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Stephan, Hans-Georg; Baart, Jan M. [Bearb.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 17): Coppengrave: Studien zur Töpferei des 13. bis 19. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland — Hildesheim: Verlag August Lax, 1981

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2. Die Töpferei in Coppengrave
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https://doi.org/10.11588/diglit.65793#0033
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möglich waren. Das Ansetzen des Malhorns er-
kennt man an den verdickten Stellen der Zeich-
nung. Die einfachen Ziermotive verlangten le-
diglich eine handwerkliche Fertigkeit. So wurde
für Spiralen, Kreise und Wellenbänder . . . das
betreffende Stück auf die langsam kreisende
Scheibe gesetzt. Auch andere Verzierungen
wurden aus freier Hand ausgeführt ...”
(SCHOLTEN-NEES 1971, 21). Komplizierte
Motive, für die man Schablonen verwendet hat,
sind aus Coppengrave bisher nicht bekannt.
Nur vereinzelt sind in Coppengrave Muster vor-
geritzt worden (Taf. 92, 7). Da es sich hierbei
Zumeist um einfache Dekore handelt, ist es
wahrscheinlich, daß hiermit ein Indiz für eine
Arbeitsteilung vorliegt. Etwa derart, daß der
Meister das Ornament vorritzte und dann der

Junge, oder Frauen, die ja häufig Hilfsarbeiten
verrichteten aber nicht zum Handwerk zugelas-
sen waren, die Zeichnung ausführten. Bei Kera-
mik des 18. Jahrhunderts kommt manchmal ei-
ne scharrierte Schauseite vor, die mit einem fei-
nen, stumpfen Gegenstand erzeugt wurde {Taf.
105).
Nach dem Trocknen der Engobe und der Bema-
lung konnte die Keramik gebrannt werden. In
Coppengrave war es offenbar allgemein üblich,
die Gefäße nach dem Antrocknen der Farbe so-
fort mit Bleiglasur zu überziehen und dann zu
brennen, denn bemalte und engobierte Frag-
mente ohne Glasur fanden sich nur ganz verein-
zelt. Andernorts unterzog man die Gefäße zu-
nächst einem „Schrühbrand” und darauf einem
zweiten , ,Glasurbrand ’ ’.

2.6 Zur Charakteristik der mittelalterlichen Keramikproduktion in Coppengrave

2.6.1 Die topographische Lage der Töpfereien
und Tongruben
2-6.1.1 Die spätmittelalterliche Wüstung
Coppengrave
Die mittelalterliche Siedlung Coppengrave liegt
auf der Terrasse an der Einmündung des Kir-
chensieks in die Giene in etwa 160 m ü. NN.
Die Siedlungsreste bedecken eine Fläche von et-
wa 120 mal 180 m. Sie sind nach Osten hin
durch einen Bachlauf (Kirchgrund) klar be-
grenzt, auf dessen Gegenseite nur noch der übli-
che dünne Scherbenschleier anzutreffen ist; glei-
ches gilt für die Südseite, wo das Abbrechen
konzentrierter Siedlungsmerkmale ziemlich ge-
uau mit der Ackergrenze zusammenfällt. Im
Westen ist die Grenze nicht gesichert, da hier
ein Hofgelände anschließt, jedoch gehen auch
dort die Befunde kaum über die Ackergrenze
hinaus, wie Oberflächenfunde und negative Be-
funde bei Bauarbeiten beweisen. Der Nordrand
lst überbaut, die heutige Straße (Koppelweg)
folgt in etwa dem „Hohlen Weg” einer braun-
schweigischen Karte von 1771 (Taf. 77).
Beim Bau verschiedener Häuser (so Nr. 113,
f 15, 116, 117) wurden große Mengen von Kera-
uuk sowie Töpferöfen gefunden, die teilweise
noch mit übereinander gestapelten Gefäßen ge-
füllt waren (Auskunft verschiedener Gewährs-

leute und Anwohner). Nur wenige Stücke hier-
von sind in Privatsammlungen und in den Kreis-
heimatmuseen Alfeld und Holzminden aufbe-
wahrt worden. Ein weiterer Fundkomplex, der
im Jahre 1927 beim Ziehen eines Wassergrabens
angeschnitten wurde (Abb. 6—7), befindet sich
im Kreisheimatmuseum Holzminden (SAUER-
MILCH 1940, 72—75).
Damals wurden nach Auskunft des ehemaligen
Gemeindevorstehers Küster auch zahlreiche
Gräber angeschnitten, von denen die Verfär-
bungen der Särge deutlich erkennbar waren
(Abb. 5, Fst. E ist nach der Erinnerung von
Herrn Küster ungefähr eingegrenzt). Dadurch
dürfte der Bereich, in dem die Kapelle zu su-
chen ist, grob festgelegt sein. Hier, unmittelbar
am Terrassenrand, werden auch die Wohnhäu-
ser der Töpfer — analog zu den Gegebenheiten
in mittelalterlichen Dorfsiedlungen allgemein
— zu suchen sein (STEPHAN 1978/1979). Die
Brennöfen dürften, schon wegen der Lage der
Kirche und der vorherrschenden Windrichtung
Nordwest, hinter den Häusern gelegen haben,
allenfalls auch daneben.
Innerhalb der Gesamtfläche der mittelalterli-
chen Siedlung (die auf einem großen Ackerstück
liegt, das sie interessanterweise deutlich be-
grenzt und vermutlich in irgendeiner Weise auf
alte Besitzverhältnisse zurückgeht) sind mehrere

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