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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0719
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gegenwärtig Un g ar n bereiſt, hat sich von dem Aus-
irocknen der Strümpfe und der Zweckmäßigkeit der
Vorbauen gegen die Ueberſchwemmungen der Donau
selbſt überzeugt. Er hat es nicht verſchmäht , in Ge-
sellſchaft seines Schwagers, des Herzogs Wilhelm von
Nassau, durch einsinkendes Rohrwerk watend, und
auf halb gebahnten Wegen das zu besichtigen, was
von Mohacs bis Eszer in dieſer Hinsicht geschehen
iſt. Viel iſt dies allerdings, indem hier auf einer
Strecke von mehr als 100,000 Joch des edelſten Erd-
reichs die Sümpfe ausgetrocknet und die Ueberſchwem-
mungen von mehreren tauſend Joch atgehalten wor-
den sind. Eine ähnliche gelungene Unternehmung ver-
breitet ihren Segen ſchon über 10 ~ 12,000 Joch
Grund.



Während eines Hochgewitters, das am 6. Juni in
der Umgegend von Kloſter Heilbronn zum Ausbruch
kam , traf Abends 8 Uhr ein Blitzſtrahl den Kirch-
thurm zu Großyhaslach , der augenblicklich in Flam-
men ſtande. Durch die Anſtrengungen der Hilfeleiſten-
den wurde die Kirche zwar grrettet; allein unglückli-
cherweise verweilten sicben Männer, mit Löſchen be-
ſchäf'igt, zu lange im unterm Raume des Thurms,
und als ſie das Einstürzen des brennenden Gebälks
wahrnahmen, und ſich durch die Flucht zu retten ſuch-
ten, schloß sich die Thüre, wahrſcheinlich durch den

entſtandenen Luftzug, bevor ſie solche errcichen konn-
ten. Die Thüre konnte erſt nach langen Bemühun-

gen von Auſſen geöffnet werden, und nun fand man
fünf der Unglücklichen jämmerlich beschädigt, und
zwey tod unterm Schutt begraben. Die erlittenen
Brandwunden ſind so ſchwer, daß keiner der Beſchä:
digten gerettet werden dürfte.



Ein ſonderbares Ereigniß hat ſich am Himmelfahrts-

tage zu Pacy-sur - Anmencon, in der Diocese Sens,.

zugetragen. Man ùielt den gewöhnlicher Umgang
auſſserhalb der Kirche, als eine Wödlfinn, der man die
Jungen weggenommen hatte, und welche bewaffnete
Leute verfolgten, ſich dir Prozession quer in den Weg

warf. Schrecken verbreitete ſich unter dem Gefolge z.

die jungen Mädchen, welche die Fahne der heiligen
Jungfrau begleitcten, ergriſfen die Flucht: die Ge-
fahr war äuſſerſt groß, und das wüthende Thier war
im Begriffe, über seine Schlachtopfer herzuſtürzeu,
als ein Steinwurf es zu Boden ſtreckte. Diese Wöl-
finn, welche mehrere Flintenſchüſſe nicht hatten erles
gen können, ficl zu den Füßen des Pfarrers des
Kirchspiels, in dem Augenblicke wo er ſich von einem
_ ſichern Tode bedrohet glaubte..



Im Schloß zu Waßlenheim. im Elsaß iſt eine Perkals-.
fabrik errichtet ; 60 Weberſtühle sind aufgeſtellt,, wovon
die Hälfte ſchon theils mit lernenden Wrbern. in Be-
wegung sind; auch in den umliegenden Ortſchaften

von Waßlenheim ſind Weberſtühle in Parilicularhäu-

ſer abgegeben worden ; ſo daß dadurch viele müpige
Hände Beſchäftigung finden. _ :



Ein indianiſcher Stamm, der am Ufer des Sces Ri-
<igan wohnt, hat der Regierung
ten nordamericaniſchen Staaten eine Bittſchrifi zus
geſchickt, worin er einen Prediger des Evangeliums
verlangt, der sich zu derseiben Lrhre bckenne, wie dis
Mitglieder der Jesuiten - Miſſion, die früher in Mi-
ſchilimakinah beſtand. Das Original dieſer Bitiſchrift,
im Beſitz des Prieſters Richard, eines Mitgliedes des
Congreſſes, iſt merkwürdig, indem die einzelnen Un-
terſchriften der Adreſſe, gemäß der Sitte der India-
ner, die Namen von Säugthieren , Vdgeln oder Fi-
ſchen ausdrü>en, die nicht geſchrieben, sondern mit
groben Zügen auf das Papier gemalt sind.



Ein englischer Schneider hat vor kurzem eine Wette
von 50 Guineen eingegangen, in einer dffentlichen
Weinfchenke Innerhalb 35 Minuten eine vollſtändige
Kleidung zu verf rtigen. Dem gewandten Künſtler
waren nur 33:2 Minuten nothwendig, um Frack,
Weſte und Pantalon zu verfertigen; und dieses Wun-
derwerk der Geſchwindigkeit wurde auf der Stelle
vom Baron Laxington von London für 40 Pfd. St,
gekauft.

[ccf Ü

K u r z e s. Al l e x l e y.
Man ſchr. ibt aus Marſeille unterm 12. Juni: Der
König von Würtemberg, welcher hier Seebäder neh-
men will, wird in dieſer Stadt erwartet. Es wurden
für Se. Maj. und Ihr Gefolge mehrere Landgütier
gemiethet. – Die Warnemünder haben jüngſt in ih-
ren N zen in der Oſtſee ein, an 7 Fuß langes und
400. Pfund ſchweres Seckalb, Shoca ritulina, gefan-
gen und zum Beſsehen nach Roſtock gebracht. ~ JFn:
der Brandraketenfabrik des Sir William Congreve zu
W ſsiham hatte am 10 dieses eine fürchterliche Explo-
ſion Siati;, zwey. Arbeiter kamen ums Leben. Dodch.
ſporang das große Pulvermagazin nicht auf. –~ Se.
Durchi.. der JZürſt Eſterhozy , k. k. öſterreichiſcher Bot-
ſchafter am Londoner Hofe , deßgleichen Se. Ercelk..
der konigl. preußiſche Staatsminiſter von Ingersle-
ben ſind in Frankfurt eingetroffen. –~ In dem Di-
ſtricte Washington in Nordamerica. iſt ein ungeheu-
res Eiſenbergweik entdeckt worden. Es s.ll faſt ganz
aus gediegenem Ciſen bestehen unv das Metall von
ſchr guter Beſchaffenheit ſenyn. –~ Um 10. Juni. ſtieß

das, aus dem Wallenſstädter Sce in der Schweiz in

den Linihkanal einfahrende Poſtſchiff auf einen Pfahl
und ſhlug durch die Gewalt des Waſſers um. Drey,
Personen, unicr welchen der Landrichier von Toggen-
burg aus Vündten ,. büßten ihr Leben ein. Die Waagarx-
ren wurden, ohne bedeutende Ausnahmen grreitct.
f Nach einem Bri fe aus Venedig, wäre der Tod;
Brlzoni's, des berühmten R. iſend.u, noch’ zw: ifelhafz.

der vereinige
 
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