Abb. 32 Herstellungstechnik des Eisenschlüssels 47 mit Reide, Hohldorn und Bart (M. ca. 3:4)
sie an Truhen, Kästchen oder Türen ihren Zweck
erfüllten. Eine Zuweisung erscheint im einzelnen
allerdings schwierig. Als ausschlaggebendes Kri-
terium für eine genaue Zweckbestimmung läßt
sich nur die Schlüssellänge heranziehen. Mit einer
Länge von 112 und 130 mm wird man die Funde
178 und 245 aus dem 13. Jh. eher als Türschlüssel
ansprechen, während für das kleinste Exemplar
Kat.. 151 mit einer Länge von 43 mm aus der Neu-
zeit sehr schöne Vergleichsfunde als Truhen- bzw.
Möbelschlüssel belegt sind 412. Die übrigen voll-
ständig erhaltenen Schlüssel bewegen sich zwi-
schen 60 und 98 mm in einem Bereich, der die
genaue Verwendung nicht erkennen läßt 413.
Von den zehn Schlüsseln sind sieben aus Eisen
geschmiedet, von denen wiederum zwei einen
deutlich erkennbaren Hohldorn besitzen (47, 198).
Fund 47 wurde aus einem, seiner Abwicklung
entsprechenden Stück Eisenblech geschmiedet
(Abb.32).Der obere Abschnitt wurde zu einer Rei-
de geformt, deren Ende in den Hohldorn zurück-
tritt. Aus dem unteren Abschnitt ließ sich, gemäß
der Ausgangsform, ein einlagiger Bart bilden. Der
Hauptvorteil lag bei solchen Hohlschlüsseln in
der materialsparenden Fertigungsweise 414, bei der
in diesem Fall rund 8,0 g Eisenblech verarbeitet
wurden. Damit wurde das Gewicht der übrigen
Schlüssel mit etwa gleicher Schaftlänge deutlich
unterschritten 415.
Als Besonderheit weist der ebenfalls geschmiedete
Fund 198 einen ehemals vollständigen Überzug
aus einer Kupferlegierung auf416. Für eine Plattie-
rung des Schlüssels durch Auflegen dünner Kup-
ferbleche ließen sich keine Anhaltspunkte gewin-
nen. Der Auftrag ist sehr dünn gehalten und erinnert
in seiner Machart eher an verzinnte Eisenobjek-
te. Bei der Verzinnung kamen verschiedene Tech-
niken zur Anwendung. Zinn konnte mit einem
sehr niedrigen Schmelzpunkt von 231,9° C auf die
Eisenoberfläche aufgeschmolzen werden, oder
der Träger wurde in das flüssige Metall getaucht
412 Baart 1977, Kat.-Nr. 712-715, Brunner 1988, 178-183, Pankofer 1973, 70-71.
413 Vgl. dazu auch die Unterteilung bei Fehring 1972, 160f., Beilage 44.
414 Trier 1993b, 203f., Abb. 181, 1.2.
415 Kat. 313: 11,25g, Kat. 241: 30,3g, Kat. 307: 24,6g.
416 Restaurierungsbericht 450-95 im ,Projekt Stadtarchäologie Braunschweig' (Wolfenbüttel).
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