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Anteil von Keramik Siegburger Machart festgestellt werden; so ergab sich hier ein Mengenverhältnis
von 1:5.
Hinweise zur Chronologie und zum Übergangshorizont von der Irdenware zur Steinzeugproduktion,
d. h. zu dessen Datierung in das beginnende 14. Jh., erbrachte ein zeitlich eng eingrenzbarer Fundho-
rizont aus Höxter, Marktstraße 3, der um 1300 n. Chr. zu datieren ist. Hier fanden sich neben verein-
zelter gelbtoniger Irdenware und überwiegend grautoniger Irdenware auch etwa 20 Gefäßreste von
Krügen aus Faststeinzeug und Steinzeug Siegburger Machart, die Stephan (1981 b, 248 f., 252-254,241
Abb. 2) aufgrund der Formgebung am ehesten rheinischen Produktionsstätten zuweisen möchte. Der
Vergleich mit einem „zeitgleichen“ Fundkomplex aus der ländlichen Siedlung Lenglern, in dem das
qualitätvolle Siegburger Steinzeug gegenüber der einheimischen Irdenware fehlt, gestattet auch sozial-
und wirtschaftspolitische Aussagen. Demzufolge trat das, wegen der höheren Transport- und Produk-
tionskosten wertvollere rheinische Importgut im frühstädtischen Umfeld mit seinem etwas wohlhaben-
derem Bürgertum früher auf, als in ländlich geprägten Siedlungsbereichen (Stephan 1981 b, 260-262).
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Janssen (1966, 89) durch den Vergleich der Keramikinventare der
von bäuerlichen Lebensumständen geprägten Wüstung Königshagen, Ldkr. Osterode am Harz, und der
Burg Hausfreden an der Leine. Hier dokumentiert ein extrem hoher Steinzeuganteil auf der spätmit-
telalterlichen Dynastenburg Hausfreden einen durch ständisch herausragende Ansprüche charakteri-
sierten Komplex, während in dem „Bauerndorf“ Königshagen das einfache keramische Inventar den
Ansprüchen genügte.
Unter diesem Gesichtspunkt muß auch der Faststeinzeug- und Steinzeuganteil in dem keramischen In-
ventar Dünas gewertet werden. Es wird deutlich, daß Düna keine rein bäuerlich geprägte Ansiedlung
war, sondern sich am Ort im ausgehenden Mittelalter zusätzlich ein wohlhabenderes Bürgertum eta-
bliert hat. Dafür sprechen auch das repräsentative Steingebäude im Siedlungszentrum und einige Me-
tallfunde. Die Ursachen mögen in der Anbindung der Siedlung an ein weitreichendes Verkehrsnetz und
in der Weiterverarbeitung und Verhandlung der Erzvorkommen von Harzlagerstätten zu suchen sein
(dazu Klappauf 1989; 1991).

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