform im keramischen Formenbestand
Nordostniedersachsens keinesfalls dominieren. Leider ist diese Periode dort aber schlecht doku-
mentiert, wodurch ein Unsicherheitsfaktor in der Beurteilung der dortigen Situation mit in
Betracht gezogen werden muß. Nach dem heutigen Forschungsstand läßt sich verallgemeinernd
sagen, daß die Indizien für ein Einsetzen dieser Bestattungssitte erst in der Spätlatenezeit sprechen
und nicht für die mittlere vorrömische Eisenzeit. Ihr Aufkommen läßt sich durch das weitgehende
Fehlen der Stufe von Hornbek Ib in Nordostniedersachen sogar genauer eingrenzen (S. 21 f.). Erst
im Horizont der Spätlatenefibeln mit geknicktem Bügel oder der Fibeln mit rechteckigem Fuß
wird die Sitte im nordniedersächsischen Gebiet faßbar. Es ist der Horizont, den die ältesten Gräber
auf den nun zahlreich einsetzenden Friedhöfen bilden.
Gut vergleichbare Parallelen zu den Befunden auf der Stader Geest findet man hingegen
wiederum in Holstein. H. HINGST (1964a, 175 f.) hat in diesem Bereich die Friedhöfe auf diese
Fragestellung hin näher untersucht. Er stellt für Südholstein eine Topfgruppe heraus, auf der
„spätestens seit der jüngeren vorrömischen Eisenzeit die Frauen auf gesonderten Bestattungs-
plätzen beigesetzt wurden“. Da H. Hingst die späte vorrömische Eisenzeit bereits in der mittleren
vorrömischen Eisenzeit niedersächsischer Terminologie (ab der Stufe von Ripdorf) beginnen läßt,
ist hier der direkte Vergleich mit der Stader Geest gegeben. Besonders prägnant ist aber der Ver-
gleich mit den Befunden der Hingstschen Terrinengruppe, die nach ihm überwiegend in Osthol-
stein angetroffen wird, aber über dessen Grenzen hinausgreift (H. HINGST, 1964a, 176; 1959,
106). Friedhöfe dieser Gruppe erinnern in ihrem Gesamthabitus stark an die Friedhöfe von Harse-
feld und Ehestorf-Vahrendorf. In der mittleren vorrömischen Eisenzeit dominieren die Ripdorf-
Schalen, in denen — wie auf der Stader Geest — nur vereinzelt eine Fibel als Beifund liegt. In der
Spätlatenezeit finden sich überwiegend weitmündige Töpfe. Typische Beispiele solcher Friedhöfe
sind die von Hammoor Fpl. 3 und 6, Kr. Stormarn, oder Halstenbek-Krupunder Fpl. 23, Kr.
Pinneberg. In Hammoor Fpl. 6 sind neben zahlreichen Ripdorf-Schalen und wenigen spätlatene-
zeitlichen Gefäßen auch Bronzekessel gefunden worden; in Hammoor Fpl. 3 sind für die ältere
römische Kaiserzeit Waffen belegt (H. HINGST, 1959, 220 ff. und Tafelteil). Einen kräftig ausge-
prägten Horizont mit Ripdorf-Schalen weist auch der Friedhof von Halstenbek-Krupunder auf (C.
AHRENS, 1966, 335 ff. und Tafelteil). Allerdings führt dieses Urnenfeld nicht in die Spätlatene-
zeit, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, daß der Bestattungsplatz, wie die vorstehenden,
auch nicht systematisch und vollständig untersucht worden ist. Ein neuerlich bei Klein-Wesenberg,
Kr. Stormarn, angegrabenes Urnenfeld ähnelt in seiner Ausprägung sehr dem von Hammoor Fpl.
6. Obwohl die Ausgrabung noch nicht abgeschlossen ist, kann der Nachweis der Belegung von der
älteren bis in die jüngere vorrömische Eisenzeit einwandfrei geführt werden. Unter anderem lassen
215 So beispielsweise Berensch-Waterpohl (R. HACHMANN, 1961, 160).
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