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Hayen, Hajo
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 15): Der Bohlenweg VI (PR) im grossen Moor am Dümmer: Stand der Bearbeitung: März 1977 — Hildesheim: Verlag August Lax, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.65829#0016
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2 Aus der Geschichte der Forschung
2.1 Wilder Torfstich
Noch um 1800 befand sich das Moor zwischen Lohne und Diepholz im Markenbesitz. Die
Markgenossen nutzten es „gemeinschaftlich und auf die gleiche Art”, ,,wobey denn natürlich,
wie fast bey allen gemeinschaftlichen Benutzungen, viel Mißbrauch vorgeht und vieles unnöthi-
ger Weise verdorben wird” (NIEBERDING 1804).
Ins einzelne gehend zeigte der ,,Gemeinheitsteilungs-Kommissar” C. H. NIEBERDING aus
Lohne, wie sich dies in erster Linie aus dem ,, wilden Torfstich ’’ ergab. Dieser war völlig ungeord-
net, da , feder Genosse graben kann, wo er will, und sich daher natürlich den besten Platz — wo
der trefflichste Torf sitzt, und am leichtesten zu gewinnen und herauszuschaffen ist — zum Gra-
ben wählt. ’ ’
Dort hob man, wie es schon aus der älteren Eisenzeit bekannt ist, ohne Rücksicht auf die spätere
Nutzbarkeit des Moores oder auf vorhandene ältere Gruben, neue Torfstiche aus. Oft irgendwo
in der Weite der sonst noch unberührten Fläche. Man kennzeichnete sie nicht. Ihre Lage war nur
den Beteiligten bekannt. Schon nach wenigen Jahren konnte das in ihnen stehende Wasser von
einer schwachen, schwimmenden Pflanzendecke überzogen sein, deren Aussehen dem der be-
nachbarten Mooroberfläche ähnlich war. So wurden sie, besonders bei schlechter Sicht, ,,für den
Unkundigen, für Verirrte und für das im Moor weidende Vieh äußerst gefährlich. ” Außerdem
,,sammelt sich in den Gruben das Wasser; und, da dieses nicht abziehen kann, noch weniger aus-
trocknet, so wird das Moor immer naß gehalten. ”
Es ist selbstverständlich, daß man den Raum zwischen diesen regellos verteilten Gruben, so wie
die Fläche der Gruben selbst, nicht nutzen konnte.
Der wilde Torfstich verhinderte die Kultivierung freigewordener Teile des Moores. Er behinderte
aber auch die weitere Gewinnung und den Abtransport des getrockneten Torfes, so daß bei
schlechtem Wetter häufig ein großer Teil des Torfes nicht abgefahren werden konnte und im
Freien verdarb.
NIEBERDING erwähnt weitere Nachteile. So geriet das im Moor weidende Vieh nicht nur in die
Gruben oder in sehr naß gebliebene Moorteile hinein, es zertrat vielfach auch den zum Trocknen
ausgelegten Torf. — Da die planmäßige Entwässerung fehlte, war es schwierig oder kaum mög-
lich, feste Wege zu unterhalten. Es mußte fast jeder seinen eigenen Weg anlegen.
So wird die Teilung des Moores und seine planmäßige Erschließung vorgeschlagen.
Ohne Zweifel haben die Bauern auf die dargestellte Weise schon seit Jahrhunderten Torf gegra-
ben. Mit Sicherheit stießen sie in ihren Gruben hin und wieder auf Moorfunde und Bohlenwege.
Da sich aber jeder Torfstich schnell mit Wasser füllte, waren dies für sie nur unerwünschte Hin-
dernisse, denen man nach Möglichkeit ausweichen mußte. Man schimpfte und hat die Eigenart
der Funde nicht erkannt. Über den örtlichen Kreis hinaus wurden Moorwege in der Zeit des wil-
den Torfstiches nicht bekannt.

2.2 Die Teilung des Moores
Im Frühjahr 1802 schlossen sich die Markgenossen des Südlohner Torfmoores zusammen, um
dieses zu teilen. Jeder Interessent sollte einen Anteil als persönliches Eigentum bekommen. Dies
geschah unter der Leitung von C. H. NIEBERDING.

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