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Dürre, Wilcken
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 4): Fundplätze der Ahrensburger Kultur im Kreise Soltau — Hildesheim: Verlag August Lax, 1971

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63206#0021
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a) Geräte zur Flintbearbeitung
Auf den direkten Schlag zum Abtrennen von Klingen und Abschlägen deuten die zahl-
reichen handlichen Schlagsteine aus den anstehenden nordischen Geschieben hin. Die Na-
turkruste ist dabei in geringeren oder größeren Partien oberendig, beidendig (Taf. XI, 2)
oder peripher durch zahlreiche Schläge zerstört. Die Technik des indirekten Schlages (mit
und ohne Zwischenstück) läßt sich aus dem vorliegenden Fundmaterial nicht beweisen. Die
Amboßtechnik kann auf zwei Fundplätzen durch je einen Amboßstein (Taf. XI, 4) festge-
stellt werden.
Ein nur in einem unbeschädigten Exemplar gefundenes (Mehrzweck-)Gerät zeigt
Taf. X, 23. Offensichtlich deuten die randlichen Schlagnarben auf eine Verwendung als
Schlagstein hin. Jedoch bleibt die Deutung der radialen Rillen noch unklar. Dieses sehr
sorgfältig gearbeitete Gerät ist besonders interessant, da eine vollkommene Entsprechung
auf dem Fundplatz Rissen 14 a8 vorliegt.
Die vom Mittelpaläolithikum bis zum Neolithikum gebräuchlichen Retuscheure aus
Tonschiefer9 (Taf. XI, 1) dienten wahrscheinlich zum Abdrücken feinster Retuschen. Ob
hierzu auch anderes plattiges Material (Taf. 17, 5) verwendet wurde, ist nur zu vermuten,
da sich auf körnigen Oberflächen Negativspuren nicht erhalten.
b) Geräte zur Holz- und Knochenbearbeitung
Auf Rastplätzen der Hamburger und Ahrensburger Stufe finden sich oft allseitig sau-
ber bearbeitete Artefakte mit einer oder auch mehreren Schleifrillen. Diese „Pfeil-
glätter" (Taf. 17,2), meist aus schmirgelartigem, rötlichen Quarzit, dürften sich vorzüg-
lich zum Verrunden und Glätten der Kiefernpfeilschäfte und Geräte aus Knochen und Ge-
weih geeignet haben. Das gleiche Material, das auf keinem Fundplatz natürlich vorkam (!),
diente häufig auch zur Herstellung flacher Reibsteine (Taf. X, 22), mit vielfachen Anwen-
dungsmöglichkeiten.
c) Sonstige Funde
Wie auch sonst häufig beobachtet, treten auf den Fundplätzen Seeigel in einer Zahl
auf, die die natürliche Verteilung im ehemals eisbedeckten Gebiet weit überschreitet. Auch
kleine, abgerollte Kiesel, die neben Artefakten in ungestörten Fundschichten vorkommen,
könnten auf ein bewußtes Sammeln derartiger „Spielsteine" schließen lassen.
Einziger Nachweis einer gezielten Bearbeitung eines Petrefaktes bildet der mit zwei
Kanälen durchbohrte poröse Flinteinschluß (Schwamm?) von der Station Hörpel 7
(Taf. XI, 3).

Zusammenfassung
Die aufgeführten Geräteformen lassen sich nicht in ein verallgemeinerndes, für alle
vorzustellenden Fundplätze geltendes Typenspektrum zusammenfassen. Kann auch ange-
nommen werden, daß diese Stationen grundsätzlich zum Ahrenburger Kulturkreis gehören,
so fehlen doch auf den einzelnen Plätzen meist eine oder mehrere Leitformen, so daß es
einer eingehenden Untersuchung durch Vergleich mit „klassischen" Ahrensburger Fund-
plätzen bedarf, um zu klären, ob im Einzelfall Fundlücken vorliegen oder sich hierdurch

8 Schwabedissen: Federmessergruppen, Taf. 26, 2.
9 Taute: Retouscheure.
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