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Janssen, Walter
Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit (Heft 6, Teil 1): Issendorf: ein Urnenfriedhof der späten Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit — Hildesheim: Lax, 1972

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63213#0084
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a) Die Kombination Perlen-Kamm-Feuerstein erscheint siebenmal, und zwar in den Grä-
bern 42, 58, 123, 238, 243, 275, 281. Daß dies eine für Frauengräber typische Kom-
bination ist, steht außer Frage, obgleich Kamm und Feuerstein für sich allein ge-
nommen, nicht geschlechtsbezogene Beigaben darstellen.
b) Die Zweierkombination Perlen-Kamm findet sich indessen nur sechsmal, und zwar in
den Gräbern 37, 64, 69, 131, 190, 218. Auch bei diesen Gräbern handelt es sich wegen
der Perlen um Frauengräber.
c) Eine andere Zweierkombination, die von Perlen und Feuerstein, gibt es in Issendorf
nur fünfmal, und zwar in den Gräbern 28, 63, 74, 114, 285. Auch sie kann als typisch
für weibliche Bestattungen angesprochen werden.
d) Die Kombination Kamm-Feuerstein übertrifft mit 10 Vorkommen alle anderen Kombi-
nationen. Sie erscheint in den Gräbern 7, 38, 104, 153, 161, 177, 188, 191, 198, 249. Da
sowohl Kamm als auch Feuerstein keine geschlechtsspezifischen Beigaben darstellen,
dürfte auch ihre Kombination nicht als solche gelten. Die erhöhte Zahl dieser Beigaben-
kombination geht vielleicht sogar auf den Umstand zurück, daß sich in Frauen- und in
Männergräbern die Kombination Kamm-Feuerstein findet.
Andere Beigabenkombinationen kommen in Issendorf nicht in nennenswerter Zahl vor.
Unsere Fundlisten140 erlauben es aber, einzelne Arten von Beigaben darauf zu unter-
suchen, in welcher Vergesellschaftung sie vorkommen. Dieser Weg soll für die sicheren
Fibelfunde beschritten werden. Wir überprüfen die Fibeln führenden Bestattungen auf die
vergesellschafteten Funde. Es ergibt sich folgendes:
a) Fibel(n) allein ohne weitere Beigaben: Gräber 8, 65, 82, 110, 127, 246, 250, 282, achtmal.
b) Spinnwirtel - Feuerstein - Fibel: Grab 17,einmal.
c) Perlen - Fibel: Gräber 35, 103, 113, also dreimal;
Perlen - andere Beigabe - Fibel: Gräber 61, 73, 123, 131, 281, fünfmal;
insgesamt Perlen mit Fibel also achtmal.
d) Feuerstein - Fibel: Grab 62;
Feuerstein - Urnenharz - Schnalle - Fibel: Grab 130;
also Fibel mit Feuerstein zusammen zweimal.
Geschlechtsspezifisch eindeutig sind die unter b) und c) zusammengefaßten Gräber, die alle
weibliche Bestattungen enthalten dürften. Offen bleibt die Frage nach dem Geschlecht des
bestatteten Individuums bei den Gruppen a) und d).
Die bis jetzt durchgespielten Kombinationen zeigen sämtlich, daß sich auf diesem Wege
bei wenig Beigaben in den Gräbern keine weiterführenden Ergebnisse für die Geschlechts-
bestimmung der Bestattungen erzielen lassen. Die Issendorfer Urnen enthalten eben zu
wenige Beigaben, als daß sich auf dem Wege kombinationsstatistischer Untersuchungen
ein differenziertes Bild ergibt. Das Gesetz der großen Zahl - bei jeder statistischen Unter-
suchung eine Grundvoraussetzung - ist hier nicht erfüllt.

4.5. Bemerkungen zum Problem der räumlichen Differenzierung
Mit einiger Spannung erwartet der Bearbeiter eines Urnenfriedhofes den Augenblick,
in dem er den Überblick über sein Material gewonnen hat, in dem er verschiedene typolo-
gische oder chronologische Gruppen innerhalb seines Fundstoffes zusammengestellt hat;

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