Beim Brennen schwinden Steinzeuggefäße noch-
mals um etwa 15 Prozent, Irdenware um etwa 5
bis 10 Prozent.
Die Brennöfen
Bisher ist kein Töpferofen in Coppengrave aus-
gegraben worden. Jedoch ist aus dem Nachbar-
ort Duingen ein „liegender Ofen” bekannt
(ENGEL 1951). Man wird für das Mittelalter mit
„liegenden Öfen” rechnen müssen (LOBBE-
DEY 1969 allgemein; ein solcher Ofen der Zeit
um 1200 wurde von Lobbedey und Stephan
1972 in Neuenheerse bei Paderborn ausgegra-
ben; DESEL 1969 für Gottsbüren, Kr. Kassel,
und GROTE 1977 für Bengerode bei Fredelsloh
belegen diese Öfen im weiteren Umkreis im 13.
und 14. Jahrhundert). Ein „liegender” Ofen ist
ein Ofen, bei dem Feuerung und Brennraum
auf leicht ansteigender horizontaler Ebene hin-
tereinander angeordnet sind. Über Einzelheiten
der hier üblichen Öfen sind natürlich ohne Aus-
grabungen keine zuverlässigen Angaben zu ma-
chen. Wie aufgefundene Fragmente lehren,
dürften sie überwiegend aus Lehm aufgebaut
gewesen sein. Immer wieder ausgepflüge Stein-
platten könnten allerdings in Coppengrave
schon für das späte Mittelalter eine Verwendung
von Steinen beim Ofenbau anzeigen, also auf ei-
ne Entwicklung moderner dauerhafter Kon-
struktionsweisen hindeuten. Diesen Fragen sy-
stematisch auf breiter Grundlage für den langen
Zeitraum vom 12. bis zum 20. Jahrhundert
nachzugehen, bleibt ein dringendes Desiderat
nicht nur der örtlichen Geschichte der Töpferei,
sondern der Technikgeschichte überhaupt.
Erst für das 19- Jahrhundert ist es möglich, eine
Vorstellung von einer Spezialform, dem Duin-
ger Steinzeugofen zu gewinnen (KNAPP 1847,
543—544, sowie HANNOVERSCHES MAGA-
ZIN 1774, 711—714, s. o. Kap. 2.3).
2.5.6 Das Einsetzen der Keramik in den Ofen
Das Einsetzen der Gefäße, die ja Resultat wo-
chenlanger mühevoller Arbeit sind, erforderte
besondere Sorgfalt und wurde zumeist vom Mei-
ster selbst besorgt.
Infolge der Schrägung des Bodens der liegenden
Öfen konnten die Gefäße nicht senkrecht gesta-
pelt werden, sondern mußten schief im Ofen lie-
gen. Für das Rheinland sind seit dem 16. Jahr-
hundert „Brennhilfen” belegt (REINEKING-
VON BOCK 1971, 20 urteilt wohl etwas vorei-
lig: „pflegte man vom 16. Jahrhundert an . . .
Brennhilfen zu verwenden”). In Coppengrave
sind sie jedoch schon für das späte Mittelalter
belegt. Die Brennhilfen verhinderten eine Riß-
bildung, besonders am Gefäßboden, eine un-
mittelbare Berührung und eventuelles Ver-
backen der Gefäße, sie ermöglichten ein Stapeln
der Gefäße im Ofen. Im mittelalterlichen Cop-
pengrave verwendete man zum Stapeln im Ofen
längliche hohle Röhren (Taf. 58, 2—7).
Es ist keineswegs gleichgültig, an welcher Stelle
im Ofen die Gefäße stehen. Hierbei sind einmal
die verschiedenen Hitzezonen in der Nähe und
weit ab von der Feuerung zu berücksichtigen,
zum anderen die Wandungsstärke und die Grö-
ße der Töpfe sowie unter Umständen die Brenn-
eigenschaften verschiedener Tone und Glasu-
ren. Die Gefäße durften weder zu weit von-,
noch zu nahe aneinander aufgebaut werden, da-
mit eine gleichmäßige Wärmeverteilung ge-
währleistet war.
Vorn im Ofen setzte man einige Probegefäße
oder -Scherben ein. Besondere Vorrichtungen,
sogenannte Ofensäulen, dienten in manchen
Ofentypen einer gleichmäßigen Wärmevertei-
lung und der Stützung des Ofengewölbes. Sie
sind auch im mittelalterlichen Coppengrave
(Taf 57) mit großer Wahrscheinlichkeit üblich
gewesen (vgl. Kap. 2.6.2.8).
2.5.7 Der Brand
Nach dem Einsetzen der Ware konnte die Ofen-
tür mit Lehm verschmiert werden. Mit Stroh,
nachfolgend mit Reisig und Kleinholz heizte
man das Brenngut nur vor, ehe man mit Eichen-
oder Buchenholz die Hitze langsam und stetig
steigerte. Buchenholz als Brennmaterial war be-
liebt, weil es wegen seines Gehaltes an Kalisal-
zen einen hellen Scherben und leuchtende Salz-
glasuren ergab. Außerdem konnte man in die-
sem Fall das wertvollere, zum Bauen benötigte
Eichenholz schonen; mehrten sich doch seit dem
16. Jahrhundet auch im Oberwesergebiet und in
Südniedersachsen die Klagen über den allzu ho-
hen Holzverbrauch besonders der Waldglashüt-
ten (BLOSS 1977) und später auch der Töpferei-
en (vgl. Kap. 2.3). Ein gleichmäßiger Brand
20
mals um etwa 15 Prozent, Irdenware um etwa 5
bis 10 Prozent.
Die Brennöfen
Bisher ist kein Töpferofen in Coppengrave aus-
gegraben worden. Jedoch ist aus dem Nachbar-
ort Duingen ein „liegender Ofen” bekannt
(ENGEL 1951). Man wird für das Mittelalter mit
„liegenden Öfen” rechnen müssen (LOBBE-
DEY 1969 allgemein; ein solcher Ofen der Zeit
um 1200 wurde von Lobbedey und Stephan
1972 in Neuenheerse bei Paderborn ausgegra-
ben; DESEL 1969 für Gottsbüren, Kr. Kassel,
und GROTE 1977 für Bengerode bei Fredelsloh
belegen diese Öfen im weiteren Umkreis im 13.
und 14. Jahrhundert). Ein „liegender” Ofen ist
ein Ofen, bei dem Feuerung und Brennraum
auf leicht ansteigender horizontaler Ebene hin-
tereinander angeordnet sind. Über Einzelheiten
der hier üblichen Öfen sind natürlich ohne Aus-
grabungen keine zuverlässigen Angaben zu ma-
chen. Wie aufgefundene Fragmente lehren,
dürften sie überwiegend aus Lehm aufgebaut
gewesen sein. Immer wieder ausgepflüge Stein-
platten könnten allerdings in Coppengrave
schon für das späte Mittelalter eine Verwendung
von Steinen beim Ofenbau anzeigen, also auf ei-
ne Entwicklung moderner dauerhafter Kon-
struktionsweisen hindeuten. Diesen Fragen sy-
stematisch auf breiter Grundlage für den langen
Zeitraum vom 12. bis zum 20. Jahrhundert
nachzugehen, bleibt ein dringendes Desiderat
nicht nur der örtlichen Geschichte der Töpferei,
sondern der Technikgeschichte überhaupt.
Erst für das 19- Jahrhundert ist es möglich, eine
Vorstellung von einer Spezialform, dem Duin-
ger Steinzeugofen zu gewinnen (KNAPP 1847,
543—544, sowie HANNOVERSCHES MAGA-
ZIN 1774, 711—714, s. o. Kap. 2.3).
2.5.6 Das Einsetzen der Keramik in den Ofen
Das Einsetzen der Gefäße, die ja Resultat wo-
chenlanger mühevoller Arbeit sind, erforderte
besondere Sorgfalt und wurde zumeist vom Mei-
ster selbst besorgt.
Infolge der Schrägung des Bodens der liegenden
Öfen konnten die Gefäße nicht senkrecht gesta-
pelt werden, sondern mußten schief im Ofen lie-
gen. Für das Rheinland sind seit dem 16. Jahr-
hundert „Brennhilfen” belegt (REINEKING-
VON BOCK 1971, 20 urteilt wohl etwas vorei-
lig: „pflegte man vom 16. Jahrhundert an . . .
Brennhilfen zu verwenden”). In Coppengrave
sind sie jedoch schon für das späte Mittelalter
belegt. Die Brennhilfen verhinderten eine Riß-
bildung, besonders am Gefäßboden, eine un-
mittelbare Berührung und eventuelles Ver-
backen der Gefäße, sie ermöglichten ein Stapeln
der Gefäße im Ofen. Im mittelalterlichen Cop-
pengrave verwendete man zum Stapeln im Ofen
längliche hohle Röhren (Taf. 58, 2—7).
Es ist keineswegs gleichgültig, an welcher Stelle
im Ofen die Gefäße stehen. Hierbei sind einmal
die verschiedenen Hitzezonen in der Nähe und
weit ab von der Feuerung zu berücksichtigen,
zum anderen die Wandungsstärke und die Grö-
ße der Töpfe sowie unter Umständen die Brenn-
eigenschaften verschiedener Tone und Glasu-
ren. Die Gefäße durften weder zu weit von-,
noch zu nahe aneinander aufgebaut werden, da-
mit eine gleichmäßige Wärmeverteilung ge-
währleistet war.
Vorn im Ofen setzte man einige Probegefäße
oder -Scherben ein. Besondere Vorrichtungen,
sogenannte Ofensäulen, dienten in manchen
Ofentypen einer gleichmäßigen Wärmevertei-
lung und der Stützung des Ofengewölbes. Sie
sind auch im mittelalterlichen Coppengrave
(Taf 57) mit großer Wahrscheinlichkeit üblich
gewesen (vgl. Kap. 2.6.2.8).
2.5.7 Der Brand
Nach dem Einsetzen der Ware konnte die Ofen-
tür mit Lehm verschmiert werden. Mit Stroh,
nachfolgend mit Reisig und Kleinholz heizte
man das Brenngut nur vor, ehe man mit Eichen-
oder Buchenholz die Hitze langsam und stetig
steigerte. Buchenholz als Brennmaterial war be-
liebt, weil es wegen seines Gehaltes an Kalisal-
zen einen hellen Scherben und leuchtende Salz-
glasuren ergab. Außerdem konnte man in die-
sem Fall das wertvollere, zum Bauen benötigte
Eichenholz schonen; mehrten sich doch seit dem
16. Jahrhundet auch im Oberwesergebiet und in
Südniedersachsen die Klagen über den allzu ho-
hen Holzverbrauch besonders der Waldglashüt-
ten (BLOSS 1977) und später auch der Töpferei-
en (vgl. Kap. 2.3). Ein gleichmäßiger Brand
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