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Schwarz, Wolfgang
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 29): Siedlung, Grab und Heiligtum von Wiesens, Stadt Aurich: ein prähistorischer Lebensraum vom mittleren Neolithikum bis zum Ende der frühen Eisenzeit — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68702#0164
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Abschlagbeil
In einer Grube fand sich der Nackenteil eines Ab-
schlagbeiles (457.01) ausbeige-grauem, undurch-
sichtigem Flint. Diese Art des Feuersteins wirkt im
Fundmaterial unter dem hell- bis dunkelgrauen,
qualitativ hochwertigen Flint oder dem gelb-röt-
lichen Moränenflint fremd. Die Schmalseiten des
Beiles sind von der Ventral- zur Dorsalseite hin
behauen worden und danach nur an einer Schmal-
seite umgekehrt. Diese zuletzt ausgeführten Ab-
schläge am Nackenteil scheinen nicht dafür not-
wendig gewesen zu sein, die Beilklinge herzustel-
len, sondern scheinen entweder der Schäftung zu
dienen oder durch sie verursacht worden zu sein.
6.2.2.2 Klingengeräte
Der Anteil der Klingen unter den Artefaktarten der
Feuersteinartefakte ist auffällig gering (s.o.). Die
wenigen Klingen sind oft unregelmäßig geformt
und nicht von guter Qualität: 328.05, 485.13,
624.05, 938.01, 1037.04, 1011.80, 1131.01. Daher
ist es nicht verwunderlich, dass nur wenige Klin-
gengeräte geborgen wurden.
Großklingen
329.03, 960.04, 1011.73, 1397.30.
Großklingen sind mindestens 5 mm dick. Die
Klinge 1011.73 ist als Grabbeigabe zu interpretie-
ren und hat als Dolch gedient. Die drei übrigen
Exemplare, die zerbrochen und nur in Resten er-
halten sind, können dagegen nicht funktional son-
dern nur formal bestimmt werden. Bei dem proxi-
malen Ende der Großklinge 1397.30 blieb unklar,
ob dieser Klingenteil oder die ganze Klinge beid-
seitig zur Ventralseite hin retuschiert oder ob das
Klingenbruchstück nachträglich zum Schaber um-
gearbeitet worden war.
Kleine Klingengeräte
Bei der Oberflächenbegehung wurde eine fast voll-
ständige, schrägendretuschierte Klinge (1397.27)
aufgelesen und bei der Untersuchung eines Gru-
benkomplexes eine weitere, allerdings zerbroche-
ne gefunden (1262.30). Eher als Bohrer ist dage-
gen die zerbrochene und teilretuschierte Klinge
1397.26 anzusprechen. Von einem Klingenscha-
ber (1397.28) war nur noch ein Teil der bogen-
förmigen Schaberkante erhalten geblieben, weil
Feuer für eine weitgehende Zerstörung des Arte-
fakts gesorgt hatte. Außerdem fanden sich eine
lateral retuschierte, leider zerbrochene Klinge
(1397.29.2) und eine am proximalen Ende retu-
schierte und auf dem Mittelgrad spitz auslaufen-
de Klinge (1397.29.1), die vielleicht als Pfeilspit-
zen gedeutet werden dürfen.

6.2.2.3 Kerngeräte
Kerngerät ist im Artefaktbestand kaum vertreten,
weil die ehemals vorhandenen Großgeräte, sobald
sie zerbrachen oder ihre Funktion einbüßten, zu
Kleingeräten umgearbeitet wurden. Von den ehe-
mals vorhandenen Großgeräten aus Feuerstein
zeugen oft nur noch die Abschläge mit Beilschliff
oder Sichelglanz, die den Gebrauch von Beilen
und Sicheln belegen. Neben einer Bez'Zschneide
(350.11, ohne Abb.) und einer Beilkante (1397.31)
blieben hauptsächlich nicht mehr verwertbare
Reste von Klingen- (415.06,475.01) und Abschlag-
kernen (232.03, 322.82, 328.06, 348.38, 348.39,
349.18, 1321.01) übrig. Manchmal sind sie aber
nicht eindeutig bestimmbar, weil Klingenkerne zu
Abschlagkernen mutieren, sobald ihre Länge für
Klingen nicht mehr ausreicht, aber weiterhin Ab-
schläge erzeugt werden. Bemerkenswert sind zwei
Abschlagkerne (348.39, 349.18), die eine längli-
che Form aufweisen, sodass die Abschlagkante als
Arbeitskante eines Schabers oder Hobels benutzt
worden sein könnte.
Sichel
Es fanden sich vier Bruchstücke von Sicheln, die
zwar in keinem Fall die Form, aber teilweise den
Querschnitt erkennen ließen (329.04, 348.12,
1009.04, 1397.33).
Kernbeil
Zu den außerordentlich seltenen Fundstücken
gehören die Kernbeile, von denen ein kleines, nur
40 mm langes Exemplar (1398.08) in Wiesens an
der Ackeroberfläche gefunden wurde.
Meißelartige Kerne
Manche Kerne weisen an transversalen Kanten
Absplitterungen auf, die auf einen meißelartigen,
gelegentlich schaberartigen Gebrauch hindeuten
(144.03, 322.78, 604.06).
6.2.2.4 Trümmergeräte
Aus den in vielfältigen Formen anfallenden Feu-
ersteintrümmern wurden offenbar geeignete
Stücke ausgelesen und zu Geräten verarbeitet.
Etliche Trümmerstücke weisen Abschlagnegati-
ve auf, die sie teils als Lieferanten von Abschlä-
gen teils als zersprungene Kerne kennzeichnen:
232.15, 322.41,339.04, 429.04,1044.07,1139.02,
1397.32.
Flinthammer
Das Trümmerstück eines Feuersteinbeiles der
Trichterbecherkultur besteht aus einer Beilkante
mit Resten der geschliffenen Schmal- und Breit-

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