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scheibenware wurde in der Wüstung Gardelshausen bei Hedemünden, Ldkr. Göttingen, ergraben; so
deutet sich ein Verbreitungsschwerpunkt im südlichen Weserbergland an (Wulf 1988, 366). Bei den
Altstadtuntersuchungen in Höxter wurden mit dieser Keramik versehene Befunde aus dem Zeitraum
vom frühen 9. Jh. bis zur Mitte des 12. Jh.s freigelegt (Stephan 1973, 52); dieser Fundort fügt sich her-
vorragend in das oben postulierte Verbreitungsgebiet ein.
Die Form, die Materialbeschaffenheit, die Herstellungstechnik und der Dekor einiger Gefäße aus Gar-
delshausen sind mit den Scherben aus Düna nahezu identisch (Wulf 1988, 339, Abb. 25, 8; 28, 5.6; 29,
4; 46, 2). Eine genauere chronologische Einordnung oder Untergliederung dieser Warenart ist bisher
nicht möglich. In Gardelshausen wird mit einem frühesten Auftreten im 9. Jh. gerechnet.
Aus der Wüstung Gommerstedt, Kr. Arnstadt, in Thüringen sind ca. 30 Scherben dieser Machart vor-
gestellt worden. Der Form nach kann allerdings nur eine Randscherbe mit dem Material des südwest-
lichen Harzvorlandes verglichen werden (Timpel 1982, 64, Abb. 32, 96). Nach Timpel stammt die Ke-
ramik vermutlich ebenfalls von der westlichen hessischen Drehscheibenware ab; in diesem Zusammen-
hang wird auf Gefäße aus der Frankfurter Altstadt Gruppe 11 (Stamm 1962, 133, Taf. 14, 182.183) ver-
wiesen. Die Fundvergesellschaftung in Gommerstedt macht eine Datierung in das 9. bis 10. Jh. wahr-
scheinlich.

4.7 Spätrömische Keramik Mayener Art: Warenart 7 (Taf. 5, 7.1)
Unter dieser Warenart wurde eine Bodenscherbe erfaßt, die im Dünaer Inventar als Unikat auftritt. Der
Standboden mit steil ansetzender Wandung ist auf der Drehscheibe gefertigt; der verdickte Innenum-
bruch weist deutliche Drehwülste auf. Eine petrographische Analyse ergab Magerungsbestandteile, die
eine Herkunft der Keramik aus dem Rheinland wahrscheinlich macht.17
Die Scherbe gleicht sehr den Beschreibungen der Mayener Ware die durch Nierhaus (1940, 47), Böh-
ner (1958, 49) und Stamm (1962, 102) vorgenommen wurden. Trotzdem müssen Eigenschaften des Dü-
naer Exemplares, wie etwa die sehr körnige Oberflächenbeschaffenheit als ungewöhnlich angesehen
werden und sie erschweren einen direkten Vergleich. Für die Mayener Keramik ist ein hart gebrannter
Ton charakteristisch, der scharfgratige zerklüftete Brüche bedingt sowie eine pockige, rauhe Oberfläche
die u.a. auch eine ockergelbe Färbung aufweisen kann (Stamm 1962, 102, Abb. 17, Taf. 5-8). Dem Ton
beigemischte vulkanische Gesteinsteilchen erwähnt Fellmann (1952,162) als Besonderheit und Dünn-
schliffanalysen anderer Autoren (Frechen, in Böhner 1958, 63-67; Redknap 1988, 5) zeigen Überein-
stimmungen mit dem Material der Dünaer Scherbe. Somit ist neben morphologischen Merkmalen ein
weiterer Hinweis für eine Herkunftsbestimmung hinzugewonnen.
In Mayen in der Eifel wurden zahlreiche Töpfereien ergraben (Redknap 1988, 3-4) für die zeitlich weit-
reichende Produktionsspannen ermittelt werden konnten. Die ältesten Keramikformen werden als
spätrömisches rauhwandiges Gebrauchsgeschirr bezeichnet, das eine Verbreitung im gesamten Rhein-
gebiet und auch in Großbritannien, Frankreich, Belgien und der Schweiz aufweist (Roeren 1960, 263,
288 Abb. 24; Redknap 1988, Fig. 4).
Eine Datierung der spätrömischen Keramik aus Mayen wird relativ einheitlich vorgenommen - neben
Grab- und Siedlungsfunden sind auch Münzschatzgefäße maßgebend. So wurde eine zeitliche Eingren-
zung von 350 n. Chr. bis etwa 450 n. Chr. ermittelt (Redknap 1988, 9). Die Funde aus dem Kastell von
Alzey werden in die Zeit der 1. Hälfte des 4. Jh.s bis an den Anfang und teils noch in die 1. Hälfte des
5. Jh.s datiert (Unverzagt 1960, 394-395); dieser chronologischen Einordnung folgt auch Stamm
(1962,101). Nach Fellmann tritt die Keramik erstmals gegen Ende des 3. und am Beginn des 4. Jh.s auf,
„dominiert“ im 4. Jh. und läuft am Anfang des 5. Jh.s aus (Fellmann 1952, 163-164).

In Kapitel 11, Seite 109 ff., die Schliffnummer 12.

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