aus statischen Gründen leider nicht vollständig ausgeräumt werden. Vielleicht haben wir den Werkstatt-
bereich für einen Glockenguß angegraben, genaue Befunde fehlen jedoch. Der Domfriedhof auf der
Südseite reichte nicht mehr in den Grabungsschnitt von 1998 (Beilage 1).
Unter Bischof Berthold (1119-1130)415, der im Herbst 1119 von Volk und Klerus gewählt wurde, erhielt
die Domapsis (Abb. 136) ihre bis heute erhaltene Ausführung416 mit den vorgeblendeten Halbsäulen
über einem Basisprofil und dem einfachen Rundbogenfries unter der Traufe (Abb. 49). Der Wechsel in
der Steinbearbeitung der Außenapsis von sehr sorgfältig geglätteten Steinquadern, die mit einer engen
Pressfuge vermauert sind, zu nur grob behauenen Quadern, die in einer breiteren Mörtelfuge liegen, hat
zu Überlegungen geführt, daß der untere Apsisbereich älter und vielleicht noch in die Bauperiode Hezi-
los gehört und mit ihm die capella rotunda gemeint gewesen sei417. Bohland will auch eine Horizontal-
fuge im Mauerwerk 0,7 m über dem Chorfußboden oder 3,0 m über dem Innenhof beobachtet haben,
die ein älteres großformatiges Kernmauerwerk von einem einheitlich aus kleinen Steinen in viel Mörtel
aufgeführten Mauerwerk trennt. Auf einem Foto der Wiederaufbauzeit (Abb. 53.1) ist sehr gut das
obere Mauerwerk zu erkennen, das mit der Apsisaußenschale gleichzeitig errichtet worden ist. Die unte-
ren großen Steine kann man mehr erahnen als genau bestimmen. Wenn die Beobachtung von Bohland
richtig ist, würde dies bedeuten, daß die alte Apsis aus der Zeit Ludwigs d. Frommen, die von Altfrid
weiter benutzt worden ist, bis zum Neubau Bischof Bertholds noch aufrecht gestanden hat. Nur der obere
Abschluß war wohl nicht mehr vorhanden gewesen oder ist von Berthold endgültig abgetragen worden.
In der Apsis der Krypta sind unterhalb der Fenster die großen Steinblöcke aus der Zeit Ludwigs d.
Frommen ebenfalls auf den Fotos aus dem Jahre 1971 gut zu erkennen. Die alte Apsis ist daher viel-
leicht nie vollständig abgerissen worden, sondern stand in ihren Außenmauern weiter aufrecht, ohne daß
wir den oberen Abschluß zwischen dem Brand von 1046 bis zum Neubau Bischof Hezilos kennen. Boh-
land hat in der Bauuntersuchung der Krypten im Jahre 1954 feststellen können, daß „zwischen Chor-
rechteck und Apsidenteil eine Gewölbenaht nachweisbar war, und zwar zeigte der Zustand des älteren
Gewölbes, daß der Apsidenteil beim Neubau der Apside unter Bischof Berthold durch ein Gurtgewölbe
ersetzt worden ist. Die Untersuchungen der Chorkryptagewölbe innerhalb der Krypta sagten aus, daß die
für hezilonisch gehaltenen Gurte nachträglich unter das Gewölbe geblendet worden sind“4'3. Diese
Beobachtung stützt die Rekonstruktion einer geraden Chorabschlußmauer im Aufgehenden, gibt jedoch
keine Hinweise, wie die Kryptaapsis gedeckt war. Der Raum muß jedoch weiterhin genutzt worden sein,
sonst hätte die jüngere Seitenverkleidung des Scheiteldurchganges keinen Sinn. Spätestens mit dem
Chorneubau wird dieser Durchgang im Kryptenapsisscheitel zugemauert und das Rundbogenfenster ein-
gesetzt.
Die im Apsisrund außen sichtbare Materialänderung wird keine Bauzeitunterbrechung von gut 60 Jah-
ren bedeuten, sondern eher eine Sparmaßnahme unter Berthold, als ihm die sauber behauenen Steine
ausgegangen sind. Die gleiche Bearbeitung der sorgfältig eingebundenen Halbsäulenvorlagen und des
Frieses mit den gröber behauenen Wandquadern zeigen eindeutig ein gleichzeitiges Aufmauern der
Sandsteine mit den unterschiedlichen Oberflächen zur Zeit Bischof Bertholds. Der Rundbogenfries mit
der Wandgliederung durch Halbsäulenvorlagen ist mit der Außenwandgliederung an der Godehardikir-
che aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gut vergleichbar419. Auch der bis zum Abbruch 1841 unter
der Traufe des Westparadieses vorhandene Rundbogenfries420 kann als Vorbild gedient haben (Abb. 6 u.
72). Die beiden seitlichen Kapellen neben dem Westparadies sollen im 12. Jahrhundert ebenfalls ange-
baut worden sein (Abb. 5 u. 6). Sie sind leider 1841 mit dem Westriegel vollständig abgerissen worden.
415 Goetting 1984, 326-329.
416 Goetting 1984, 338: „Den Hildesheimer Dom vollendete Berthold durch den von Bischof Hezilo begonnenen und offenbar
auch unter den Bischöfen Udo und Brüning nicht fertiggestellten Bau der Hauptapsis, ein opus elegantis structurae (MGH.
SS. 12, 640 Z. 7f.)“
417 Bohland 1953, 19-23.
418 Bohland 1954a.
419 Zeller 1911, 237.
420 Zeller 1907, Taf. 21; Aufmaßblatt „Domturm zu Hildesheim. “ Ansicht der Südseite, Wellenkamp (1839), Niedersächsisches
Hauptstaatsarchiv Hannover, Mappe 759.
124
bereich für einen Glockenguß angegraben, genaue Befunde fehlen jedoch. Der Domfriedhof auf der
Südseite reichte nicht mehr in den Grabungsschnitt von 1998 (Beilage 1).
Unter Bischof Berthold (1119-1130)415, der im Herbst 1119 von Volk und Klerus gewählt wurde, erhielt
die Domapsis (Abb. 136) ihre bis heute erhaltene Ausführung416 mit den vorgeblendeten Halbsäulen
über einem Basisprofil und dem einfachen Rundbogenfries unter der Traufe (Abb. 49). Der Wechsel in
der Steinbearbeitung der Außenapsis von sehr sorgfältig geglätteten Steinquadern, die mit einer engen
Pressfuge vermauert sind, zu nur grob behauenen Quadern, die in einer breiteren Mörtelfuge liegen, hat
zu Überlegungen geführt, daß der untere Apsisbereich älter und vielleicht noch in die Bauperiode Hezi-
los gehört und mit ihm die capella rotunda gemeint gewesen sei417. Bohland will auch eine Horizontal-
fuge im Mauerwerk 0,7 m über dem Chorfußboden oder 3,0 m über dem Innenhof beobachtet haben,
die ein älteres großformatiges Kernmauerwerk von einem einheitlich aus kleinen Steinen in viel Mörtel
aufgeführten Mauerwerk trennt. Auf einem Foto der Wiederaufbauzeit (Abb. 53.1) ist sehr gut das
obere Mauerwerk zu erkennen, das mit der Apsisaußenschale gleichzeitig errichtet worden ist. Die unte-
ren großen Steine kann man mehr erahnen als genau bestimmen. Wenn die Beobachtung von Bohland
richtig ist, würde dies bedeuten, daß die alte Apsis aus der Zeit Ludwigs d. Frommen, die von Altfrid
weiter benutzt worden ist, bis zum Neubau Bischof Bertholds noch aufrecht gestanden hat. Nur der obere
Abschluß war wohl nicht mehr vorhanden gewesen oder ist von Berthold endgültig abgetragen worden.
In der Apsis der Krypta sind unterhalb der Fenster die großen Steinblöcke aus der Zeit Ludwigs d.
Frommen ebenfalls auf den Fotos aus dem Jahre 1971 gut zu erkennen. Die alte Apsis ist daher viel-
leicht nie vollständig abgerissen worden, sondern stand in ihren Außenmauern weiter aufrecht, ohne daß
wir den oberen Abschluß zwischen dem Brand von 1046 bis zum Neubau Bischof Hezilos kennen. Boh-
land hat in der Bauuntersuchung der Krypten im Jahre 1954 feststellen können, daß „zwischen Chor-
rechteck und Apsidenteil eine Gewölbenaht nachweisbar war, und zwar zeigte der Zustand des älteren
Gewölbes, daß der Apsidenteil beim Neubau der Apside unter Bischof Berthold durch ein Gurtgewölbe
ersetzt worden ist. Die Untersuchungen der Chorkryptagewölbe innerhalb der Krypta sagten aus, daß die
für hezilonisch gehaltenen Gurte nachträglich unter das Gewölbe geblendet worden sind“4'3. Diese
Beobachtung stützt die Rekonstruktion einer geraden Chorabschlußmauer im Aufgehenden, gibt jedoch
keine Hinweise, wie die Kryptaapsis gedeckt war. Der Raum muß jedoch weiterhin genutzt worden sein,
sonst hätte die jüngere Seitenverkleidung des Scheiteldurchganges keinen Sinn. Spätestens mit dem
Chorneubau wird dieser Durchgang im Kryptenapsisscheitel zugemauert und das Rundbogenfenster ein-
gesetzt.
Die im Apsisrund außen sichtbare Materialänderung wird keine Bauzeitunterbrechung von gut 60 Jah-
ren bedeuten, sondern eher eine Sparmaßnahme unter Berthold, als ihm die sauber behauenen Steine
ausgegangen sind. Die gleiche Bearbeitung der sorgfältig eingebundenen Halbsäulenvorlagen und des
Frieses mit den gröber behauenen Wandquadern zeigen eindeutig ein gleichzeitiges Aufmauern der
Sandsteine mit den unterschiedlichen Oberflächen zur Zeit Bischof Bertholds. Der Rundbogenfries mit
der Wandgliederung durch Halbsäulenvorlagen ist mit der Außenwandgliederung an der Godehardikir-
che aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gut vergleichbar419. Auch der bis zum Abbruch 1841 unter
der Traufe des Westparadieses vorhandene Rundbogenfries420 kann als Vorbild gedient haben (Abb. 6 u.
72). Die beiden seitlichen Kapellen neben dem Westparadies sollen im 12. Jahrhundert ebenfalls ange-
baut worden sein (Abb. 5 u. 6). Sie sind leider 1841 mit dem Westriegel vollständig abgerissen worden.
415 Goetting 1984, 326-329.
416 Goetting 1984, 338: „Den Hildesheimer Dom vollendete Berthold durch den von Bischof Hezilo begonnenen und offenbar
auch unter den Bischöfen Udo und Brüning nicht fertiggestellten Bau der Hauptapsis, ein opus elegantis structurae (MGH.
SS. 12, 640 Z. 7f.)“
417 Bohland 1953, 19-23.
418 Bohland 1954a.
419 Zeller 1911, 237.
420 Zeller 1907, Taf. 21; Aufmaßblatt „Domturm zu Hildesheim. “ Ansicht der Südseite, Wellenkamp (1839), Niedersächsisches
Hauptstaatsarchiv Hannover, Mappe 759.
124