zeitliche Fragment aus dem 17.-18. Jh. besaß im
Zentrum eine runde Bekrönung zur Handhabung
des Deckels, um die sich Durchbrechungen in
Form von vier Blüten gruppierten. Ehemals mit
zwei gegenüberliegenden Verschlüssen ausgestat-
tet, konnte der Deckel auf einer Dose mit entspre-
chenden Widerlagern arretiert werden 369.
5 .5. Zapfhähne (Taf. 14)
Metallene Zapfhähne für Bier- und Weinfässer oder
auch Wasserleitungen im häuslichen bzw. gewerb-
lichen Gebrauch 370 liegen im wesentlichen aus
Stadt- und teilweise aus Burggrabungen vor. Wenn-
gleich eine funktionale Differenzierung bislang
nicht möglich ist371, lassen sich, wie auch in Braun-
schweig, typologisch zwei Gruppen unterscheiden.
Der Winkelhahn besitzt eine unten geöffnete Hül-
se, die einen Schlüssel mit einem Durchlaß in der
Seitenwandung und einem Ablauf in der Basis auf-
nimmt (318 aus dem 15./16. Jh., 190 aus dem 16.-
17. Jh.). Bringt man durch eine Drehung des Grif-
fes die Durchlochung in der Wandung mit dem
Zuleitungsrohr in Übereinstimmung, kann die
Flüssigkeit nach unten aus der Hülse abfließen.
Die polyedrischen Hülsen sind mit einem Bolzen
versehen, der eine Beschädigung derselben beim
Einschlagen verhindern sollte. Zudem scheint
dieser Zapfhahntyp immer mit einer hahnenför-
mig gestalteten Handhabe ausgestattet zu sein 372.
Verschiedene Stücke dieses Typs datieren beispiels-
weise ins 15. Jh.373; der Fundschwerpunkt liegt
allerdings in der frühen Neuzeit und hier im 16. Jh.
Der Durchgangshahn ist in Braunschweig durch
Fund 153 (2. Hälfte 16. bis Mitte 18. Jh.) ebenso
vertreten, wie durch die Fragmente zweier Hand-
haben (270 = 16./17. Jh. und 258 = um 1500-17.Jh.).
Im Gegensatz zu dem obig beschriebenen Typ
besitzt der Durchgangshahn eine unten geschlos-
sene Hülse. Dementsprechend weist der Schlüssel
an den gegenüberliegenden Seiten zwei Durchläs-
se auf, die Flüssigkeit läuft durch ein eigens mitge-
gossenes Mundstück ab, das meist nach unten
gerichtet und facettiert gebildet wurde. Bei den
Grifformen überwiegen schlichte Ringe, Dreipaß-
formen, Kronen und Lilien, die dergestalt auch für
den Weinhahn 153 in Betracht gezogen werden
müssen 374. Eine stilisierte Lilien- bzw. Kreuzform
zeigen auch die beiden bereits erwähnten Braun-
schweiger Griffragmente, von denen zumindest
eines (270) unmittelbare Parallelen zu Funden aus
Magdeburg und Amsterdam aufweist 375.
Zapfhähne mit Ausguß treten spätestens seit der
Zeit um 1500 auf und sind schwerpunktmäßig im
16. und 17., möglicherweise darüber hinaus bis ins
18. Jh. belegt 376. Eine engere zeitliche Differen-
zierung, wie sie sich beispielsweise in Amsterdam
auf Grundlage der unterschiedlichen Grifftypen
abzeichnet 377, ist mangels ausreichender Materi-
albasis nicht übertragbar.
Leider bieten die Braunschweiger Fundumstände
keine Möglichkeit zu einer näheren Datierung.
Hervorragende Parallelen aus Braunschweig stel-
len jedoch zwei obertägig überkommene Zapfhäh-
ne aus der Zeit um 1500 dar (Abb. 29) 378.
Der Winkelhahn ist mit 179 mm um 54 mm länger
als Fund 318, der Schlagbolzen wurde abweichend
in Form eines hohlen Vierecks gebildet. Die typisch
hahnenförmigen Konturen des Griffes entsprechen
grob denen des unrestaurierten Bodenfundes 190.
369 Vergleichsfunde in der Neuzeitabteilung des Bremer Focke-Museums.
370 Zeitgenössische Darstellung bei Ercker 1629, 129.
371 Bracker 1989, Bd. 2, 288.
372 Vgl. z.B. Falk 1988, 152-154, Abb. 101.8.9.11, Baart 1977, Kat.-Nr. 664, Fundchronik 1987, 188, Abb. 126.1, Fundchro-
nik 1990, 121, Abb. 89.9, Isenberg 1977, 442, Abb. 262, Hejna 1974, 43, Taf. 16i, Lappe 1983, 173, Taf. 12.8, Gralow,
Hoppe 1989, 36, Taf. 12.129, Müller, U. 1996, 103, 107, Abb. 39.6.10.
373 Z.B. König 1993 210, Abb. 4.4, Seibt, Gleba 1990, Kat.-Nr. 196, Ericsson 1981, 116, Abb. 44.4, hahnenförmiger Schlüs-
sel aus der Pfalz Werla des 15. Jhs. im Landesmuseum Braunschweig.
374 Baart 1977, 352-356, Falk 1988, 154, Abb. 101.2.
375 Matthies 1991,32.2, Baart 1977, Kat.-Nr. 662.
376 Vgl. z.B. Hahn 1978, 121, Abb. 54a-c, Falk 1988, 154, Abb. 101.2, Baart 1977, 352-356, Fuhse 1935, 3; völlig isoliert im
Raum steht m.W. die Datierung eines Schlüssels mit lilienförmiger Handhabe für einen Durchgangshahn aus Frankfurt/O.
ins 13. Jh. durch Huth 1975,40, Taf. 140.10, der daher bezgl. seiner Chronologie nicht weiter berücksichtigt werden soll.
377 Baart 1977, 352.
378 Fuhse 1935, 6, der Verfasser verzichtet allerdings auf Quellenzitate und exakte Angaben über Herkunft und Datierungs-
grundlage der Realien, die, wie er im Vorwort schreibt, in Braunschweiger „Sammlungen, z.T. auch noch im Besitze der
Handwerke sich befinden".
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Zentrum eine runde Bekrönung zur Handhabung
des Deckels, um die sich Durchbrechungen in
Form von vier Blüten gruppierten. Ehemals mit
zwei gegenüberliegenden Verschlüssen ausgestat-
tet, konnte der Deckel auf einer Dose mit entspre-
chenden Widerlagern arretiert werden 369.
5 .5. Zapfhähne (Taf. 14)
Metallene Zapfhähne für Bier- und Weinfässer oder
auch Wasserleitungen im häuslichen bzw. gewerb-
lichen Gebrauch 370 liegen im wesentlichen aus
Stadt- und teilweise aus Burggrabungen vor. Wenn-
gleich eine funktionale Differenzierung bislang
nicht möglich ist371, lassen sich, wie auch in Braun-
schweig, typologisch zwei Gruppen unterscheiden.
Der Winkelhahn besitzt eine unten geöffnete Hül-
se, die einen Schlüssel mit einem Durchlaß in der
Seitenwandung und einem Ablauf in der Basis auf-
nimmt (318 aus dem 15./16. Jh., 190 aus dem 16.-
17. Jh.). Bringt man durch eine Drehung des Grif-
fes die Durchlochung in der Wandung mit dem
Zuleitungsrohr in Übereinstimmung, kann die
Flüssigkeit nach unten aus der Hülse abfließen.
Die polyedrischen Hülsen sind mit einem Bolzen
versehen, der eine Beschädigung derselben beim
Einschlagen verhindern sollte. Zudem scheint
dieser Zapfhahntyp immer mit einer hahnenför-
mig gestalteten Handhabe ausgestattet zu sein 372.
Verschiedene Stücke dieses Typs datieren beispiels-
weise ins 15. Jh.373; der Fundschwerpunkt liegt
allerdings in der frühen Neuzeit und hier im 16. Jh.
Der Durchgangshahn ist in Braunschweig durch
Fund 153 (2. Hälfte 16. bis Mitte 18. Jh.) ebenso
vertreten, wie durch die Fragmente zweier Hand-
haben (270 = 16./17. Jh. und 258 = um 1500-17.Jh.).
Im Gegensatz zu dem obig beschriebenen Typ
besitzt der Durchgangshahn eine unten geschlos-
sene Hülse. Dementsprechend weist der Schlüssel
an den gegenüberliegenden Seiten zwei Durchläs-
se auf, die Flüssigkeit läuft durch ein eigens mitge-
gossenes Mundstück ab, das meist nach unten
gerichtet und facettiert gebildet wurde. Bei den
Grifformen überwiegen schlichte Ringe, Dreipaß-
formen, Kronen und Lilien, die dergestalt auch für
den Weinhahn 153 in Betracht gezogen werden
müssen 374. Eine stilisierte Lilien- bzw. Kreuzform
zeigen auch die beiden bereits erwähnten Braun-
schweiger Griffragmente, von denen zumindest
eines (270) unmittelbare Parallelen zu Funden aus
Magdeburg und Amsterdam aufweist 375.
Zapfhähne mit Ausguß treten spätestens seit der
Zeit um 1500 auf und sind schwerpunktmäßig im
16. und 17., möglicherweise darüber hinaus bis ins
18. Jh. belegt 376. Eine engere zeitliche Differen-
zierung, wie sie sich beispielsweise in Amsterdam
auf Grundlage der unterschiedlichen Grifftypen
abzeichnet 377, ist mangels ausreichender Materi-
albasis nicht übertragbar.
Leider bieten die Braunschweiger Fundumstände
keine Möglichkeit zu einer näheren Datierung.
Hervorragende Parallelen aus Braunschweig stel-
len jedoch zwei obertägig überkommene Zapfhäh-
ne aus der Zeit um 1500 dar (Abb. 29) 378.
Der Winkelhahn ist mit 179 mm um 54 mm länger
als Fund 318, der Schlagbolzen wurde abweichend
in Form eines hohlen Vierecks gebildet. Die typisch
hahnenförmigen Konturen des Griffes entsprechen
grob denen des unrestaurierten Bodenfundes 190.
369 Vergleichsfunde in der Neuzeitabteilung des Bremer Focke-Museums.
370 Zeitgenössische Darstellung bei Ercker 1629, 129.
371 Bracker 1989, Bd. 2, 288.
372 Vgl. z.B. Falk 1988, 152-154, Abb. 101.8.9.11, Baart 1977, Kat.-Nr. 664, Fundchronik 1987, 188, Abb. 126.1, Fundchro-
nik 1990, 121, Abb. 89.9, Isenberg 1977, 442, Abb. 262, Hejna 1974, 43, Taf. 16i, Lappe 1983, 173, Taf. 12.8, Gralow,
Hoppe 1989, 36, Taf. 12.129, Müller, U. 1996, 103, 107, Abb. 39.6.10.
373 Z.B. König 1993 210, Abb. 4.4, Seibt, Gleba 1990, Kat.-Nr. 196, Ericsson 1981, 116, Abb. 44.4, hahnenförmiger Schlüs-
sel aus der Pfalz Werla des 15. Jhs. im Landesmuseum Braunschweig.
374 Baart 1977, 352-356, Falk 1988, 154, Abb. 101.2.
375 Matthies 1991,32.2, Baart 1977, Kat.-Nr. 662.
376 Vgl. z.B. Hahn 1978, 121, Abb. 54a-c, Falk 1988, 154, Abb. 101.2, Baart 1977, 352-356, Fuhse 1935, 3; völlig isoliert im
Raum steht m.W. die Datierung eines Schlüssels mit lilienförmiger Handhabe für einen Durchgangshahn aus Frankfurt/O.
ins 13. Jh. durch Huth 1975,40, Taf. 140.10, der daher bezgl. seiner Chronologie nicht weiter berücksichtigt werden soll.
377 Baart 1977, 352.
378 Fuhse 1935, 6, der Verfasser verzichtet allerdings auf Quellenzitate und exakte Angaben über Herkunft und Datierungs-
grundlage der Realien, die, wie er im Vorwort schreibt, in Braunschweiger „Sammlungen, z.T. auch noch im Besitze der
Handwerke sich befinden".
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