Abb. 31 Messergriffplättchen (1), Beschlag (2)
und Messerscheidenbeschlag (3) aus verziertem
Hanseschalenblech, Schnittblech aus plattgehämmerter
Schale (4) (M. ca. 1:3,5)
schiedenen Typen von Scheidenbeschlägen ist ein-
deutig an fünf Funden belegt (Abb. 31.1-3) 405.
Aus jüngeren Publikationen lassen sich weitere
streifenförmig geschnittene Fragmente verzierter
Schalen mit plattgehämmertem Rand aus der Pfalz
Tilleda 406, dem slawischen Fürstensitz Stari-
gard/Oldenburg (Abb. 31.4) 407 und vom Markt-
bereich in Heilbronn 408 hinzufügen, die wohl
ebenfalls einer Weiterverarbeitung anheim fallen
sollten. Eine große Übereinstimmung des Braun-
schweiger Fundes besteht dabei zu dem Heilbron-
ner und zu den Oldenburger Stücken, die in etwa
derselben Form gleichermaßen parallel zum Rand
ausgeschnitten wurden (Taf. 52.21).
Der ehemals ausgestellte Rand des Braunschwei-
ger Fragmentes wurde mit der Wandung wieder in
eine Ebene gehämmert. Zudem war der Metall-
handwerker darauf bedacht, eine exakte Form
auszuschneiden oder abzumeißeln, wobei er sich
bei einem Fehlschnitt in der Längsseite nochmals
selber korrigierte.
Dieser erhöhte Arbeitsaufwand wäre bei einer
schlichten Wiedereinschmelzung nicht erforder-
lich, sondern deutet auf eine geplante Weiterver-
arbeitung des Altmetalls als Flickblech oder eben
im erweiterten Sinne als Messerbestandteil hin.
Die zinkhaltige Mischbronze der getriebenen
Schale wies dabei noch die erforderliche Elasti-
zität für weitere Treibarbeiten oder Verformungen
auf 409.
6. Hausrat
6.1. Schlüssel (Taf. 17-18)
Schlüssel treten im Fundgut seit dem 10. und 11. Jh.
in immer größerer Zahl in Erscheinung und deu-
ten auf das Verlangen, Privateigentum und Allge-
meingut zu schützen. Die größte Nachweishäufigk-
keit liegt hier im Bereich von Burgen und Städten.
Funktionaltypologisch sind Bart- oder Drehschlüs-
sel von Steckschlüsseln abzugrenzen 410. Letztere
sind zur Bedienung von Hangschlössern erforder-
lich und im Braunschweiger Fundmaterial nur
indirekt durch das Schloß 35 nachgewiesen 411.
Von den Bartschlüsseln weisen zwei mittelalterli-
che Schlüssel auf eine Verwendung im kirchlichen
Umfeld. Der eine steht in einem Befundzusam-
menhang zu Bau III der Altstadtkirche auf dem
Kohlmarkt des 11. bis frühen 12. Jhs. (47), der
andere datiert in die 1. Hälfte des 13. Jhs. und läßt
sich mit dem Gründungsbau der Brüdernkirche,
ebenfalls in der Altstadt gelegen, in Verbindung
bringen (5).
Für die übrigen Schlüssel weisen die Fundumstän-
de eher auf eine Nutzung im profanen Bereich, wo
405 Nach Drescher 1975, 61-67 Winsen, Kr. Harburg (hier Abb. 31.1), Lübeck, Bytom, Oberschlesien, Albersloh. Kr. Mün-
ster (Abb. 31.2), Berlin-Spandau (Abb. 31.3), Albersloh, Kr. Münster (Abb. 31.2).
406 Grimm 1990, 97, Taf. 51c.
407 Gabriel 1991a, 235f., Abb. 36,7.8.
408 Gross 1990, 180-183.
409 Probe 11673 in Kap. D 2.1.
410 Zusätzlich werden die eisernen Handhaben 14 und 257 (Taf. 31) aufgrund ihres massiven quadratischen Schaftes als Werk-
zeugfragmente ausgegrenzt.
411 Vgl. zu diesem Schlüsseltyp Kap. B 6.2., Abb. 33.
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