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Goldmünzen, die zusammen mit dem Goldschmuck unter dem zweiten Steine gefunden
wurden, ist nur noch der Solidus von Constantin II. (337—340) erhalten76. Mit Sicherheit
hat Hahn noch einige der spätrömischen Silbermünzen77 in Händen gehabt, die unter dem
dritten Stein, bedeckt von der „silbernen Patera“, gelegen hatten; hingegen hat er das
erwähnte „Silbermedaillon“ schon nicht mehr zu Gesicht bekommen. Die Fragmente der
silbernen Schale — zu Zeiten von Hahn noch vorhanden78 — und die Münzen sind heute mit
Ausnahme des Argenteus des Magnentius (350—353) verschollen79. Wie Hahn schreibt80,
waren die Gold- und Silbermünzen beinahe stempelfrisch. In ihrem Versteck im Boden
hatten die Argentei allerdings sehr gelitten81.
Zusammen mit dem Goldschmuck — er wog, soweit damals erhalten, über 200 g82 — ist
der Fund von Lengerich einer der reichsten Schätze Niedersachsens gewesen. Bei seiner
Datierung wird man davon ausgehen müssen — und dem widersprechen die Art der Thesau-
rierung und die Fundumstände, wie sie überliefert sind, nicht83—, daß es sich hier um einen
einzigen Schatz gehandelt hat, der in getrennten Summen84 niedergelegt worden ist.
K. Regling sprach bei dem „ganz absonderlich gestalteten Fund von Süderweh bei Lenge-
rich“ von einer „Fundgemeinschaft mit Denar- und Solidischatz“85. Auch N. Breitenstein
wies in der Veröffentlichung des Fundes von Hvornum Kaer, der 23 römische Denare von
Vespasian bis Commodus enthielt — alle waren sehr stark abgegriffen und auch beschnit-
ten — einige von nahezu ovalem Umriß, wie Gemmen, bei der Frage, wie lange sie wohl
kursiert haben mochten, auf den Fund von Lengerich hin86.

Von numismatischer Seite hat sich dann zuletzt P. Bastien im Rahmen seiner Monogra-
phie zur Münzprägung des Magnentius mit dem Lengericher Schatz beschäftigt. Er betrachte-
te den Depot-Komplex als geschlossenen Fund87.

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1 Denar des Antoninus Pius (RIC 143)
1 Denar des Antoninus Pius für M. Aurel (RIC 424 a)
1 Denar des Antoninus Pius für Faustina I. (RIC 357)
1 Denar des Marc Aurel für Divus Antoninus (RIC 431)
1 Denar des Marc Aurel für Divus Antoninus (RIC 436)
1 Denar des Marc Aurel für Faustina II. (RIC 677 var.)
1 Denar des Marc Aurel für Faustina II. (RIC 686)

1 Denar des Marc Aurel für Commodus (RIC 662)
1 Denar des Commodus für Crispina (RIC 278)
1 Denar des Commodus für Crispina (RIC 281)
1 Argenteus des Magnentius (C 82)
1 Solidus des Constantin II. (C vgl. 66)
Das Durchschnittsgewicht der Denare beträgt 2,85 g.

Verf. dankt Frau Dr. M. Schlüter, Kestnermuseum, Hannover, für freundliche Hilfe.
Auch Herrn Dr. A. Genrich ist für freundliche Unterstützung zu danken.
Hahn, a. a. O. 22, „77. TR. POT. XIIII. COS. . . . Annona st. cum spicis et temone. (Barbarus)“.
Hahn, a. a. O. 39, „Außerdem fanden sich noch circa zehn Stück römische Goldmünzen des Constantinus und seiner
Söhne, von denen keine spezielle Angabe vor liegt.“
Hahn, a. a. O. 40, „Es waren diese Münzen siebenzig und einige Denare des Usurpators Magnentius, so wie ein Silber-
medaillon des Kaisers Constantius.“

„Glücklicherweise ist ein größeres Stück conservirt, auf dem sich der Stempel des Verfertigers befindet, wie dieses bei den
römischen Arbeiten sehr häufig der Fall ist.“ (Hahn, a. a. 0.40).
Der Typ Cohen 82, Bastien 9 war vorherrschend. (Hahn, a. a. 0.41).
Hahn, a. a. O. 42, „Man kann daher mit Sicherheit annehmen, daß selbige ganz kurze Zeit, nachdem sie unter dem
Prägestempel hervorgingen, an ihrem jetzigen Fundorte verborgen wurden.“
(Vgl. auch S. 39 f.).
Hahn, a. a. O. 40, „So stellte sich dabei auch der ganz eigenthümliche Umstand heraus, daß das Metall dieser letzteren
Münzen sich größtentheils in Chlorsilber verwandelt hat, . . . indem das Silber so spröde geworden ist, daß es sich
zwischen den Fingern zerbrechen läßt.“
Hahn, a. a. O. 38, gibt das Gewicht mit 14 5/16 Loth an. Siehe dazu Chr. u. Fr. Noback, Vollständiges Taschenbuch der
Münz-, Maaß- und Gewichtsverhältnisse der Staatspapiere, des Wechsels- und Bankwesens und der Usancen aller Länder
und Handelsplätze. Nach den Bedürfnissen der Gegenwart bearbeitet, (Leipzig 1850) 351.
s. o.S. 28.

Th. Mommsen 1860, 819.
K. Regling, ZfN 29, 1912, 226 und 249.
N. Breitenstein, NNA 1936/37, 94.
Ausführlicher ist schon Bolin (1926), 176 f. auf das Problem eingegangen, freilich ohne sich mit einer Datierung festzu-
legen.
P. Bastien, Le monnayage de Magnence (Wetteren 1964) 139 „Sa composition: deniers du Haut-Empire, solidi, pifeces
d’argenterie et parure d’or, fait penser ä un tresor familial.“

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