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Mannheimer Zeitung — 1826

DOI Kapitel:
Nro. 51 - Nro. 77 (1. Maerz - 31. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44355#0209

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Die politische Mann-
heimer Zeitung
nebstdem Unterhaltungs-
blatte Phöni r, kosten
zusammen halbjährlich
vier Fl.



Untrankirte Zu-
schriften werden nicht an-
genommen. Alle Zusen-
dungen wolle man an die
Redaction addressircn.
Einriickungsgebühr 4Kr.

Mit Geoßherzoglich badischem gnädigst. ausschl. Privilegium.

52.

Leitbegebenheilen.

Rußland.
Einen überraschenden Zug von der außerordentli-
chen Geistesgegenwart des Kaisers Nicolaus I.
liefert, folgender Vorfall: „An dem verhängnißvollen
26. Dec. rückte ein Haufen rebellischer Soldaten vom
Leibgrenadier - Regiment gegen das durch die kaifer l.
Familie bewohnte Winterpalais an, ohne Zweifel in
der Absicht, die verruchten, durch die Verschwornen
entworfenen Anschläge auszuführen. Plötzlich begeg-
net ihnen, von einem kleinen Gefolge umgeben, der
Kaiser, L>er mit der größten Unbefangenheit ihnen ei-
nen guten Morgen wünscht; die Meuterer stutzen An-
fangs, erwiedern dann den Gruß des Kaisers mit
dem Geschrei: „ Es lebe der Kaiser Constantin!" —
„IHv seyd wohl auch Rebellen," versetzte der Kaiser
mit seltner Fassung; „ihr habt aber den Weg ver-
fehlt, denn die Rebellen sammeln sich auf dem Isaaks-
platze. Kehrt! — Marsch!" Diese letztem, mit
der dem Jungen Monarchen eigenen Würde ausge-
sprochenen Worte, ergriffen die Rebellen so wunder-
bar, daß sie, dem Commaudo folgend, ruhig umkehr-
ten und nach dem Isaaksplatze marschirten, wo sie ei-
ge Stunden spater das verdiente Schicksal der übri-
gen Verräther theilten. — Wie manche ähnliche Scene
die noch nicht allgemein bekannt geworden, mag sich
in jenen Schrcckenstagen ereignet haben. — Wie aber
der Muth und die ruhige Entschlossenheit des Kaisers
der Gegenstand der allgemeinen Bewunderung war,
so bezanbcrte die Fassung und der hohe religiöse Sinn,
den die Kaiserinn Alerandrina, die edle Tochter des
preußischen Monarchen, in jener bedrängten Zeit
Zeigte, nicht weniger die Herzen ihrer zahlreichen Üm-
geoung (es waren eben am 26. Dec. die vornehmsten
Damen der Hauptstadt in den Gemächern der Kaise-

1826.

rinn zur Cour versammelt.) Eine besondere Erwäh-
nung verdient der rührende, durch mehrere in Berlin
eingetroffene Briefe beglaubigte Umstand, daß die Kai-
serin» in dem Augenblicke, wo Ihr erlauchter Gemahl
Ihr die traurige Botschaft hinterbringen ließ, daß
man genöthigt sey, mit Kanonen auf die Nebelten zu
feuern, in Thränen ausbrechend sich auf die Knie
warf und in inbrünstigem Gebete verharrte, bis ihr
die Nachricht von der glücklichen Dämpfung des Auf-
ruhrs ward. — Und so brachte denn der Aufstand
vom 2d. Dec. statt der durch die Anstifter bezweckten
Wirkung eine ganz entgegengesetzte hervor, nämlich
erhöhte Gefühle der Liebe und Ergebenheit gegen das
edle Herrscherpaar!" —
Aus dem F i n n lä n d i sch en, den i. Februar.
Unsere Universität Abo gewinnt durch die dankbar
anerkannte, wahrhaft väterliche Leitung des Minister
Staatssecretärs des Großherzogthums, Baron von
Rehbinder, ihres stellvertretenden Canzlcrs, fortwäh-
rend an trefflichen Anstalten und Einrichtungen. So
eben hat sie durch seinen unermüdeten Eifer eine au-
ßerordentliche werthvolle Vermehrung ihrer Bibliothek
erhalten, indem man, auf Empfehlung des auch m
Auslande rühmlichst bekannten Staatsraths, Baron
von Rosenkampff, die im Fache des römischen und
griechischen Rechts ausgezeichnet vollständige Biblio-
thek des berühmten, zn Leipzig verstorbenen Professors
Haubold gekauft hat, wodurch unsre Bibliothek um
fast rooo Bände vermehrt worden ist und im ju-
ristischen Fache eine sehr ausgezeichnete Stelle un-
ter den vorzüglichsten Universitäts-Bibliotheken einneh-
men wird.
Die Lehrer und Zöglinge der Academw sehen der
Ankunft dieses Bücherschatzes mit Verlangen entgegen
und segnen die Huld des Monarchen, der sich gleich
Zu Anfang seiner Regierung, wie sein verklärter Bru-
der, als Schutzgeist der Künste und Wisseuschaf.cu er-
weist.

Donnerstag, den 2. März
 
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