4.16 Jüngere Gruppe der Kugeltopfware älterer Machart: Warenart 14
(Taf. 9, 14.1-4; 10, 14.1-18)
In dieser Warenart wurden dünnwandige (4—7 mm Wandstärke), hart (Moirs-Härte 3-4) gebrannte Ge-
fäßreste erfaßt, die innen und außen oxidierend und im Kern reduzierend gebrannt sind (Taf. 21, 14).
Die Farbe der Scherben ist meistens braun, die des Kerns schwarz (Taf. 20, 9); es treten aber auch
schwärzlichrote oder gelblichbraune Farben mit grauem Kern auf (Taf. 20, 15). Insgesamt wurden 344
Scherben unter dieser Ware zusammengefaßt, das entspricht 9,1 °/o der gesamten aufgenommenen Ke-
ramik. Der größte Teil (69,5 %) weist eine geglättete Oberfläche mit heraustretenden Magerungsteil-
chen und dünnen parallelen Überarbeitungsspuren - häufig im Halsbereich - auf; diese Merkmale las-
sen in vielen Fällen auf die Benutzung eines Formholzes beim Nachdrehen der Gefäße schließen.
15,4 % der Scherben haben eine körnig rauhe Oberfläche; bei weiteren 15,1 °/o waren Drehscheibenril-
len auf der körnigen Wandung erkennbar. Die Magerung und die Tonbeschaffenheit der Keramik2" ma-
chen eine einheimische Produktion wahrscheinlich.
Die Scherben sind durchgehend unverziert; die einzige Ausnahme ist ein Deckelfragment, das einen
Stempeldekor aus quadratischen Einstichen mit eingeschriebenem Kreuz hat. An Gefäßsonderformen
gehören insgesamt drei Hohldeckelfragmente, zwei Stielgriffe und ein Rohrgriff zu dieser Warenart.
Die Gefäßreste gehören zum größten Teil zu der Gruppe der mittelalterlichen Keramik des Harzgebie-
tes, für die eine Anwendung von Formhölzern bei der Profilierung des Randbereiches wahrscheinlich
gemacht wurde. Derartig geformte Profile werden als Übergangsform zwischen den freihändig gearbei-
teten Kugeltöpfen und der im oberen Teil abgedrehten Grautonware mit Rippenzone angesehen
(Grimm 1933, 8-12; 1959, 79; 1978, 89-94). Grimm (1933, 8-12 u. Abb. 2) weist die Keramik seiner
Stufe III zu, die er von etwa 1100 bis 1150 n. Chr. datiert.
Aus der Zusammenstellung von Fundorten durch Grimm ist das Material der Töpferei im Dorfinnern
von Schlewecke bei Bad Harzburg von besonderem Interesse (Grimm 1959, 80-83, 81 Abb. 7, 82
Abb. 8-9, bes. Abb. 7D). Die Scherben belegen eine lokale Produktion dieser Warenart im unmittelba-
ren Harzgebiet, und die unterschiedlichen Randausformungen weisen auf eine in dieser Zeit einset-
zende Formenvielfalt in der Gestaltung der Randausprägung hin wie sie in den vorangegangenen Ho-
rizonten der älteren Kugeltopfware nicht bekannt war. Die Erkenntnis, daß von einer Produktion für
einen kleinen regionalen Bereich auszugehen ist, die im Gegensatz steht zu den weitverbreiteten Er-
zeugnissen aus den rheinisch-hessischen Töpfereizentren, lieferte auch die Ausgrabung eines Töpfer-
ofens von Walschleben, Kr. Erfurt, aus dem 12./13. Jh. (Timpel 1969, 269-271).
Scherben, deren Gefäßoberteile mit einem Formholz modelliert oder scheibengedreht sind und die eine
profilierte Randgestaltung aufweisen, hat Stephan (1978, 21-22; 1979, Taf. 5) unter den Lesefunden des
südlichen Weserberglandes aufgeführt und seiner Warengruppe 200 zugewiesen. Er bezeichnet die Ke-
ramik als jüngere Gruppe der Kugeltopfware älterer Machart und kommt zu einer zeitlichen Einord-
nung in die 1. Hälfte des 11. Jh.s bis in das 2. Drittel des 12. Jh.s.
Die Keramik dieser Warenart, für die auch die Bezeichnung „Nordseegruppe der Kugeltopfkeramik“ ge-
bräuchlich ist, konnte im Harzgebiet häufig geborgen werden. So erwähnt Keibel-Maier (1977, 11
u. Anm. 35) Scherben der Stufe III nach Grimm von der Harzburg bei Bad Harzburg, und Feustel
(1957, 142-143) beschreibt Funde der Stufe II und III von einer Stadtkerngrabung aus Nordhausen am
Südharz. Gefäßreste von der Pfalz Pöhlde, Ldkr. Osterode am Harz, werden durch typologische Ver-
gleiche dem 10.-12. Jh. zugewiesen (Claus, Fansa 1983, 57-58, 59 Abb. 16). Der Keramik aus Düna
sehr ähnlich sind Randscherben aus den Schuttschichten der nach 1105 zerstörten Burg Ilsestein, die
mindestens aus dem letzten Viertel des 11. Jh.s stammen (Grimm 1964, 19 u. Taf. III; Schneider 1982,
369,368 Abb. 3). Auch aus Schulenrode bei Harzburg, nur 6 km westlich von Ilsenburg gelegen (Grimm
In Kapitel 11, Seite 109 ff., die Schliffnummern 6 und 8222.
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(Taf. 9, 14.1-4; 10, 14.1-18)
In dieser Warenart wurden dünnwandige (4—7 mm Wandstärke), hart (Moirs-Härte 3-4) gebrannte Ge-
fäßreste erfaßt, die innen und außen oxidierend und im Kern reduzierend gebrannt sind (Taf. 21, 14).
Die Farbe der Scherben ist meistens braun, die des Kerns schwarz (Taf. 20, 9); es treten aber auch
schwärzlichrote oder gelblichbraune Farben mit grauem Kern auf (Taf. 20, 15). Insgesamt wurden 344
Scherben unter dieser Ware zusammengefaßt, das entspricht 9,1 °/o der gesamten aufgenommenen Ke-
ramik. Der größte Teil (69,5 %) weist eine geglättete Oberfläche mit heraustretenden Magerungsteil-
chen und dünnen parallelen Überarbeitungsspuren - häufig im Halsbereich - auf; diese Merkmale las-
sen in vielen Fällen auf die Benutzung eines Formholzes beim Nachdrehen der Gefäße schließen.
15,4 % der Scherben haben eine körnig rauhe Oberfläche; bei weiteren 15,1 °/o waren Drehscheibenril-
len auf der körnigen Wandung erkennbar. Die Magerung und die Tonbeschaffenheit der Keramik2" ma-
chen eine einheimische Produktion wahrscheinlich.
Die Scherben sind durchgehend unverziert; die einzige Ausnahme ist ein Deckelfragment, das einen
Stempeldekor aus quadratischen Einstichen mit eingeschriebenem Kreuz hat. An Gefäßsonderformen
gehören insgesamt drei Hohldeckelfragmente, zwei Stielgriffe und ein Rohrgriff zu dieser Warenart.
Die Gefäßreste gehören zum größten Teil zu der Gruppe der mittelalterlichen Keramik des Harzgebie-
tes, für die eine Anwendung von Formhölzern bei der Profilierung des Randbereiches wahrscheinlich
gemacht wurde. Derartig geformte Profile werden als Übergangsform zwischen den freihändig gearbei-
teten Kugeltöpfen und der im oberen Teil abgedrehten Grautonware mit Rippenzone angesehen
(Grimm 1933, 8-12; 1959, 79; 1978, 89-94). Grimm (1933, 8-12 u. Abb. 2) weist die Keramik seiner
Stufe III zu, die er von etwa 1100 bis 1150 n. Chr. datiert.
Aus der Zusammenstellung von Fundorten durch Grimm ist das Material der Töpferei im Dorfinnern
von Schlewecke bei Bad Harzburg von besonderem Interesse (Grimm 1959, 80-83, 81 Abb. 7, 82
Abb. 8-9, bes. Abb. 7D). Die Scherben belegen eine lokale Produktion dieser Warenart im unmittelba-
ren Harzgebiet, und die unterschiedlichen Randausformungen weisen auf eine in dieser Zeit einset-
zende Formenvielfalt in der Gestaltung der Randausprägung hin wie sie in den vorangegangenen Ho-
rizonten der älteren Kugeltopfware nicht bekannt war. Die Erkenntnis, daß von einer Produktion für
einen kleinen regionalen Bereich auszugehen ist, die im Gegensatz steht zu den weitverbreiteten Er-
zeugnissen aus den rheinisch-hessischen Töpfereizentren, lieferte auch die Ausgrabung eines Töpfer-
ofens von Walschleben, Kr. Erfurt, aus dem 12./13. Jh. (Timpel 1969, 269-271).
Scherben, deren Gefäßoberteile mit einem Formholz modelliert oder scheibengedreht sind und die eine
profilierte Randgestaltung aufweisen, hat Stephan (1978, 21-22; 1979, Taf. 5) unter den Lesefunden des
südlichen Weserberglandes aufgeführt und seiner Warengruppe 200 zugewiesen. Er bezeichnet die Ke-
ramik als jüngere Gruppe der Kugeltopfware älterer Machart und kommt zu einer zeitlichen Einord-
nung in die 1. Hälfte des 11. Jh.s bis in das 2. Drittel des 12. Jh.s.
Die Keramik dieser Warenart, für die auch die Bezeichnung „Nordseegruppe der Kugeltopfkeramik“ ge-
bräuchlich ist, konnte im Harzgebiet häufig geborgen werden. So erwähnt Keibel-Maier (1977, 11
u. Anm. 35) Scherben der Stufe III nach Grimm von der Harzburg bei Bad Harzburg, und Feustel
(1957, 142-143) beschreibt Funde der Stufe II und III von einer Stadtkerngrabung aus Nordhausen am
Südharz. Gefäßreste von der Pfalz Pöhlde, Ldkr. Osterode am Harz, werden durch typologische Ver-
gleiche dem 10.-12. Jh. zugewiesen (Claus, Fansa 1983, 57-58, 59 Abb. 16). Der Keramik aus Düna
sehr ähnlich sind Randscherben aus den Schuttschichten der nach 1105 zerstörten Burg Ilsestein, die
mindestens aus dem letzten Viertel des 11. Jh.s stammen (Grimm 1964, 19 u. Taf. III; Schneider 1982,
369,368 Abb. 3). Auch aus Schulenrode bei Harzburg, nur 6 km westlich von Ilsenburg gelegen (Grimm
In Kapitel 11, Seite 109 ff., die Schliffnummern 6 und 8222.
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