Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Harck, Ole
Nordostniedersachsen vom Beginn der jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter ([Hauptbd.]) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1972

DOI Kapitel:
II. Chronologische Gliederung des Fundstoffes
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65520#0068
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nachweisbar ist. Bei der Ausgrabung 1966 kamen zum erstenmal stempelverzierte Scher-
ben zum Vorschein. Mit ihrer Hilfe könnte es eines Tages gelingen, im undatierbaren
Scherbenmaterial, das reichlich in Museen und Sammlungen vorhanden ist, Vergleich-
bares von anderen Lokalitäten zu finden und dadurch den Bereich der merowinger-
karolingerzeitlichen Besiedlung zu erweitern.
In einer jüngst erschienenen Untersuchung hat R. Manger die bisher bekannten Grä-
ber aus Altenmedingen veröffentlicht und außerdem versucht, das Fundmaterial zeitlich
zu ordnen295. Von den 115 Gräbern enthielten 17 Beigaben (6 Bestattungen mit einem
Messer, 3 mit Messer und Schnalle, 1 mit einer Schnalle, 5 mit je einer Fibel, 1 mit Fibel
und Speerspitze, 1 mit einer Perle). Außerhalb des Grabungsgeländes fand man ein
Messer und eine Fibel. Als Streufunde konnten während der Ausgrabung eine Fibel und
ein tierstilverzierter Knopf aufgelesen werden. Die beigabenführenden Gräber verteilen
sich in folgender Weise auf dem Friedhof: Im Norden fanden sich alle Bestattungen mit
Messer und Schnalle sowie drei der vier Gräber mit Fibeln des 8.-9. Jahrhunderts. Im
Gegensatz hierzu ist die Fundanzahl im Südteil der Fläche gering. Hier kamen allein vier
Fibeln und eine Perle und als Einzelfund eine weitere Fibel zum Vorschein. Der tierstil-
verzierte Knopf stammt ebenfalls aus dem Südteil des Friedhofes. Von diesen im Süden
gefundenen Stücken gehört nur eine Fibel (Streufund zwischen den Gräbern 88-89) in das
8.-9. Jahrhundert. Die übrigen Gegenstände sind, abgesehen von der Perle, die in dieser
Form auch im 8. Jahrhundert bekannt ist, ins 7. Jahrhundert zu datieren. Hieraus ergibt
sich, daß die Messer und Schnallen den jüngsten Abschnitt des Friedhofes vertreten. Diese
Erkenntnis ist wiederum wichtig für eine zeitliche Einordnung anderer Messerfunde aus
dem Arbeitsgebiet296 (Taf. 103 oben).
Zum Typ Altenmedingen gehören die Messer aus Drögennottorf297 und Wichtenbeck298,
Kr. Uelzen. Drögennottorf ist ein Körpergräberfriedhof (Taf. 39, 14)2". Die Fundstelle
kann daher erst in die Zeit nach 500 datiert werden. Die drei Messer von Wichtenbeck
(Taf. 39, 9-11) stammen wahrscheinlich ebenfalls von einem Skelettgräberfeld, doch feh-
len hierzu entsprechende Aktenunterlagen. Aus der Gemarkung sind bisher allein diese
Fundstücke bekannt. Die Nachbargemeinden ergaben ebenfalls nur sehr wenige Alter-
tümer. Dies bekräftigt die Vermutung, daß die drei Messer zusammengehören und mög-
licherweise von einem heute wieder unbekannten Friedhof stammen. Da die Messer-
formen auf den süderelbischen Gräberfeldern des 2.-5. Jahrhunderts im Unterschied zum
Beispiel zu Pritzier in Mecklenburg fehlen300, können sie nur jünger sein.

295 R. Manger, 1968, S. 9 ff.
296 Eine Unterscheidung zwischen spätsächsische und slawische Messerformen bereitet im Untersuchungs-
gebiet kaum Schwierigkeiten. Die ersten sind kurz und kräftig, während die anderen länger und ent-
weder mit einer langen schmalen Klinge oder kurzer Klinge und langer Griffangel ausgestattet sind.
Slawische Messer: Messer mit langer schmaler Klinge: Fließau, Kr. Lüchow-Dannenberg 1 (R. Grenzr
1961, Taf. 12, 3); Növenthien, Kr. Uelzen 1 (H. G. Peters, 1966, S. 253); Damm, Kr. Rostock (W. Kasbohm,
1953, Abb. 75a-b); Posendorf, Kr. Weimar (H. Bach und W. Timpel, 1962, Taf. 35); Berka, Kr. Eisenach
(H. Rempel, 1958, S. 291, Abb. 98); Prenzlau (H. Schubart, 1958, S. 85, Abb. 3 - münzdatiert um 1200).
Messer mit langer Griffangel: Ovelgönne, Kr. Oldenburg (K. Hucke, 1957, S. 358); Rebenstorf, Kr. Lüchow-
Dannenberg 3 (R. Grenz, 1961, Taf. 10, 5).
Messer mit langer Griffangel mit Ose: Fließau, Kr. Lüchow-Dannenberg 1 (R. Grenz, 1961, Taf. 12, 10);
Stolpe, Kr. Angermünde (H. Geisler, 1960, S. 150, Abb. 4); Sanskow, Kr. Demmin (U. Schobknecht, 1963,
S. 207). Vgl. dazu auch die Messertypen von Alt-Lübeck (W. Neugebauer, 1964-1965, S. 234, Abb. 58).
297 Abgebildet bei R. Grenz, 1961, Taf. 13, 21.
298 LMH Inv.-Nr. 13235, 13237, 13238. Die Funde stammen aus der ehemaligen Sammlung Wächter.
299 Vgl. R. Grenz, 1961, S. 61 (Fundbericht G. Matthias) und W. Lüdecke, 1962, S. 87 ff.
300 e. Schuldt, 1955, S. 75 ff. mit Abb. 381, 385, 401, 402.

54
 
Annotationen