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Mannheimer Zeitung — 1828

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https://doi.org/10.11588/diglit.44354#0385

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Die politische Ma n n-

h eimer Z e it u n g

nebitdem unrerhaltungs -

blatte P g ö n i v, koſten
. zusammen halbiährlich

vier FI.

Mit Großherzoglich badiſchem gnädigs. aus;chl. Privilegium.

W § V ; ?
Zeitung.
Un fr ankir te Zu-
schriften werden nicht ans
genommen. Alle Zusene_
dungen wolle man i

an die Redaction

_ adrecſſsren.



N 89,

Sa mſtag, den 12, A pril

41828.



EEE

B a d e n.



Carl sr uh e, den 8. April. (Schluß.) In
ſeiner Vaterſtadt sein thätiges Leben zu beſchließen,
war bisher immer Bähr’'s herzlicher Wunſch : aber
der gnädigſte Wille seines Fürſten beſtimmte ihn für
einen böhern Standpunkt. Seine Königliche
Hoheit der Großh erzog, zu deſſen Thron der
Ruf der vorzüglichen Verdienſte des Mannes gelangt
war, ertheilte ihm am Schluſſe des Jahres 1822 die
Ernennung als Kirchen - und Miniſterialrath der
evangeliſchen Section. Badens weiser und gerechter
Regent wünſchte durch die Einberufung deſſelben der

. bvangeliſchen Kirche einen erfreulichen Beweis der lan-

desväterlichen getreuen Fürsorge zu geben, und die
Folgezeit lehrte, daß dieser Wunſch in die ſchönſte
Erfüllung ging. Mit unermüdetem Eifer und mit
der gewissenhafteſten Thätigkeit arbeitete Bähr, nach-
dem er am 20. April 1823 nur mit Wehmuth von
einer lieben Gemeinde zu Heidelberg ſich getrennt
hatte, seitdem ſtets in seinem neuen Wirkungskreis.
Manche nützliche Vorschläge gingen von ihm aus und
viel Gutes ſtiſtete er zum Segen der Kirche. Der
durchlauchtigſte Iiegent, boch erfreut, alle guten Er-
wartungen in vollem Maaße beſtätigt zu sehen, ver-
lieh ihm seit dieser Zeit mehrere ausgezeichnete Be-
weiſe der gnädigſten Anerkennung seiner Verdienſte.
Bähr erwarb ſich bald das Vertrauen und die Ach-
tung seines Fürſten in immer höherm Grade. Schon
am 9. Febr. 1826 wurde er daher zum Ritter des
Zähringer Löwenordens ernannt.

Eine andere Auszeichnung von hoher Bedeutung
ward ihm im nämlichen Jahre zu Theil. Es war im
September 1820, als die Nachricht vom Tode eines
loch gefeierten Mannes unsere Herzen tief erschütterte.
Der allemanniſche Sänger, deſſen Lieder vom Rhein
bis än die Wolga so viele Gemüther zur Bewunde-

rang hingeriſſen, der nuvergeßliche Hebel, gleich groß-

durch seinen frommen Geiſt wie durch ſein edles tief
fühlendes Herz, war in die Heimath der Seligen hin-

übergegangen. Durch seinen Tod wurde die Stelle

eines Prälaten erledigt. Bähr war Hebels Freund,

hatte ihn ſtets geliebt und hoch geachtet und ſtand in

tiefer Rührung und uuter Thränen am Grabe des
Verewigten. Eine größere Auszeichnung aber hätte
ihm nicht widerfahren können, als zu seinem Nach-
folger ernannt zu werden. Diese Ernennung geſchah
bereits am 28. September deſſelben Jahrs, und Bähr
wurde an die Spitze der evangeliſchen Geiſtlichkeit un-
ſeres Landes geſtelt. Im folgenden Jahre ſah er ſich
aufs Neue durch einen besondern Beweis der höchſten Huld

eines gnädigſten Fürſten erfreut. Am2. Junt 1827 vollzog

er den ehrenvollen Auftrag, der ihm zur Confirmation
Ihrer Hoheit der Prinzeſſin Louiſe von Baden ertheilt

worden war. Se ine Kön igliche Hoheit der

Gr oßh erz og verlieh ihm gnädigſt an diesem Taso
ge das Commandeurkreuz des Zähringer Löwenor-
tentus. . Zeit wankte bereits seine Gesundheit ; oh-
ne Zweifel hatte auch die große Anſtrengung in ſei-
nem Berufe viel dazu beigetragen. Die Spuren einer

Bruſtwaſſersucht zeigten sich immer mehr. Schon bei
der Prüfung des Lyceums zu Carlsruhe im Spätjahr
des vorigen Jahres, der er als einer der beiden Com-

miſſarien beiwohnte, und wo er noch mit inniger

Herzlichkeit und unter väterlichen Ermahnungen den
Schülern die Belohnungen austheilte, mußte jeder Au-

weſsende bei seinem Anblick mit Besorgniß erfüllt wer-
den. Seine Lebenskraft ſank, aber ſeine Thätigkeit

nicht. Nur ungern verſtand er ſich erſt in den letten

Wochen seines Lebens dazu, seinen Amtsgenossen sei-
ne Geſchäfte einſtweilen zu übertragen. Zwiſchen
Furcht und Hoffnung hinsichtlich der Rettung seines
irdiſchen Lebens ſchwankend, unterwarf er sich dech
ſtets in frommer Ergebenheit dem heiligen Willen Goto
tes. Wiewohl er endlich den Tod und das Grab iz
der Nähe ſab, fürchtete er ſich doch nicht, venu ex
 
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