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Mathieu, Bernard Charles [Hrsg.]
Minnesänger aus der Zeit der Hohenstaufen: im vierzehnten Jahrhundert gesammelt von Rüdger Maness von Maneck ; Fac-simile der Pariser Handschrift — Paris, 1850 [erschienen] 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.2360#0004
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Ö-

GESCHICHTE

d 1-: n

MANESSE'SCHEN MINNESINGER-SAMMLUNG.

Der Sangesmeister Johannes Hädlaub in Zürich besingt, um das Ende des dreizehnten
Jahrhunderts, in einem Liede dieser Sammlung, wie ein als Kind schon von ihm geliebtes
Fräulein durch Fürbitte hoher Herren und Frauen bewogen wird, ihm einige Huld zu
erweisen. Diese Vermittler waren : 1° der Fürstbischof von Konstanz Heinrich von

Klingenberg;

2° sein Bruder Albrecht von Klingenberg ; 3° die Fürstäbtin des
Frauenmünsters zu Zürich; A° der Fürstabt von Einsiedeln; 5° Graf Friedrich von
Toggenburg (Sohn des Minnesingers Grafen Kraft von Toggenburg); 6° Graf (Leu-
told) von Regensberg bei Zürich, der letzte seines edlen Stammes, der kurz vor dem
Ausgange desselben (1519) sein Helmkleinod, einen Bracken (Jagdhund mit langhangenden
Ohren), an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg verkaufte, wie er noch im Hohenzollern-
Brandenburgischen Mappen steht; 7° der Abt von Petershausen bei Konstanz; 8° der
Ritter Peter von Landenberg, dessen Stammes Rudolf von Landenberg, wegen seiner
Gewalttaten im Freiheitsaufstande der Schweizer (1508) erschlagen ward; und 9° Herr
Rüdiger Manesse.

Der bürgerliche Dichter erzählt sehr anmuthig und innig diese durch seine Lieder, als
Anfang und Ende sich hinziehende Liebesgeschichte mit dem spröden, vermuthlich hoch-
geborenen Fräulein, und ist glücklich, ein von ihr geliebkostes Kindlein zu herzen und zu
küssen : wie Werther in gleichem Sinne Lottens Brüderlein abküsst. Das Gemälde in zwei
Abtheilungen über einander stellt dar, mit dem Liede, 1° wie der Dichter in Pilgertracht
der Geliebten beim Kirchgange sein Minnelied heimlich anhängt; und 2° wie ihm, als er vor
ihr knieend ihre Hand festhält, ihr Schoshündlein in den kleinen Finger beist: was sie, laut
des Liedes, selber thut. Die Handlung findet Statt in Gegenwart mehrer edelen Herren und
Frauen, darunter also auch Herr Rüdiger Manesse.

Von diesem letzten Herrn rühmt nun das nächste Lied Hadlaubs : man fände nirgendwo
im (deutschen) Königreiche so viel Lieder in Büchern beisammen, als in Zürich, sodass
man daselbst häufig « Meistersang prüfe» (vortrage und berichtige); der Manesse habe
unablässig darnach gerungen, sodass er nunmehr die Lieder besitze; den Singern zieme es,
« seinem Hofe » sich zu verneigen und ihn hier und anderswo zu preisen; denn Sang habe
da Wurzel und Stamm; und wüsste der Manesse, wo sonst noch guter Sang wäre, so trach-
tete er auch unablässig darnach. Ebenso trieb es auch sein Sohn « der Küster ». So haben

G-

-S
 
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