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Stephan, Hans-Georg; Baart, Jan M. [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 17): Coppengrave: Studien zur Töpferei des 13. bis 19. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland — Hildesheim: Verlag August Lax, 1981

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2. Die Töpferei in Coppengrave
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https://doi.org/10.11588/diglit.65793#0032
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Diese Art der Glasur führte vermutlich zu der
Entdeckung, daß die Glasur auch bei niedriger
Temperatur gut blieb. Wie Glasurexperimente
zeigten, zieht sich das schmelzende Blei zu einer
kugeligen Form zusammen, die sich gleichsam
bis zu ihrem Durchmesser in die Gefäßscherbe
einfrißt. Das enstehende Glas breitet sich kreis-
förmig um das halbkugelförmige Grübchen aus,
welches die Stelle bezeichnet, wo das Blei
schmolz. Auf dem Oberteil des Gefäßes, wo ge-
nügend Bleischnitzel kleben bleiben, über-
schneiden sich die Kreise einander und formen
eine geschlossene Glasurdecke.
Grübchen können allerdings auch durch Verun-
reinigungen, etwa durch gewisse Mineralien in
der Glasur hervorgerufen werden. Immerhin er-
scheint es möglich, daß dieses Verfahren auch in
Coppengrave angewendet wurde, da manche
Scherben das beschriebene Erscheinungsbild zei-
gen (Taf. 16, 2; 17, 3). Der elementare Unter-
schied ist in der Tatsache zu suchen, daß hier der
Keramik ein Silikat entzogen wird, während an-
sonsten regelmäßig Silikat hinzugefügt wird.
Hier ist vornehmlich Silikat aus dem Ton zur
Schmelze herangezogen, während bei den ande-
ren Verfahren im Hauptbestandteil der Glasur
schon ein Silikat enthalten ist (für Erläuterungen
in dieser Frage danke ich Dipl.-Ing. Dr. Kilb,
Technische Hochschule Clausthal-Zellerfeld,
Lehrstuhl für Glas und Keramik).
2.5.9-2 Glasur und Engobe bei neuzeitlicher
Irdenware (nach: SCHOLTEN-NEES
1971, 20—26; GUNKEL 1976; NAU-
MANN 1975)
Glasur und Engobe machen das poröse Geschirr
dicht und verschönern sein Aussehen. Die neu-
zeitliche Irdenware in Coppengrave ist fast
durchgängig bleiglasiert; zudem ist die hell-
grundige Malhornware ebenso wie die grüngla-
sierte unverzierte Keramik durchweg auf der
Schauseite engobiert, um der Oberfläche ein ge-
fälliges Aussehen zu verleihen. Die erhaltenen
Spuren erlauben die Aussage, daß es sich um ei-
nen Beguß handelt und nicht um Eintauchen.
Die meisten orangegelben unbemalten und mit
Spritzdekor versehenen sowie alle (rot-braun-
grundigen Gefäße sind nicht engobiert.
Die spätmittelalterlichen bleiglasierten Gefäße
besitzen noch keine Engobe. Für den weißen,

unter der Glasur jedoch gelb aussehenden Be-
guß benötigt man einen hellen Ton. Diesen Ton
konnte man ebenso wie den eisenoxydreichen
Ton, der Brauntöne erzielt, ohne besondere Zu-
sätze auch zur Bemalung verwenden; zur Her-
stellung anderer Farben setzte man dem Ton
Metalloxyde zu. In Coppengrave spielt eigent-
lich nur Grün eine Rolle, das man durch Bei-
mengen von Kupferoxyd erzielte, während
Blau, für das man Kobaltoxyd benötigt, noch
nicht sicher nachweisbar ist (blaue Glasur war
teuer; vgl. Beitrag STEINFELD in NAUMANN
1975, 33); die Verwendung von Kobaltoxyd ist
wegen seiner Hitzebeständigkeit überwiegend
bei Steinzeug erfolgt. Die Rezepte für die Gla-
sur beruhten auf Familientradition und wurden
in der Regel nicht an Dritte weitergegeben. Die
für die Glasuren notwendigen Rohstoffe konn-
ten von den Töpfern in Coppengrave vielleicht
über die Hütten des Ith, Vogler und Hils bezo-
gen werden. Diese Frage ist jedoch noch völlig
offen. Das Salz für die Glasur von Steinzeug be-
zog man möglicherweise aus Salzhemmendorf
oder von weiter her.
Die für eine Bleiglasur notwendigen Materialien
wurden in einer Handmühle zweckmäßigerweise
möglichst mehrfach gemahlen, gewässert, ge-
trocknet und zwischendurch in oxydierendem
Feuer gebrannt. Da die Grundstoffe für die Gla-
suren nicht alle vom Töpfer selbst hergestellt
werden konnten und vergleichsweise teuer wa-
ren, ging man hiermit sparsam um.
2.5.9-3 Die Verzierungen
Die Grapen und Töpfe der Weserware sind mit
horizontalumlaufenden Rollstempelmustern
verziert (Taf. 84). Rollrädchen benutzte man bis
ins 18./19. Jahrhundert auch zur Verzierung
von Steinzeug, außerdem gibt es Einzelstempel
(siehe LÖBERT 1977; LEHNEMANN 1978).
Die Malerei ist in Coppengrave zumeist recht
einfach und ohne besondere Akribie ausgeführt
(Taf. 85 ff). „Man verwendete dazu die Gieß-
büchse oder das Malhorn, meistens ein Kuh-
horn, das an seiner Spitze durchbohrt, einen Fe-
derposen oder Rohrstengel besaß, durch den der
Farbbrei auslief. Der Federkiel berührte wäh-
rend des Malens leicht die Oberfläche des
Stückes. Der Töpfer war gezwungen, schnell
und sicher zu arbeiten, da Verbesserungen nicht

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