Grabhügel und Grabhügelgruppen - Ein Beitrag zu den Bestattungssitten in der südlichen Lüneburger Heide
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„Worbsloh" bei Wardböhmen (Kt.-Nr. 34C), lagen
zerschmolzene Armspiralen und undefinierbare
Bronzeteile, darunter möglicherweise „eine Brust-
scheibe oder Lüneburger Scheibennadel bzw. Fibel
und Ringe" (Taf. 46,4-5). Besser erhalten und da-
mit eindeutiger bestimmbar sind die Grabbeigaben
der Brandbestattung (Best. II) aus Grabhügel 1 in
der „Kirchenkoppel Wohlde" (Kt.-Nr. 18B), nämlich
eine Kette aus Glasperlen und Spiralröllchen, ein
angeschmolzenes längsgeripptes Stollenarmband
mit neun Rippen, eine Armspirale und ein ebenfalls
angeschmolzener Armring mit spitzovalem Stabquer-
schnitt (Taf. 25,12-15). Auch in Bestattung II des
Grabhügels D bei Wohlde (Kt.-Nr. 36A), fanden sich
mehr oder weniger angeschmolzene Grabbeigaben
auf dem Leichenbrand, nämlich das Bruchstück eines
rundstabigen Halsringes mit Drahtumwicklung an
einem Ende (Taf. 50,4), ein rundstabiger Beinring
(Taf. 49,20) und weitere rundstabige Bronzeteile.
Handelt es sich hier wiederum um Bestattungen aus
der 2. Hälfte der älteren Bronzezeit, so datieren die
beiden nachfolgend genannten Grabfunde bereits in
die mittlere Bronzezeit. In Wietzendorf (Kt.-Nr. 59)
wurden in einem der Grabhügel nordwestlich der
Ortschaft in einer „großen Urne" die angeschmol-
zenen Reste einer Haarknoten-Fibel der Ostgrup-
pe, Variante Buendorf (Taf. 60,8), aufgefunden. Der
Grabhügel 3 der Gruppe am „Kohlersberg" auf der
Gemarkung Westenholz (Kt.-Nr. 58A), enthielt zwei
Bestattungen, darunter eine Brandbestattung (Best.
I) mit im Feuer verbogenen und angeschmolzenen
Waffen, nämlich einem Dahlenburger Kurzschwert
mit geschlitzter Griffzunge und eine Wurflanzenspit-
ze, Variante Reppenstedt (Taf. 63,1-2).
Zwei Bestattungen unterscheiden sich von den
vorgenannten Brandbestattungen dadurch, dass
in dem Baumsarg einer körperbestatteten Frau je-
weils ein Häufchen Leichenbrand gefunden wurde
(Piesker 1954, 111-115). In Grabhügel 16, Bestat-
tung III, der Gruppe auf dem „Schafstallberg" in
Wardböhmen (Kt.-Nr. 34B), wurde bei der dort bei-
gesetzten Frau etwa in der Höhe des rechten Un-
terschenkels ein Häufchen Leichenbrand entdeckt.
Zur Beigabenausstattung der körperbestatteten Frau
gehören außer Resten eines Kopfputzes, eine Lüne-
burger Radnadel vom Speichenschema E und zwei
längsgerippte Stollenarmbänder mit jeweils neun
Rippen (Taf. 45,8-10). Etwas jünger als dieser wohl
noch in die erste Hälfte der älteren Bronzezeit zu
datierende Grabfund ist die Bestattung I aus Grab-
hügel 1 der Gruppe bei Südbostel (Kt.-Nr. 55). Die
körperbestattete Frau war mit einem Kopfschmuck
(Stirnblech), einer Lüneburger Flügelhaube, mehre-
ren Lockenspiralen, einer Lüneburger Radnadel vom
Speichenschema A, zwei längsgerippten Stollenarm-
bändern mit jeweils neun Rippen und einem schlich-
ten Beinring mit rautenförmigem Stabquerschnitt
und verdickten Enden ausgestattet (Taf. 61,4-13).
Neben dem Beinring fand sich ein Häufchen Leichen-
brand, auf dem ein kleiner geschlossener schlichter
Ring (Taf. 61,14) niedergelegt worden war.
Diese beiden Bestattungen müssen wohl als
Doppelbestattungen von Mutter und Kind ange-
sprochen werden. Der enge Bezug von mehreren
Personen ist auch von anderen Bestattungen bekannt
geworden. Am eindeutigsten ist der Befund in Bleck-
mar, Grabhügel 4 der Gruppe auf dem „Wittenberg"
(Kt.-Nr. 10C; Taf. 77). Hier wurden zwischen zwei
primären Grabhügeln (Bestattungen I und II) die
Bestattungen Illa und Illb gleichzeitig zusammen
angelegt. Die beiden Baumsärge lagen dicht beieinan-
der, die Frau mit dem Kopf im Osten, der Mann mit
dem Kopf im Westen, sodass beide sich auch noch
nach dem Tode „in die Augen sehen" konnten. Den
Kopf der Frau schmückte ein mit kleinen Buckeln
verziertes Stirnband, ferner trug sie eine Lockenspi-
rale, eine Kette aus Spiralröllchen und Lüneburger
Stachelscheiben, eine Doppelradnadel (Speichen-
schema C), eine Armspirale und einen rundstabigen
Armring sowie einen rundstabigen Beinring (Taf.
14,1-8). Zur Ausstattung des Mannes gehörten eine
Lüneburger Gewandfibel, Variante Bleckmar, ein
kleiner schlichter Ring (L.W. 4,4 cm) mit rauten-
förmigem Stabquerschnitt und zwei herzförmige
Feuersteinpfeilspitzen (Taf. 12,17-19). Die kleine
Lüneburger Gewandfibel entspricht in Form und
Aussehen den Haarknoten-Fibeln der Westgruppe.
In diesen Zusammenhang gehört auch Grab-
hügel 1 bei Vierde, Stadt Fallingbostel, Heidekreis
(Kt.-Nr. 56; Taf. 112). Im Zentrum eines Steinkranzes
von etwa 15,0 m Durchmesser wurde Bestattung I,
ein Baumsarg in NO-SW-Ausrichtung, angetroffen,
der ringsum mit Steinen verkeilt und mit einer Stein-
packung abgedeckt war. Der Tote war mit einem
Kurzschwert mit Vollgriff, das in einer Holzscheide
steckte, mit einer Lüneburger Lanzenspitze mit Mit-
telgrat und einer Nadel mit gegliedertem, tonnenför-
migem Kopf ausgestattet (Taf. 62,3-5). In gleichen
Abstand zu Bestattung I wurden zwei weitere Be-
stattungen angetroffen, die offensichtlich auf den im
Zentrum beigesetzten Baumsarg ausgerichtet sind.
Südlich von Bestattung I wurde eine rechteckige
Steinsetzung für einen nahezu O-W ausgerichteten
Baumsarg (Best. II) ausgegraben. Die hier beigesetzte
Frau schmückte eine Kette aus blauen Glasperlen,
zwei längsgerippte Lüneburger Armstulpen und
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„Worbsloh" bei Wardböhmen (Kt.-Nr. 34C), lagen
zerschmolzene Armspiralen und undefinierbare
Bronzeteile, darunter möglicherweise „eine Brust-
scheibe oder Lüneburger Scheibennadel bzw. Fibel
und Ringe" (Taf. 46,4-5). Besser erhalten und da-
mit eindeutiger bestimmbar sind die Grabbeigaben
der Brandbestattung (Best. II) aus Grabhügel 1 in
der „Kirchenkoppel Wohlde" (Kt.-Nr. 18B), nämlich
eine Kette aus Glasperlen und Spiralröllchen, ein
angeschmolzenes längsgeripptes Stollenarmband
mit neun Rippen, eine Armspirale und ein ebenfalls
angeschmolzener Armring mit spitzovalem Stabquer-
schnitt (Taf. 25,12-15). Auch in Bestattung II des
Grabhügels D bei Wohlde (Kt.-Nr. 36A), fanden sich
mehr oder weniger angeschmolzene Grabbeigaben
auf dem Leichenbrand, nämlich das Bruchstück eines
rundstabigen Halsringes mit Drahtumwicklung an
einem Ende (Taf. 50,4), ein rundstabiger Beinring
(Taf. 49,20) und weitere rundstabige Bronzeteile.
Handelt es sich hier wiederum um Bestattungen aus
der 2. Hälfte der älteren Bronzezeit, so datieren die
beiden nachfolgend genannten Grabfunde bereits in
die mittlere Bronzezeit. In Wietzendorf (Kt.-Nr. 59)
wurden in einem der Grabhügel nordwestlich der
Ortschaft in einer „großen Urne" die angeschmol-
zenen Reste einer Haarknoten-Fibel der Ostgrup-
pe, Variante Buendorf (Taf. 60,8), aufgefunden. Der
Grabhügel 3 der Gruppe am „Kohlersberg" auf der
Gemarkung Westenholz (Kt.-Nr. 58A), enthielt zwei
Bestattungen, darunter eine Brandbestattung (Best.
I) mit im Feuer verbogenen und angeschmolzenen
Waffen, nämlich einem Dahlenburger Kurzschwert
mit geschlitzter Griffzunge und eine Wurflanzenspit-
ze, Variante Reppenstedt (Taf. 63,1-2).
Zwei Bestattungen unterscheiden sich von den
vorgenannten Brandbestattungen dadurch, dass
in dem Baumsarg einer körperbestatteten Frau je-
weils ein Häufchen Leichenbrand gefunden wurde
(Piesker 1954, 111-115). In Grabhügel 16, Bestat-
tung III, der Gruppe auf dem „Schafstallberg" in
Wardböhmen (Kt.-Nr. 34B), wurde bei der dort bei-
gesetzten Frau etwa in der Höhe des rechten Un-
terschenkels ein Häufchen Leichenbrand entdeckt.
Zur Beigabenausstattung der körperbestatteten Frau
gehören außer Resten eines Kopfputzes, eine Lüne-
burger Radnadel vom Speichenschema E und zwei
längsgerippte Stollenarmbänder mit jeweils neun
Rippen (Taf. 45,8-10). Etwas jünger als dieser wohl
noch in die erste Hälfte der älteren Bronzezeit zu
datierende Grabfund ist die Bestattung I aus Grab-
hügel 1 der Gruppe bei Südbostel (Kt.-Nr. 55). Die
körperbestattete Frau war mit einem Kopfschmuck
(Stirnblech), einer Lüneburger Flügelhaube, mehre-
ren Lockenspiralen, einer Lüneburger Radnadel vom
Speichenschema A, zwei längsgerippten Stollenarm-
bändern mit jeweils neun Rippen und einem schlich-
ten Beinring mit rautenförmigem Stabquerschnitt
und verdickten Enden ausgestattet (Taf. 61,4-13).
Neben dem Beinring fand sich ein Häufchen Leichen-
brand, auf dem ein kleiner geschlossener schlichter
Ring (Taf. 61,14) niedergelegt worden war.
Diese beiden Bestattungen müssen wohl als
Doppelbestattungen von Mutter und Kind ange-
sprochen werden. Der enge Bezug von mehreren
Personen ist auch von anderen Bestattungen bekannt
geworden. Am eindeutigsten ist der Befund in Bleck-
mar, Grabhügel 4 der Gruppe auf dem „Wittenberg"
(Kt.-Nr. 10C; Taf. 77). Hier wurden zwischen zwei
primären Grabhügeln (Bestattungen I und II) die
Bestattungen Illa und Illb gleichzeitig zusammen
angelegt. Die beiden Baumsärge lagen dicht beieinan-
der, die Frau mit dem Kopf im Osten, der Mann mit
dem Kopf im Westen, sodass beide sich auch noch
nach dem Tode „in die Augen sehen" konnten. Den
Kopf der Frau schmückte ein mit kleinen Buckeln
verziertes Stirnband, ferner trug sie eine Lockenspi-
rale, eine Kette aus Spiralröllchen und Lüneburger
Stachelscheiben, eine Doppelradnadel (Speichen-
schema C), eine Armspirale und einen rundstabigen
Armring sowie einen rundstabigen Beinring (Taf.
14,1-8). Zur Ausstattung des Mannes gehörten eine
Lüneburger Gewandfibel, Variante Bleckmar, ein
kleiner schlichter Ring (L.W. 4,4 cm) mit rauten-
förmigem Stabquerschnitt und zwei herzförmige
Feuersteinpfeilspitzen (Taf. 12,17-19). Die kleine
Lüneburger Gewandfibel entspricht in Form und
Aussehen den Haarknoten-Fibeln der Westgruppe.
In diesen Zusammenhang gehört auch Grab-
hügel 1 bei Vierde, Stadt Fallingbostel, Heidekreis
(Kt.-Nr. 56; Taf. 112). Im Zentrum eines Steinkranzes
von etwa 15,0 m Durchmesser wurde Bestattung I,
ein Baumsarg in NO-SW-Ausrichtung, angetroffen,
der ringsum mit Steinen verkeilt und mit einer Stein-
packung abgedeckt war. Der Tote war mit einem
Kurzschwert mit Vollgriff, das in einer Holzscheide
steckte, mit einer Lüneburger Lanzenspitze mit Mit-
telgrat und einer Nadel mit gegliedertem, tonnenför-
migem Kopf ausgestattet (Taf. 62,3-5). In gleichen
Abstand zu Bestattung I wurden zwei weitere Be-
stattungen angetroffen, die offensichtlich auf den im
Zentrum beigesetzten Baumsarg ausgerichtet sind.
Südlich von Bestattung I wurde eine rechteckige
Steinsetzung für einen nahezu O-W ausgerichteten
Baumsarg (Best. II) ausgegraben. Die hier beigesetzte
Frau schmückte eine Kette aus blauen Glasperlen,
zwei längsgerippte Lüneburger Armstulpen und