I. Einleitung
In weiten Teilen West- und Mitteleuropas begeg-
nen Grabstätten, die von grabenförmigen Ein-
hegungen eingefasst worden sind. Sie treten vom
Neolithikum bis in das Frühmittelalter auf. Da-
bei sind sehr unterschiedliche Konturen zu un-
terscheiden: neben runden treten lang gestreck-
te und gegliederte Formen auf sowie Einhegun-
gen mit schlüssellochförmigem Umriss. Außer
reinen Umfassungsgräben werden auch Pfosten-
setzungen (u. a. Totenhäuser), z. T. in Verbin-
dung mit Gräben, beobachtet. In einigen archä-
ologisch untersuchten Einhegungen wurden
keine Bestattungen angetroffen; entweder waren
sie bereits alt zerstört, oder aber die entspre-
chenden Einhegungen hatten lediglich kultische
Bedeutung.
Bisherige Karten und Listen berücksichtigen deut-
sche und niederländische Befunde, belgische und
französische Einhegungen sind dabei jedoch bis-
her nicht einbezogen worden. Bei der Publikation
hiesiger Einhegungen wird bisher meist so verfah-
ren, dass auf ältere Sammlungen aufgebaut wird,
die ihrerseits auf ältere Vorlagen zurückgreifen;
dabei wird der Typ zusammengestellt, der gerade
besprochen werden soll. Der Publikationsstand ist
in den beteiligten Gebieten also sehr uneinheit-
lich, eine zusammenhängende Betrachtung der
Grabeinhegungen ist zur Zeit kaum möglich.
Vor diesem Hintergrund wurde die Bronzezeit-
kampagne des Europarates 1994-1996 zum An-
lass genommen, ein umfassendes Inventar zu
erstellen. Angesichts der unüberschaubar großen
Zahl der zu erfassenden Objekte war eine Be-
schränkung der Zusammenstellung auf bestimm-
te Formen von Einhegungen unumgänglich. Dazu
bot sich - in Analogie zum Rahmen der Bronze-
zeitkampagne - zunächst die Datierung an: es
sollten nur Einhegungen berücksichtigt werden,
die sicher oder zumindest mit einiger Wahrschein-
lichkeit bronzezeitlich (allenfalls früheisenzeit-
lich) zu datieren sind, also nicht die quadratischen
bzw. viereckigen Einhegungen der Eisenzeit.
Zweitens sollten nur grabenförmige Einhegungen
einbezogen werden, keine Pfostensetzungen ohne
Graben. Schließlich sollte die große Zahl der
kreisförmigen Einhegungen, die sowohl in chro-
nologischer als auch in geographischer Hinsicht
eine ungeheuer weite Verbreitung hat, und die vor
allem die anderen Formen an Häufigkeit um ein
Vielfaches übertreffen, ausgeklammert werden.
Somit ergibt sich eine Beschränkung des Inven-
tars auf Langgräben und Schlüssellochgräben, die
innerhalb der sehr weiten Gesamtverbreitung gra-
benförmiger Grabeinhegungen, bestimmte Kon-
zentrationen erkennen lassen, nämlich in einem
Gebiet, das im Norden von Aller und Weser, im
Süden von der Dordogne begrenzt wird.
Dabei ist das Hauptanliegen dieses Inventars
nicht die Vollständigkeit, sondern die Darstellung
des Verbreitungsbildes in seiner Gesamtausdeh-
nung und die Zusammenstellung der einzelnen
Einhegungen in einer topographisch gegliederten
Form. Zwar wurde der Versuch unternommen,
möglichst alle in Frage kommenden Einhegungen
zu erfassen; dennoch mögen einige Befunde über-
sehen worden sein. Die Arbeit soll und kann kei-
ne abschließende Bearbeitung dieser Grabeinhe-
gungen darstellen, sondern lediglich eine Grund-
lage zu ihrer weiteren Erforschungbilden. Deshalb
werden hier weniger Erklärungen versucht, son-
dern vielmehr Phänomene in ihrer Verschieden-
artigkeit beschrieben. Bei der Beschreibung der
Befunde wurde eine einheitliche Terminologie
angestrebt, die im Glossar näher erklärt wird.
Die Suche nach Erklärungen für unterschiedliche
Ausprägungen von Grabeinhegungen bleibt künf-
tigen Arbeiten auswertenden Charakters Vorbe-
halten. Dazu gehört beispielsweise die Frage, ob
(und - wenn ja - warum) bestimmte Formen und
Orientierungen bewusst ausgewählt wurden oder
ob sie aus topographischen Zwängen erforderlich
waren.
Um diese Diversität vor Augen zu führen, wurden
möglichst viele Gräberfeld-Pläne abgebildet. So
können zum einen entlegener publizierte Befunde
zugänglich gemacht werden. Zum anderen steht
umfangreiches Vergleichsmaterial zur Verfügung.
Bei dem Bestreben um eine Vereinheitlichung der
Abbildungen bestand die erste Priorität darin,
dass alle Pläne genordet sind. Ein einheitlicher
Abbildungsmaßstab wurde angestrebt, konnte
aber nicht gänzlich realisiert werden. Daher kom-
men Pläne in den Maßstäben 1/500, 1/1000 und
1/3000 vor.
Grundsätzlich soll jede Einhegung einzeln auf-
geführt werden. Nach Möglichkeit werden ange-
geben: Maße, Orientierung und Informationen
zu Grabenunterbrechungen, zu Funden, zur
11
In weiten Teilen West- und Mitteleuropas begeg-
nen Grabstätten, die von grabenförmigen Ein-
hegungen eingefasst worden sind. Sie treten vom
Neolithikum bis in das Frühmittelalter auf. Da-
bei sind sehr unterschiedliche Konturen zu un-
terscheiden: neben runden treten lang gestreck-
te und gegliederte Formen auf sowie Einhegun-
gen mit schlüssellochförmigem Umriss. Außer
reinen Umfassungsgräben werden auch Pfosten-
setzungen (u. a. Totenhäuser), z. T. in Verbin-
dung mit Gräben, beobachtet. In einigen archä-
ologisch untersuchten Einhegungen wurden
keine Bestattungen angetroffen; entweder waren
sie bereits alt zerstört, oder aber die entspre-
chenden Einhegungen hatten lediglich kultische
Bedeutung.
Bisherige Karten und Listen berücksichtigen deut-
sche und niederländische Befunde, belgische und
französische Einhegungen sind dabei jedoch bis-
her nicht einbezogen worden. Bei der Publikation
hiesiger Einhegungen wird bisher meist so verfah-
ren, dass auf ältere Sammlungen aufgebaut wird,
die ihrerseits auf ältere Vorlagen zurückgreifen;
dabei wird der Typ zusammengestellt, der gerade
besprochen werden soll. Der Publikationsstand ist
in den beteiligten Gebieten also sehr uneinheit-
lich, eine zusammenhängende Betrachtung der
Grabeinhegungen ist zur Zeit kaum möglich.
Vor diesem Hintergrund wurde die Bronzezeit-
kampagne des Europarates 1994-1996 zum An-
lass genommen, ein umfassendes Inventar zu
erstellen. Angesichts der unüberschaubar großen
Zahl der zu erfassenden Objekte war eine Be-
schränkung der Zusammenstellung auf bestimm-
te Formen von Einhegungen unumgänglich. Dazu
bot sich - in Analogie zum Rahmen der Bronze-
zeitkampagne - zunächst die Datierung an: es
sollten nur Einhegungen berücksichtigt werden,
die sicher oder zumindest mit einiger Wahrschein-
lichkeit bronzezeitlich (allenfalls früheisenzeit-
lich) zu datieren sind, also nicht die quadratischen
bzw. viereckigen Einhegungen der Eisenzeit.
Zweitens sollten nur grabenförmige Einhegungen
einbezogen werden, keine Pfostensetzungen ohne
Graben. Schließlich sollte die große Zahl der
kreisförmigen Einhegungen, die sowohl in chro-
nologischer als auch in geographischer Hinsicht
eine ungeheuer weite Verbreitung hat, und die vor
allem die anderen Formen an Häufigkeit um ein
Vielfaches übertreffen, ausgeklammert werden.
Somit ergibt sich eine Beschränkung des Inven-
tars auf Langgräben und Schlüssellochgräben, die
innerhalb der sehr weiten Gesamtverbreitung gra-
benförmiger Grabeinhegungen, bestimmte Kon-
zentrationen erkennen lassen, nämlich in einem
Gebiet, das im Norden von Aller und Weser, im
Süden von der Dordogne begrenzt wird.
Dabei ist das Hauptanliegen dieses Inventars
nicht die Vollständigkeit, sondern die Darstellung
des Verbreitungsbildes in seiner Gesamtausdeh-
nung und die Zusammenstellung der einzelnen
Einhegungen in einer topographisch gegliederten
Form. Zwar wurde der Versuch unternommen,
möglichst alle in Frage kommenden Einhegungen
zu erfassen; dennoch mögen einige Befunde über-
sehen worden sein. Die Arbeit soll und kann kei-
ne abschließende Bearbeitung dieser Grabeinhe-
gungen darstellen, sondern lediglich eine Grund-
lage zu ihrer weiteren Erforschungbilden. Deshalb
werden hier weniger Erklärungen versucht, son-
dern vielmehr Phänomene in ihrer Verschieden-
artigkeit beschrieben. Bei der Beschreibung der
Befunde wurde eine einheitliche Terminologie
angestrebt, die im Glossar näher erklärt wird.
Die Suche nach Erklärungen für unterschiedliche
Ausprägungen von Grabeinhegungen bleibt künf-
tigen Arbeiten auswertenden Charakters Vorbe-
halten. Dazu gehört beispielsweise die Frage, ob
(und - wenn ja - warum) bestimmte Formen und
Orientierungen bewusst ausgewählt wurden oder
ob sie aus topographischen Zwängen erforderlich
waren.
Um diese Diversität vor Augen zu führen, wurden
möglichst viele Gräberfeld-Pläne abgebildet. So
können zum einen entlegener publizierte Befunde
zugänglich gemacht werden. Zum anderen steht
umfangreiches Vergleichsmaterial zur Verfügung.
Bei dem Bestreben um eine Vereinheitlichung der
Abbildungen bestand die erste Priorität darin,
dass alle Pläne genordet sind. Ein einheitlicher
Abbildungsmaßstab wurde angestrebt, konnte
aber nicht gänzlich realisiert werden. Daher kom-
men Pläne in den Maßstäben 1/500, 1/1000 und
1/3000 vor.
Grundsätzlich soll jede Einhegung einzeln auf-
geführt werden. Nach Möglichkeit werden ange-
geben: Maße, Orientierung und Informationen
zu Grabenunterbrechungen, zu Funden, zur
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