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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0310
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wir hier abermals ein Erdbeben, Es iſt dieß das
neunte von jenem des 21. Nov. v. I. an gerechnet,
welches hier, zu Amoltern und Endingen o großen
Schrecken und bedeutenden Schaden angerichtet hatte..
~ Diese Erdbeben hatten den 23. Nov. Morgens
6 Uhr ; den 24. Nov. Morgens 1 Uhr ; den 28. Nov.
Ubends 6 Uhr; den 3. Dec. Nachts 9 Uhr; den 10.

Dec. Morgens 4 Uhr; den 23. Dec. Nachmittags 2 .

Uhr; den 26. Dec. Mittags 11 Uhr; den 22 Febr.
1824 Rachts 11 Uhr und heute Statt. Jene vom
23. uud 28. Nov. und 3. Dec.. gehören zu den heftis
gern. Das vom 22. Febr. d. I. gab an Heftigkeit
jcnem vom 21. Nov. v. J. wenig nach, und würde
ähnlichen Schaden angerichtet haben, wenn es ſo lange
als jenes angedauert hätte. Der Schrecken war wie-
der groß. Jedermann sprang aus dem erſten Schlafe
erſchroken auf und an die Fenſter, um zu sehen oder
zu hbren, was zu fürchten ſey, Faſt in allen Häus
sern wurde bis Tages- Anbruch Licht unterhalten. Al-
len dieſen Erſchütterungen war dieß gemein, daß den-
ſelben unmittelbar ein Getbſe voranging , das ſich
nicht wohl beſchreiben läßt, aber doch die meiſte Aehn-
lichkeit mit dem Zuſammenfalken eines Camins oder

Umfallen ſonſt eines ſchweren Gegenstandes ober uns.

hatte.



Politische Zeitge schichte.



P aris, den. 11. März..

Das Journal du Co mmerce enthäſt Folgendes.
aus Madrid: ,, Ein Beſchluß des Gnaden - und Ju-
ſtizminiſters S. k. M. verordnet,. daß die Personen,.

welche unter der conſtitut. Regierung. Diplome als
Nerzte oder Wundärzte erhielten, ihre Profeſsſion nicht
mehr länger forttreiben können, In Betracht daß Ihre
Titel, welche von illegitimer Behörde ausgingen, ans
nullirt ſind. Es drängt sich uns hierbey die Frage
auf – werden die Curen, welche jene, durch reyolus-
tionnäre Diplome befähigten Aerzte und Wundärzte
verrichteten, denn ebenfalls null und nichte?
Sind. die de kacta wieder hergeſt.Uten Patienten de
jure noch krank ? – Und folgegerecht der Strenge
der miniſteriellen Grundſätze, ſind dieſelben nicht ge-
halten, ſich noch einmal von neuem curiren zu laſſen,
um auch legitim geſund zu werden ?
j Um 92. März verſuchten die zu Toulouſe verhaftes

ten franzbſiſchen U. berläufer, eilfe an der Zahl, durch-
zubrechen. Die Wachſamkeit ihres Aufſxhers vereitelle
aber ihr Vorhaben.

Die Collecten in Paris, zum Beſten der jungen
Gelſtlichen, betrugen im Jahre 1823: 35,000 Fran-
hen..

Die Etoil.e bringt eine lange Diatribe gegen die
achtungswertheſten Gclehrten. Sie denuncirt als Ma-
terialiſien und Vergifter des Publicums ; Chemiker,
Botaniker und Aerzte, wie Lamarque, Magendie, Geoff-
ray , St. Hilaire, Blainv ille, Richerand und andsre.

Ueber die jüngſt verſtorbene Prinzeſſinn von Cons
liest man in franzdſiſchen Blättern folgenden Nekro-
log: Louiſe Adelaide von Bourbon Condé war am z.
Oct. 1757 geboren. Sanft und eben ſo ausgezeichnet
ſchön als geiſtreich, freute ſich ganz Frankreich der
Hoffnung, ſie in ihrer erſten Jugendblüthe mit einem
Prinzen von ähnlichen Eigenſchaften vermählt zu. ſes
henz allein die Politik hinderte dieſe Vereinigung und-
Mademoiſele de Condé nahm den Titel einer Aebtiſs
ſinn von Remiremont an, erſchien indeſſen demunge-
achtet forrwährend bei Hofe, wo der König Ludwig
XVI]. ihren Verdiensten volle Gerechtigkeit widerfahren.
ließ. Sie folgte nach den erſten Blutſcenen der Res
volution ihrem ehrwürdigen Vater in das Ausland,.
und widmete ſich in Turin dem kiöſterlichen Leben,
Später. war sie gezwungen, den Fortſchritten der Ree
volution immer ausweichend, erſt in Deutſchland,
dann in Rußland, und ſpäter noch in England eine
Zuflucht zu suchen, bis sie endlich im Jahr 1814
den vaterländiſchen Boden wieder betrat. Ihr Wunſch,
ſich wieder in die klöſterliche Einſamkeit zurückzuziehen,
mußte bis zur Vollendung der neuen Einrichtung des
Tempels ausgesetzt bleiben, wo ſie in den leßten
Jahren ihres Lebens ſowohl die Vorſteherinn als das
Vorbild der dort verſammeltien. heiligen Jungfrauen
ward. s

Lon d o n, den. 33 März.

In der Sitzung der Kammer der Lords vom z. kün-
digte der Marquis von Lansdown an , daß er Mon-r-
tag über 8 Tage eine Motion in Betreff des mittäg-
lichen America's machen würde; wenn auch vorher
keine hinreichenden Gründe , die als Baſis einer sol-
cen Motion dienen konnten, vorhanden gewesen ſeys
en , ſo fände man doch gegenwärtig unter den auf
dem Büreau niedergelegten Papieren. deren ziemlich
wichtige,. er habe die Absicht, darauf anzutragen,
daß eine Adreſſe an Se. Maj. erlaſſen werde, um
Sie unterthänigſt zu. bitten, daß Sie die Unabhäns
gigkeit der Gouvernements des mitiäglichen America
unmittelbar anerkennen mdge;. er habe gehofft den
Grafen von Liverpool in der Kammer anzutreffen,
und ſeye aus der Ursache gekommen, Papiere zu verse
langen, die den Bestand der bereits gegebenen Auf-
ſchlüſſe. ergänzen sollten.; er habe besonders gewünſcht,

daß auf dem Büreau. eine Abſchrift der Antwort nie

dergelegt worden wäre, die, wie er. vermuthe, von
der ſpaniſchen Reglerung auf die leßte Depeſche des
Hrn. Canning gegeben worden z. ferner eine Abſchrift
von den. hinſichllich dieſes Gegenstandes zwiſchen dem
Gouvernement Sr. Maj. und den übrigen Mächten
ſtatt finden ſollenden Erdsfnungen ; endlich, werde er

nächſten Montag an den edlen Lord. elnige, ſich auf

dieſe Documente beziehenden Fragen ſtelen.. .
Obgleich die Sprache, die Herr Canning kn ſeiner
Conferenz mit dem Prinzen von Polignac., in Be-
treſf der künftigen Politik Englands bei der Gelegene
heit des mittäglichen America führte, deutlich genug
iſt,. ſo wünſchen wir doch, daß. der Miniſter unyer-
 
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