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nen Topf mit standfußartiger Bodenbildung aus dem Gräberfeld Ahlem vergleicht Nowothnig (1964,
73, Taf. 2, 15) mit einem Grabfund aus Keuschberg, Kr. Merseburg, für den Schmidt (1961, 102,
Taf. 20 c) eine Zeitstellung vom 5. bis in das frühe 6. Jh. angibt. Vergleichbare Gefäße sind auch in Düna
aufgetreten (Taf. 7, 10.10-15). Steuer (1975) datiert solche Töpfe aus der Siedlung Liebenau in die Zeit
um 800 und den Anfang des 9. Jh.s n. Chr.
Die mit der obigen Zusammenstellung vorgelegte Verbreitung derartiger Keramikformen, die u.a. das
sächsische und auch thüringische Gebiet umfaßt, verdeutlicht, daß eine Zuweisung zu bestimmten Be-
völkerungsgruppen nicht möglich ist. Vielmehr muß, wie Analysen zur Ton- und Materialbeschaffen-
heit nahelegen, von einer kleinräumigen lokalen Produktion ausgegangen werden; kleinräumige Ein-
grenzungen anhand formaler Unterschiede sind jedoch nicht möglich. Die Datierungen zeigen, daß die
Keramik in der Völkerwanderungszeit schon vorkommt, ihre Blütezeit wohl im 7/8. Jh. erlebt, und
auch im 9. Jh. vereinzelt noch zu finden ist. Die stratigraphische Einbindung in die Befunde Dünas wird
genauere Hinweise zur Anfangs- und Enddatierung dieser Keramikart liefern.
4.12.3 Töpfe mit steil abfallender Schulter und kurzem ausbiegendem Randabschluß (Taf. 7,10.1,4,9,14)
Aus dem südwestlichen Harzvorland sind bisher nur wenige Scherben bekannt geworden, die mit den
Stücken aus Düna verglichen werden können. Aus Badenhausen, Ldkr. Osterode am Harz, liegt ein Ge-
fäßrest mit steil abfallender Schulter und niedriger Halskehle vor, der einer Scherbe aus Düna (Taf. 7,
10.1) sehr ähnlich ist. Auch die Bodenscherbe aus Fundstelle 2, mit standfußartiger Ausprägung, kommt
den Exemplaren aus Düna (Taf. 7, 10.7, 10) sehr nahe (Reissner 1974, 176 Abb. 2.4; 180 Abb. 4.4). Von
der in der Nähe Dünas gelegenen Pipinsburg bei Osterode am Harz stellt Schlüter (1975, 129-130,135
Abb. 11; 1987, 40) Randscherben vor, die er dem ältesten Horizont der mittelalterlichen Periode der Be-
siedlung zuweist und vorläufig in das 8./9. Jh. n. Chr. datieren möchte. Vereinzelte Parallelen stammen
auch von der Pfalz Tilleda am Kyffhäuser und werden hier als Keramik des 8. Jh.s angesprochen.
Ebenso werden vergleichbare Töpfe aus der Wüstung Gommerstedt, Kr. Arnstadt, dem 7/8. Jh. zuge-
wiesen (Timpel 1982, 60-61, Abb. 31.4, 32.23).
In der von Schmidt (1961, 103) vorgenommenen Bearbeitung des mitteldeutschen Fundgutes sind „un-
profilierte Töpfe“ unter Form 4 zusammengefaßt. Ein Gefäß aus dem Grab 104 von Stößen, Kr. Ho-
henmölsen, ist den Scherben aus Düna sehr ähnlich und wird von Schmidt (1961, 103, Taf. 20 e) in
Gruppe IV, d. h. in das 7. Jh. datiert.
Aus einem Grubenhaus von Klein Denkte, Ldkr. Wolfenbüttel, liegen einige Randscherben vor, die auf-
grund ihrer Fundvergesellschaftung mit einer bronzenen Bügelfibel mit rechteckiger Kopfplatte und ei-
nem Fibelfuß mit Tierkopfende dem 7. Jh. zugerechnet werden können (Niquet 1980, 305-308, Abb. 7,
5.6.12). Wichtige Anhaltspunkte für eine Datierung derartiger Keramikformen liefern auch Funde aus
dem Gräberfeld Liebenau, Ldkr. Nienburg (Weser). So gehören Gefäßreste aus dem Scheiterhaufen-
platz H12/ B4 in die Zeit um 600 n. Chr., wie der Beifund einer bronzenen Unterlegplatte einer kom-
ponierten Scheibenfibel nahelegt. Etwa ebensoalt ist ein Topf aus dem Grab F13/B3, vergesellschaftet
mit einer Bronzefibel, deren rechteckige Kopfplatte Flechtbanddekor aufweist (Hässler 1983, 31,
Taf. 21 u. 58). Spät datiert werden demgegenüber Funde aus der frühgeschichtlichen Siedlung bei Lie-
benau; die Keramik wird dem beginnenden 9. Jh. zugewiesen (Steuer 1975, bes. Abb. 19, 195). Scher-
ben von Standbodengefäßen aus dem Stadtgebiet von Höxter datiert Stephan (1973, 46-47, Taf. 6) in
das 8. Jh. In der Bearbeitung der Siedlungskeramik aus Fritzlar-Geismar, Schwalm-Eder-Kreis (Best
1990, 92, Abb. 17, 7), sind die Gefäßformen unter der Variante H16 zu finden, für die eine chronologi-
sche Einordnung in die Phase VWZ 2 (Mitte 6. Jh. bis um 700 n. Chr.) mit einem Ausklingen in der
Phase VWZ 3 (8. Jh. n. Chr.) vorgenommen wurde.
Die Zusammenstellung der Fundorte dieser Warengruppe und der dortigen Datierungshinweise erge-
ben das gleiche Bild wie bei den bauchigen Töpfen mit kurzem ausbiegenden Rand (Kap. 4.12.2.). Sie
treten gehäuft im 7/8. Jh. auf und sind an vereinzelten Fundorten scheinbar am Beginn des 9. Jh.s noch
zu finden.

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