stehen nun von Ostern, da sie fortziehen, bis
nach Michaelis, da sie mit gutem Gewinn zu-
rückkommen, gemeiniglich leer. Daß Duingen,
welches ohne diesen Handel ein elender Ort
seyn würde, einige bemittelte Inwohner habe,
deren es gewiß mehrere haben könnte, wenn
sich die Reisenden nicht an ein gar zu gutes Le-
ben gewöhnten, ist leicht zu erachten. Das hiesi-
ge Steingut, worunter auch kleine und große
Kruken zu Arzneyen und chymische Destillirge-
fäße (Retorten) zu zählen sind, ist eigentlich
bläulich, obgleich auf seiner Oberfläche braun.
Es wird keine Glasur von Bley darauf gesetzt,
hat aber doch einige Glätte, und diese von etwas
gemeinem Salz, womit sie vor dem Brennen es
bestreuen, dahingegen die Coppengraver und
Hohenbüchener Kohltöpfe von gelber Barbe
und vermittelst Bley glasurt sind. Der Vorrat des
Thons in der Nachbarschaft hieherum ist sehr
groß; er ist von verschiedener Art, und ein paar,
die ich davon gebrannt habe, scheinen wo nicht
zu Tobackspfelfen, doch zu Steingut, wie das
Englische ist, nicht ganz unbrauchbar zu seyn;
denn sie kommen ziemlich weiß, aber mit etwas
rötlichem gemischt, aus dem Eeuer, daher denn
zu vermuthen, daß sie, wenn vorher geschläm-
met und mit gutem Sande versetzt, nach dem
Brennen ein wenig ins Gelbliche fallen möch-
ten. Worauf ich indeß vorzüglich wünschte, daß
die Duinger Töpfer sich legen wollten, das wäre
die Verfertigung von Medicinkruken mit Glasur,
als für dergleichen wir immer viel Geld außer
Landes zu schicken genöthigt sind' ’ (Hannover-
sches Magazin 1774, 711—714).
Die gleiche Arbeitsteilung hatte sich auch in der
Mitte des 19. Jahrhunderts, also kurz vor dem
Ende der traditionellen Töpferei, noch erhalten,
in Duingen waren damals ,,18 Töpfermeister
welche Steingut, und einer welcher Gelbgut ver-
fertigt”, auch stellten sie Steinzeug her, „wel-
ches bis in entfernte Länder verfahren, größten-
theils aber in dem Bremischen, Holsteinischen
und Oldenburgischen abgesetzt wird” (RU-
DORF 1858, 338).
Damit stimmt überein, daß die Töpfer in Ho-
henbüchen und Coppengrave in den Akten des
Amtes Greene im Jahre 1865 als „Gelbtöpfer”
bezeichnet werden (12 A Neu Fb 5 Nr. 6114).
Auch in der Spätzeit der örtlichen Töpferei hör-
ten jedoch die Versuche nicht auf, auch Stein-
zeug herzustellen, denn im Jahre 1845 wird Bel-
lersen in Hohenbüchen als Steingutstöpfer be-
zeichnet und 1855 gab es in Coppengrave eine
„Steingut-Töpferei” (12 A Neu Fb 5 Nr. 6114).
2.3-5 Absatz der Keramik
Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1766
verkaufen die Töpfer der Hohenbüchener Gilde
ihre eigenen Waren selbst auf Messen und Jahr-
märkten in Braunschweig, Wolfenbüttel, Gos-
lar, Hildesheim. Vor allem aber verkaufen sie an
Duinger Händler, da sie meist nicht über das
nötige Kapital verfügen, um größere Mengen im
voraus brennen zu können. Sie sind deshalb auf
die Vorschüsse der Händler angewiesen. In
Braunschweig soll zur Förderung des Eigenabsat-
zes der Töpfer eine feste Niederlage eingerichtet
werden. Dazu wird es wohl nicht gekommen
sein, denn es findet sich kein Hinweis in den
einschlägigen Akten (8 Alt Greene 184).
Einer Notiz aus dem Jahre 1764 oder 1784 zufol-
ge (Datum unleserlich) ist das Hohenbüchener
Zeug im Amt Greene kaum zu bekommen, da
die Töpfer nur ungern einzeln verkaufen und
lieber das Zeug fuderweise in den Städten abset-
zen. Die Duinger Händler bringen das Zeug mit
ihren eigenen Wagen nach Bremen, von wo es
nach Danzig und Petersburg verschifft wird (8
Alt Greene 185).
Der Einzelhandel und Hausierhandel scheint
nach diesen Quellen im 18. Jahrhundet keine
große Rolle gespielt zu haben — ganz im Ge-
genteil wird die Unterversorgung der näheren
Umgebung beklagt. Die Töpferei von Hohen-
büchen und Coppengrave stellte in dieser Perio-
de also ein ausgesprochenes Exportgewerbe dar.
Der Mittelstreckenhandel wurde z. T. von den
Töpfern selbst durchgeführt, er zielt nach
Braunschweig und Wolfenbüttel, den admini-
strativen Zentren des eigenen Landes, sowie
nach Südostniedersachsen, nach Goslar und
Hildesheim. Der Fernhandel, offenbar über
Bremen als Umschlagplatz ins Baltikum gerich-
tet, lag außerhalb der finanziellen Möglichkei-
ten der Mehrzahl der Töpfermeister.
Die Tatsache, daß man die Qualität der Keramik
aus Hohenbüchen zu schätzen und ihren Absatz
zu schützen wußte, zeigt ein herzoglicher Erlaß
15
nach Michaelis, da sie mit gutem Gewinn zu-
rückkommen, gemeiniglich leer. Daß Duingen,
welches ohne diesen Handel ein elender Ort
seyn würde, einige bemittelte Inwohner habe,
deren es gewiß mehrere haben könnte, wenn
sich die Reisenden nicht an ein gar zu gutes Le-
ben gewöhnten, ist leicht zu erachten. Das hiesi-
ge Steingut, worunter auch kleine und große
Kruken zu Arzneyen und chymische Destillirge-
fäße (Retorten) zu zählen sind, ist eigentlich
bläulich, obgleich auf seiner Oberfläche braun.
Es wird keine Glasur von Bley darauf gesetzt,
hat aber doch einige Glätte, und diese von etwas
gemeinem Salz, womit sie vor dem Brennen es
bestreuen, dahingegen die Coppengraver und
Hohenbüchener Kohltöpfe von gelber Barbe
und vermittelst Bley glasurt sind. Der Vorrat des
Thons in der Nachbarschaft hieherum ist sehr
groß; er ist von verschiedener Art, und ein paar,
die ich davon gebrannt habe, scheinen wo nicht
zu Tobackspfelfen, doch zu Steingut, wie das
Englische ist, nicht ganz unbrauchbar zu seyn;
denn sie kommen ziemlich weiß, aber mit etwas
rötlichem gemischt, aus dem Eeuer, daher denn
zu vermuthen, daß sie, wenn vorher geschläm-
met und mit gutem Sande versetzt, nach dem
Brennen ein wenig ins Gelbliche fallen möch-
ten. Worauf ich indeß vorzüglich wünschte, daß
die Duinger Töpfer sich legen wollten, das wäre
die Verfertigung von Medicinkruken mit Glasur,
als für dergleichen wir immer viel Geld außer
Landes zu schicken genöthigt sind' ’ (Hannover-
sches Magazin 1774, 711—714).
Die gleiche Arbeitsteilung hatte sich auch in der
Mitte des 19. Jahrhunderts, also kurz vor dem
Ende der traditionellen Töpferei, noch erhalten,
in Duingen waren damals ,,18 Töpfermeister
welche Steingut, und einer welcher Gelbgut ver-
fertigt”, auch stellten sie Steinzeug her, „wel-
ches bis in entfernte Länder verfahren, größten-
theils aber in dem Bremischen, Holsteinischen
und Oldenburgischen abgesetzt wird” (RU-
DORF 1858, 338).
Damit stimmt überein, daß die Töpfer in Ho-
henbüchen und Coppengrave in den Akten des
Amtes Greene im Jahre 1865 als „Gelbtöpfer”
bezeichnet werden (12 A Neu Fb 5 Nr. 6114).
Auch in der Spätzeit der örtlichen Töpferei hör-
ten jedoch die Versuche nicht auf, auch Stein-
zeug herzustellen, denn im Jahre 1845 wird Bel-
lersen in Hohenbüchen als Steingutstöpfer be-
zeichnet und 1855 gab es in Coppengrave eine
„Steingut-Töpferei” (12 A Neu Fb 5 Nr. 6114).
2.3-5 Absatz der Keramik
Nach einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1766
verkaufen die Töpfer der Hohenbüchener Gilde
ihre eigenen Waren selbst auf Messen und Jahr-
märkten in Braunschweig, Wolfenbüttel, Gos-
lar, Hildesheim. Vor allem aber verkaufen sie an
Duinger Händler, da sie meist nicht über das
nötige Kapital verfügen, um größere Mengen im
voraus brennen zu können. Sie sind deshalb auf
die Vorschüsse der Händler angewiesen. In
Braunschweig soll zur Förderung des Eigenabsat-
zes der Töpfer eine feste Niederlage eingerichtet
werden. Dazu wird es wohl nicht gekommen
sein, denn es findet sich kein Hinweis in den
einschlägigen Akten (8 Alt Greene 184).
Einer Notiz aus dem Jahre 1764 oder 1784 zufol-
ge (Datum unleserlich) ist das Hohenbüchener
Zeug im Amt Greene kaum zu bekommen, da
die Töpfer nur ungern einzeln verkaufen und
lieber das Zeug fuderweise in den Städten abset-
zen. Die Duinger Händler bringen das Zeug mit
ihren eigenen Wagen nach Bremen, von wo es
nach Danzig und Petersburg verschifft wird (8
Alt Greene 185).
Der Einzelhandel und Hausierhandel scheint
nach diesen Quellen im 18. Jahrhundet keine
große Rolle gespielt zu haben — ganz im Ge-
genteil wird die Unterversorgung der näheren
Umgebung beklagt. Die Töpferei von Hohen-
büchen und Coppengrave stellte in dieser Perio-
de also ein ausgesprochenes Exportgewerbe dar.
Der Mittelstreckenhandel wurde z. T. von den
Töpfern selbst durchgeführt, er zielt nach
Braunschweig und Wolfenbüttel, den admini-
strativen Zentren des eigenen Landes, sowie
nach Südostniedersachsen, nach Goslar und
Hildesheim. Der Fernhandel, offenbar über
Bremen als Umschlagplatz ins Baltikum gerich-
tet, lag außerhalb der finanziellen Möglichkei-
ten der Mehrzahl der Töpfermeister.
Die Tatsache, daß man die Qualität der Keramik
aus Hohenbüchen zu schätzen und ihren Absatz
zu schützen wußte, zeigt ein herzoglicher Erlaß
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