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4.12.4 Topf mit Fingertupfendekor am äußeren Randabschluß (Taf. 7, 10.13)
Unter den Gefäßen mit Fingertupfendekor, die Steuer (1974, 125, 205-208, Taf. 32, Karte 13) - ausge-
hend von der Keramik aus Haithabu - zusammengestellt und kartiert hat, ohne daß eine differenzierte
chronologische Einordnung dieser Verzierungsart möglich gewesen wäre, befindet sich nur ein einziges
Exemplar, und zwar aus Groothusen (Niedersachsen), mit einem Fingereindruck am Randabschluß.
Ein Topf mit etwas weniger ausladendem Rand und Fingertupfen konnte aus einem Grab in Nettlingen,
Ldkr. Hildesheim, geborgen werden (Claus 1966, 119, 118 Abb. la).
4.12.5 Topf mit Henkelöse (Taf. 6, 10.8)
Ähnliche Henkelformen stammen aus der frühgeschichtlichen Siedlung Liebenau, Ldkr. Nienburg; die
Funde werden von Steuer (1975, 210, 236) in die Zeit um 800 und den Anfang des 9. Jh.s datiert. Ein
vergleichbares Henkelösenfragment aus der Wüstung Gardelshausen bei Hedemünden, Ldkr. Göttin-
gen, kann wohl dem 7.-9. Jh. zugewiesen werden (Wulf 1988, Abb. 25.4). Eine Scherbe aus Braun-
schweig, die der sogenannten „Kohlmarkt-Keramik“ und zwar der Gruppe E, der grauhellrotbraunen
Granitgrusware, angehört, wird in das 9. und die 1. Hälfte des 10. Jh.s datiert (Rötting 1985, 119
u.Farbtaf. 9, 8).
4.12.6 Kumpfkeramik (Taf. 6, 10.1.3.4.7)
Sogenannte spätrömische Töpfe, die auch als suebische Töpfe angesprochen werden, treten im südli-
chen Niedersachsen vorherrschend im 5. und 6. Jh. auf (Nowothnig 1964, 28 ff.; 54 ff.). In Thüringen
sind sie bereits in spätrömischer Zeit zu finden (Mildenberger 1970, 43) und von Uslar (1938, 75-76,
Taf. A, 35-40) leitet eine Entwicklung aus latenezeitlichen Vorbildern ab. Kümpfe aus dem mitteldeut-
schen Gebiet hat Schmidt (1961, 104-105) zusammengestellt; er datiert die Gefäße in seine Gruppe
Ila/b (450 bis 525 n. Chr.) und vereinzelte Formen treten noch am Beginn seiner Gruppe III auf. Jünger
datiert werden steilwandige Kümpfe vom nordhessischen Christenberg, die Gensen (1975a, 146, 151,
Abb. 3, 3-4) der Zeit um 700 n. Chr. zuweist. Unter dem Material, das Steuer (1975, 209, 216-219) von
der frühgeschichtlichen Siedlung Liebenau, Ldkr. Nienburg, vorstellt, finden sich über 20 °/o der Gefäße
mit eingezogenem Rand, die an den Anfang des 9. Jh.s datiert werden. Der Gruppe A der sog. „Kohl-
marktkeramik“ aus Braunschweig, die sich aus einer rauhen graubräunlichen Granitgrusware zusam-
mensetzt, sind Steilrandkümpfe zugewiesen worden (Rötting 1985,118, Farbtaf. 7 A, 4). Besonders die
Randscherbe mit verdicktem Randverlauf ist dem Exemplar aus Düna (Taf. 6, 10.3) sehr ähnlich. Die
Warenart wird dem 9. Jh. zugewiesen, jedoch ist m. E. eine ältere Zeitstellung nicht auszuschließen.
4.12.7 Kümpfe mit Kammstrichdekor (Taf. 6, 10.7)
Vergleichbare Keramik ist vom Gräberfeld Deersheim, Kr. Halberstadt, bekannt geworden. Das Gefäß
aus Grab 40 war mit einer „Thüringer Schale“ vergesellschaftet und ist somit in das 6. Jh. zu datieren
(Schneider 1983, 151). Ein Exemplar mit ganz ähnlichem Dekor ist in Halberstadt, Fdpl. 6 (Frohweins
Kiesgrube) zutage getreten. Schmidt (1961, 104-105; 1975, Taf. 151, 5d) geht von einer Datierung in
seine Gruppe II, also in die späte Völkerwanderungszeit aus.
4.12.8 Kümpfe mit Besenstrichverzierung (Taf. 6, 10.4)
Scherben aus der Siedlung „Am Hetelberg“ bei Gielde, Ldkr. Goslar, kommen den Gefäßen aus Düna
sehr nahe. Seemann (1975, 173 Abb. 48.8; 186 Abb. 61.4-5; Tab. 2) datiert sie vom 4. Jh. bis in das be-
ginnende 6. Jh. n. Chr. Auch Nowothnig (1964) hat bei der Aufarbeitung der Brandgräber der Völker-
wanderungszeit im südlichen Niedersachsen zahlreiche Beispiele abgebildet. Ein Kumpf mit leicht ge-
wölbter Wandung und Besenstrichornament stammt aus Gorsleben, Kr. Artern, aus Grab 2. Das in die
späte Völkerwanderungszeit - Gruppe II nach Schmidt - datierte Gefäß ist einem Exemplar aus Düna
(Taf. 6, 10.1) sehr ähnlich (Schmidt 1961, 104, Taf. 21b; 1975, Taf. 36.5).

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