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Der Nachweis eines stempelidentischen Stückes und das Vorhandensein von weiteren
Nachahmungen in dem alten Schatz von Pr. Görlitz (Gierföz)161, der nun neu hinzukommt,
macht es ziemlich unwahrscheinlich, eine Fabrik für derartige Imitationen im Westfälischen
oder im Umkreis von Laatzen anzunehmen. Auch bei diesem großen Schatz fragt es sich, ob
seine Deponierung nicht später angesetzt werden muß, als bisher vorgeschlagen.
Von dem ostpreußischen Fund von Frauenburg (Frombork) hat Bolin schon
angenommen162, daß er recht spät vergraben worden ist. Unter den 27 Denaren von Titus
bis Commodus befand sich auch ein Solidus des Theodosius II. (408—450). Dieser Hort
nimmt allerdings insofern eine Sonderstellung ein, als es sich bei ihm, laut Bolin, um „die
verborgene Habe eines Gießers“ handelt. Es fanden sich nämlich darin auch Fibeln, teilweise
noch als Halbfertigprodukte mit anhaftenden Gußzapfen. Von den Denaren schreibt Bolin:
„Sämtliche Münzen sind übel zugerichtet: alle Silbermünzen des Fundes sind mit Einschnit-
ten versehen.“ Peiser äußerte die Vermutung, daß es sich bei Denaren des Marc Aurel, Nr. 15
und Nr. 19, um überprägte Stücke oder Fehlprägungen handeln könnte163. Vielleichtwaren
sie für den Schmelztiegel bestimmt. Für die Beurteilung der Münz-Importe in diesen Raum
sei hier auf die neue Arbeit von J. Wielowiejski hingewiesen16 4.
Die Herkunft des Schatzes von Laatzen
„Barbarische“ Nachahmungen der Münzen Constantius’ II. vom Typ „VOTIS XXX
MVLTIS XXXX“ (Cohen 342/343), wie die Nr. 78, die wohl jüngste Münze des Fundes von
Laatzen, sind aus dem freien Germanien bisher unbekannt gewesen und waren hier wohl
auch kaum zu erwarten. Ein ähnliches Stück soll am Niederrhein gefunden worden
sein165, doch ist seine Herkunft von dort nicht verbürgt. Das Münzkabinett Brüssel besitzt
nur ein Stück dieser Art. In Britannien, wo Siliquen und Miliarense bzw. Argentei in verhält-
nismäßig großen Mengen umgelaufen sind166, kommen vereinzelt auch ihre Nachahmungen
vor167. Im Münzkabinett des Berner Historischen Museums befindet sich eine Nachprägung
einer Siliqua des Constantius, unbekannten Fundorts, die aber vergleichsweise nur leicht
„barbarisiert“ ist und dem Vorbild noch verhältnismäßig nahesteht168. In der Sammlung
E. Unger, im Münzkabinett des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart und im
Münzkabinett Wien sind eine Anzahl von Imitationen des genannten Typs vorhanden. In
Wien gehören die Münzen zum alten Bestand. Für die Exemplare der Sammlung Ernst Unger,
die teilweise aus der alten Sammlung Niclovits, Budapest, stammen, teilweise in Wien erwor-
ben sein sollen, ist jedoch wiederholt als Fundort „Südungarn“ angegeben169.
161 Schon J. N. v. Sadowski, Die Handelsstraßen der Griechen und Römer durch das Flußgebiet der Oder, Weichsel, des
Dniepr und Niemen an die Gestade des Baltischen Meeres, (1877 = Amsterdam 1963) 205 nennt den Fund im Zusam-
menhang mit Bernsteinhandel.
Erwähnt wird er ferner bei A. Blanchet, Les tr^sors de Monnaies Romaines et les Invasions Germaniques en Gaule, (Paris
1900)68.
M. Gumowski, Monetarzymska w Polsce, in: Przegl^d Archeologiczny 10,1954—56 (1958), 121.
162 S.Bolin, Prussia 26,1926,207.
163 F. E. Peiser u. H. Kemke, Der Depotfund von Frauenburg, in: Prussia 23, 1914, 60. (Vielleicht „barbarische“ Nach-
ahmungen? ) Zur Datierung siehe K. Godtowski, The Chronology of the Late Roman and Early Migration Periods in
Central Europe (Kraköw 1970), 56.
164 J. Wielowiejski, Kontakty Noricum i Pannonii z Ludami Potnocnymi, Wroclaw 1970. (Siehe hier Tab. XL).
165 Siehe Taf. VIII, Das Stück befand sich im Besitz von Herrn H. H. Kricheldorf, (Freiburg i. B.);ihm ist für freundliche
Auskunft zu danken.
166 Siehe K. Regling, RE IIIA (1927), 61 ff. „siliqua“.
167 Dazu auch J. P. C. Kent, Barbarous copies of Roman coins; their significance for the British historian and archeologist.
Limes-Studien. Vorträge des 3. Internationalen Limes-Kongresses in Rheinfelden/Basel 1957, (Schriften des Institus für
Ur- und Frühgeschichte der Schweiz 14) Basel 1959, 66 f.
168 Siehe Taf. VIII (Münzkabinett des Berner Historischen Museums, Inv.-Nr. 5579.) Vgl. auch F. L. Haller, Enumeratio
numismatum veterum, Bern 1789, 7. Für freundliche Hilfe und die Erlaubnis der Publikation wird Dr. B. Kapossy
gedankt.
169 Von E. Unger existiert ein maschinenschriftliches Verzeichnis seiner auf Nachahmungen spezialisierten Sammlung in
Münster und Stuttgart.

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