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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Miniaturen der Manesse'schen Liederhandschrift — Straßburg, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.3821#0004
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den gcrmaiiistischen -Handschrifren zustewandr harre'),
auf dic Licdcrsaininlung aufincrksani gcworden und
er harre ohnc Zwcifel von vorncherein dcn Enrschluß
gefaßr, stc für den Rurfürsten Lricdrich IV, destcn
Rarst und Vcrrraurer er scir r5g6 war, ;u crwcrben.
wann indestcn Lrcster die Bekannrschafr der Lieder-
saminlunst machre, wisten wir nichr. Iin I. 1604 esab
cin andcrer Polyhistor der Zeir, Melchior Goldast,
in seincn ;u Lindau crschienencn st^araenerica' drci Srüeke
aus der -Hs. iRönist Tyrol, winsbckc und winsbekin»
heraus ^). Er harrc als stern stesehener Gast Schobingers
dicsclbc in Sr. Gallen viclleichr schon benurzr, scdenfalls
durch dcn Sr. Gallcr Rechrs^elehrreu stc kennen Fclernr;
cr war dann als -Hofmeistcr in Lorstcck gestanden, wo
ihm Gclestenheir ;u weirerin Srudiuin dcs Lodcx stc-
gcbcn war. ^wischen dicser Teir und dcin Iahre 1607
muß Icr;rerer noch mehrcre andcrc Rcisen gemachr
habcn. Dcr Schasthauscr Lhronist Ioh. Iak. Rüester
(1548—16061 sprichr in seincr i6o5 ab^eschlostcnen
Lhronik von einem ^Gedichr- und Liederbuch',
wclches cr bei dcm Iunker -Hans von Schellcnberg
(eincm Lreunde Rücgers, -Hcrrn ;u -Hüstngen, Sraufcn
und Randccsg im -Hcesau, gest 1609» sah und welches
ohnc ^wcifcl mit unscrcr -Hs idenrisch war. ') Auch der
Äüricher Ioh. Rasp. waser, welcher 1606 in seincr
Ausgabc dcr Srumpf'schen Schwei;cr-Lhronik dic
-Hs. erwahnr, harre ste in -Handen: stchcr in ?ürich,
wohin ste in Lolge dcs Zlblebens dcs Lreiherrn von Sax
an dcn Banncrhcrrn -Hol;halb gckommcn war, der

') Vgl. Raumer Gesch. d. germ. philologie, vorz. in
Dtschl., München 1870, S. 50 f.

2) 'i'vroli» reAis Lcotorum, ZVinsbelcii eguitis Oerrnunii,
ZVinshedciue nodili» ferninns Aerrnnnne purueneses n>I lilios
nbbinc unnos OLOO'— et <;uo<I excurrit «criptue Iin-;uu 'l'Ireu-
tonicü ex Ilibliotbec-r Ilnrtbolvinnei LclrobinAeri Vc., in:

//s/--r/-r^/i'/c// s?o/r/<r^/r r-/c. /-rvrr/rrc rrr/ /-rerr-rr ^er r--r/rr--r,
r-rr r-///. /r-rr. /rrr/. /--v--r. ^l-r-rr- /rso/.

°) Rüeger, Lhronik, herausgeg. vom hist.-ankiq. Verein des
Rant. Schaffhausen, 1880. I bzz. Die zuerst von I. Baechtold
(Bartsch Germania 1886. XXXI 4^7) mitgetheilre Stelle lautek:

'So hab ich bi iunkherr Hansen von Schellenberg ;u Rand-
egk ein uralles geschribens permenrinbuch gesehen, ouch selbs
in miner herberig allhie )in Schaffhausenj ghan, so under Reiser
Heinrichen dem ersten disi namens zugenant Vogler, so im g-o. iar
des Herren angesangen regieren, geschriben und gemalet ist wor-
den; darin sind ob hunderr alcer helmen fürsten und herren
und vom adel, die all beschlossen sind pvas nach einer andern

dic Vormundschafr über die Erbcn des Lrciherrn führre.
Uuterdcstcu harre Rurfürst Lriedrich IV bei der Wirwe
seiues Rarhes Allcs aufgeborcu, um iu deu Besty des
Scharzes ;u rrcren, deu Schobüieser moglichst ;u ver-
heimlicheu efcsuchr. Der -Haudcl ward hcimlich abesc-
schlosteu, uud dic Liedersammluues waudcrrc 1607 uach
Heidclberg. Goldast, der schou 1604 durch Marcus
welscr iu Auessburg vergebliche Schrirre gerhau harre,
uui dorr eiucu Vcrlecser für das stau;c werk ;u studcu,
kam jerzr uach -Heibelbercs, um deu Plau eiuer Gesammr-
aus^abe wiederauf;i»iehmeu; doch cselaucs wedcr sciueu
uoch Lreher's Bemühuuescu dic -Hcrstelluucs ciuer voll-
staudigeu 2lbschrifr. Lreher gab uur cin;eluc Srcllcu
iu seincn Ori§in68 ?3.lrt(in., ecl. III 1686 hcraus, und
Goldast rheilre iu der l^eplioa pro Irnperio 1611
eiuixse Srropheu vou sechs SauFcru mir. Mir dem
Nachlaß des lerzreru Gelehrreu kam auch seiue uud
Schobiueser's Abschrisr von 5g Dichrern (i 45, gz,
46 -55,90- 92» uach Bremeu, wo stc von Ioh. Georg
Eckharr 1707, 1711, 1729, dauu vou Rasp. Lriedr.
R c u u c r beuutzr wurdc. Lelzrerer überserzre uurcr dcm
Nameu Lrau; -Heiurich Spaw dic winsbekiu
(1760). Bodmcr erhielr vou diescr Goldast'schen Ab-
schrifr durch Rcuuer Ruudc (1760», auch Gorrschcd
sah ste (1756), uud ;ulcr;t gab G. L. Beneckc daraus
Eresau;uusseu ;u Bodmcr li8iol.

Dcr Rurfürst Lriedrich I V harre seir dcm Sommer
1609 dic cvricsiualhandschrifr iu scinc persöuliche Ver-
wahruug geuommcu uud deu Blickeu Allcr eur;osteu.

Stelle des Autors bis zum Loncil von Ronstanz Statt halte).
Under disen helmen sind unserer landlart gewesen: Toggenburg,
Lilchberg, Wart, Rlingen, Hohen-Sax, von Aft, Tüffen, Strelt-
lingen, Giitenburg, -limperg, Winkerstelten, Rinoch. Eschenbach,
Raperschwyl, Stamheim, Sarnen und Zeltingen. Dazu Buch
VII, 0. I: . . ssonst ünst ouch deren von Ast gedacht in Reiser
Heuirichs des ersten disi namens gedichr- und licderbuch' u. s. s.

Ich halte, wie gesagt, es für gewiß, das;, wie Baech-
told a. a. O. annimmt, mit diesem 'Liederbuch Heinrichs des
Ersten' nnsere pariser Hs. gemeinl ist. A» sich wäre ja denkbar,
das; man auf der Randegg eine andcre 2lbschrift bcsaß, wenn
es auch sreilich nicht die nur 25 Bilder zählende weingarrnerhs.
der rMnneiänger gewesen sein kann, welche sich noch im 16. Ib.
in Lonstan; befand. Aber das der Goldast'schen Ausgabe (s. 0.)
vorgedrnckre Schreiben: stoannis LciwIIsnberAii, v, illustris, clo
Iioo nulicorurn libro iucliciuin, ox spist. ucl LeiioliinAerum'
läßt keinen Zweifel daran, dasi der Besitzer von Randegg den
Nianesse'schen Lodex vorübergchend zu seiner Verft'igimg hatte:
ftuounciuni, schreibt er, oerte kuit, nntiguoruin Osrinnnoruin
vociibuln ot proverlnn lexere' eto.
 
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