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Harck, Ole
Nordostniedersachsen vom Beginn der jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter ([Hauptbd.]) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1972

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III. Die Besiedlungskonstanz in den Einzellandschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.65520#0111
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5. Die Lage der Fundstellen in den Einzellandschaften

a. Einführung und Definition
Bei der Untersuchung der Belegungs- oder Besiedlungsdauer von einzelnen Fundstel-
len, deren topographische Situation aus den Kartenunterlagen ersichtlich war, konnte
in einigen Fällen beobachtet werden, wie sich die bevorzugte Geländelage in den ver-
schiedenen Stufen wandelte. Das zeigen zwei besonders gute Beispiele:
1. Kl. Hesebeck, Kr. Uelzen (Karte 34) 476: An der Spitze und am Südwesthang einer Ge-
ländezunge beim Zusammenfluß des Röbbelbachs und der Ilmenau liegt je ein Friedhof
der jüngeren Bronzezeit und der älteren vorrömischen Eisenzeit. Wenig unterhalb dieser
Urnengräberfelder befindet sich in Hanglage ein Bestattungsplatz der mittleren vorrö-
mischen Eisenzeit. In der Nähe der Bachniederung konnten Funde eines Friedhofes aus
der späten vorrömischen Eisenzeit und der Kaiserzeit aufgelesen werden. Der Höhen-
unterschied zwischen den Fundstellen der ältesten und der jüngsten Urnen beträgt 20 m,
ihre Entfernung voneinander 500-600 m. Anscheinend liegen fundleere Streifen zwischen
den einzelnen Gräberfeldern. Im vorliegenden Beispiel kommt die hangabwärts gerich-
tete Verschiebung erst während der späten vorrömischen Eisenzeit zum Ausdruck.
2. Oetzen, Kr. Uelzen (Karte 49) 477: Eine Siedlung der jüngeren Bronzezeit und der älte-
ren vorrömischen Eisenzeit wurde auf einer kleinen Geländezunge gefunden, die von
der Wipperauniederung umrandet ist. Zwischen 1200 und 1750 m entfernt am Südhang
eines bis 30 m höher gelegenen Geländerückens sind einige Grabhügel und zwei Urnen-
friedhöfe der älteren vorrömischen Eisenzeit festgestellt worden. Das nördliche Gräber-
feld, von mehreren Grabhügeln umgeben, liegt in Hanglage, während das andere nicht
weit von der Niederung entfernt gefunden ist. Der Friedhof der mittleren und späten
vorrömischen Eisenzeit befindet sich auf der in die Wipperauniederung hineinragenden
Geländezunge.
Wie sich aus der folgenden Analyse noch ergeben wird, ist die Lage der beiden
älteren Gräberfelder typisch für Fundstellen der älteren vorrömischen Eisenzeit, wäh-
rend der jüngere Friedhof ebenfalls in einer für diese Zeit charakteristischen Situation
gefunden ist.
Fundstellenverlagerungen hat man schon früher erkannt. Anfang der fünfziger Jahre
wurde an Hand einer Fundkarte aus Niederbayern eine Veränderung der topographi-
schen Lage während einer Zeitspanne, die mehrere vorgeschichtliche Perioden umfaßt,
beschrieben478. G. Kossack wies nach, daß die Bewohner in einem bestimmten Gebiet süd-
lich der Donau während des älteren Neolithikums einen anderen Bodentyp bevorzugten
als in späteren Zeitabschnitten. Dieser Wechsel vollzog sich im Unterschied zu unseren
Beispielen nicht innerhalb einer kleinen Siedlungseinheit, sie ist vielmehr erst bei der
Betrachtung eines weitaus größeren Raumes erkannt worden. In der Untersuchung wird
darauf verwiesen, daß im Laufe des jüngeren Neolithikums Veränderungen eintreten,
die für die soziale und wirtschaftliche Situation, soweit sich diese archäologisch erfassen
läßt, von Bedeutung sind479.

476 Vgl. G. Schwantes, 1911, Karte S. 155; Bericht von R. Schliekau vom 27. 3. 1933 an das Landesmuseum
Hannover; Funde der Slg. Schliekau teils im Bomann-Museum, Celle, teils im Privatmuseum Schliekau,
Bevensen.
477 Vgl. G. Schwantes, 1911, Karte S. 145, Abb. 1: Urnenfriedhöfe: Oetzen II (S. 58 ff.), Oetzen III (S. 60 ff.)
und Oetzmühle (S. 144 ff.). Siedlung Oetzmühle: C. Schwantes, 1912, S. 345.
478 K. Brunnacker und G. Kossack, 1957, S. 43 ff., besonders S. 48 ff.
479 K. Brunnacker und G. Kossack, 1957, S. 49.

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