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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 237 - No. 266 (1. September - 30. September)
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î nung berechtigen, kann sich Jeder selbſt beantworten.





Freitag, den 17. September. :





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M. Uuyr _ Deutsſchland. . I
_ Frankfurt, 12. September. Daß die Angelegenheit der veutschen Preſſe
gam Bundestage ſchon erledigt sei, wie mehrere Zeitungen gemeldet, iſt irrig.
CErſt in der Sitzung vom 9. d. M. kam ſie zur Verhandlung. Wie der deß-

fallſige Antrag der Kommission gelautet, ift leicht zu errathen, wenn man weiß, |

daß der Graf Münch-Bellinghauſen Berichterstatter war. Der bekannte preußiſche |

Gesegentwurf iſt verworfen. Ward dieß Ergebniß auch namentlich durch die
Stimmen Österreich, Hannover und Kurhessen bewirkt, ſo werden es doch Die-
jenigen, welche eine Verbesſſerung uuſerer Preßzuſtände wollen, nicht sehr be-

klagen. Der von anderer Seite gestellte Antrag, die Regelung der Preſſe ei-
nem jeden einzelnen Bundesftaate anheimzuſtellen, iſt noch nicht erledigt. Ob

die Beſchlüſſe des Bundestages von 1819 bis auf unsere Tage zu einer Hoff-
. HYF-raurkfurt, 15. Sept. Wir erfahren aus einem fr.
Meesſina vom 3. d., daß am 1. und 2. dieses dort ernſtliche Unruhen ſtatt-

fanden, in deren traurigen Folgen mehrere Menſchenleben zu bcklagen ſind. |

Am 3. d. war die Ruhe jedoch völlig herg eſtellt. Keiner der dort
wohnenden Fremden iſt zu Schaden gekommen. (Fr.. Z.).

i >X Hersfeld, 10. Sept. In diesem Augenblick macht hier eine in der
geſtrigen Nummer der ,„Didaskalia" enthaltene Erklär u n g des Abgeordne-
ten C. Sunkel allgemeines Aufsehen. Er neunt sich darin als den Verfas-
ser und Cinsender eines in No. 240 des genannten Blattes befindlichen Be-

richtes aus Hersfeld und fteht für deſſen Wahrheitstreue ausdrücklich ein. Ver-
anlaßt iſt er dazu durch die Privatnachricht der Redaktion der Didaskalia, daß |

dieſelbe auf Requiſition des Lavdraths v. Specht, der jenem Berichte Ver-
ſtöße gegen die Wahrheit vorgeworfen habe, von der Frankf. Polizei zur An-
gote des Verfaſſers und Einsenders aufgefordert sei. Für diejenigen Ihrer
leſer, denen die Didaskalia nicht zu Gesichte kommt, gebe ich den Inhalt des

verfolgten Berichtes kurz an. Derselbe meldet nämlich: Am 22. Aug. (eines

. Sonntags) sei während des Gottesdienſtes der Fuhrmann Schmerbauch ge-

„ nöthigt gewesen, an einer Ladung Oelfäſſer, welche ausliefen, eine Ausbesserung
. vornehmen zu laſſen. Der Bürgermeiſter Wolff, dem die Ortspolizei zuſtehe,

hæùabe dieß erlaubt, der Landrath aber, das Arbeiten zufällig gewahrend, habe
î unter heftigen Ausbrüchen des Unwillens das Einſtellen der Arbeit und dem

PVPeolizeiwachtmeiſter die Verhaftung des Fuhrmanns und des Küfers anbefoh-

- len. Jener sei nach anderthalbſtündiger Haft gegen eine Caution von 10 Rthlr.

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wieder freigelaſſen, dieſer aber gar nicht verhaftet worden, weil ſich der Poli-

heeiwachtmeiſter beim Bürgermeiſter von deſſen Unsehuld überzeugt habe. Das

L für habe nun der Landrath den Polizeiwachtmeiſter 24 Stunden eingeſteckt.

die Verzögerung seiner Weiterreiſe - er mußte Dienstag Mittags in Frank-



Dem Fuhrmann aber ſei durch die unterbrochene Ausbesserung der Fäſſer und

furt ablieſern — ver größte Nachtheil erwachſen. Diese Umstände werden
nun nicht allein von allen Beétheiligten, sondern auch von vielen Zeugen be-

. mentlich der beleidigendſten Ausdrücke bedient habe. Es iſt ihm deshalb

ſtätigtz ja, die Legteren versichern sogar einstimmig, daß die Schilderung
des Vorfalls bei Weitem zu milde sei, und daß der Landrath ſich na-

auch dringend abgerathen worden, etwas gegen den Bericht in No. 240.

der Didaskalia zu unternehmen. Um so mehr befremdet es, daß er die Sache

yolizeilich betrieben hat, und um so gespannter iſt man, was er nun auf
Guntktel's Erklärung , die er schwerlich erwartete, thun wird. Mag er aber

Denn die Oeffentlichkeit iſt zu allen Dingen nütze und in vielen Fällen das

wie sein, vielleicht ſehr heiliger, aber nichts deſto minder sehr unzeitiger und
nur unseren Phariſäern und Schriftgelehrten wohlgefälliger Sabbathseifer.

einzige Mittel, um für Ueberſchreitungen, besonders der unteren Verwaltungs-

beamten und ihrer Diener Genugthuung zu erhalten. Nicht selten gebahren
ſich dieſe wie die Paſchahs, und es iſt schwer, auf den gewöhnlichen Wegen.

ihnen beizukommen. Nur für die Oeffentlichkeit sind sie nicht unempfindlich,
wund wenn auch dieselbe Anfangs weiter keinen Erfolg hat, als daß ſie den
vor ihr Forum Sezogenen nur noch mehr erbittert, ſo muß er goch allmählich

reinſehen, daß kein anderer Rath übrig bleibt, als auf ihre Stimme zu achten.



Es iſt dabei nur zu bedauern, daß es noch ſo viele Organe der Oeffentlichkeit
gibt, die in den Rückſichten, welche sie nehmen, ängſtlicher ſind, als die Cen-
fur, und einen kleinen persönlichen Vortheil höher stellen, als die Pflichten
ihres hohen Berufes. Wir wüßten ergögliche Beispiele davon anzuführen.

_ x Würzburg, 14. Sept. Der Stabsoffizier, der bei der Anwesenheit von
Vola Montez ſich auf seinen Dienst berief, iſt plöglich penſionirt worden. Es
it ein sehr braver, gedienter Militär, zählt einige 40 Dienstjahre, und wird

allgemein bedauert. Sein Nachfolger iſt ein junger Hauptmann der Gensdar-
merie aus München. ; u
; ..9:.2;114 große Vorbereitungen zum Empfang des Kronprinzen getrof-
fen, und Festlichkeiten werden sich einander drängen. Die Stadt ſelbſt bietet
Alles auf um deſſen erſten Besuch glänzend zu machen, so wie die Bewohner
wetteifern, ihm seinen Aufenthalt angenehmer zu bereiten.
î Viel Sensation erregi die unvermuthete, gar nicht gerechtfertigte Maßre-
gel, den Bau sämmtlicher Eisenbahnen, worunter auch unsere projectirte, (die

Hofer aber ausgenommen) einzustellen. Nicht allein, daß bei bevorſtehendem

. Winter, wo uns leider wieder gar trübe Ausſichten lächeln, eine Maſſe Leute

vdbrodlos werden, unter ihnen viele Angestellte, ſo werden unsere Bahnen am

Ende allerdings überflüſſig werden, denn alle umgränzenden Staaten bemäch-
tigen ſich der Straßenlinie, ziehen den Verkehr an sich, und wir, die wir
vermöge unserer so oft angeführten Ersparniſſe am Erſten im Stande gewesen

wären, Eisenbahnen zu bauen, und Allen vorzukommen, werden die traurigen
. Folgen dieser Verzögerung mit dem gänzlichen Verarmen büßen müſſen.

. Ungſere Landſtände haben jettt Gelegenheit eine wahre Schilderung zu

, machen, und ein sehr ernstes Wort über den Finanzhaushalt des abgetrete-
nen Miniſteriums zu ſprechen, so wie das neue aufzufordern, ſchleunigſt und

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thun, was er will: es wird der Oeffentlichkeit ſo wenig vorenthalten werden, |



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aum vier Kreuzer. Briefe und Gelder: frei einzusenden, y

mit Energie zu wirken. Sie sollen jegt beweiſen, daß ſie wirkliche Vertreten

des Landes, und nicht blos Werkzeuge des Zufalls oder ſonſtiger Machinaienn.

nen darſtellen; eine ernſte Zeit fordert ein ernſtes, kräftiges Wort, und wir
haben eine ſolche Zeitz; längeres Schwanken, wie wir seit %% Jahren beobachten,
nügt nichts, die Th at wollen wir ſehen, wenn Beſſerung erfolgen sole.

eine Correſpondenz von der Donau angekündigt, daß der Herr Erzbiſchof von
Geissel aus Köln in Rom Schritte gethan habe, um gegen die Schriften

des ſel. Profeſſors Hermes eine neue Verdammung zu bewirken und gegen d'en.
Profeſſoren Braun und Achterfeldt in Bonn wo möglich einen neuen
Schritt zu thun. Als jener Artikel erſchien, erhoben ſich die ultramontanen

Blätter und widersprachen dieser Nachricht auf's Eifrigſte. Der Erfolg hat
nunmehr die Richtigkeit jener Nachricht beſtätigt. Der Herr Erzbiſchof ſelbſt

erklärte damals jene Nachricht für irrig. Er hatte in ſo fern Recht, als e.

ſich nicht perſönlich nach Rom wandte, sondern, wie wir vernommen, die
Vermittelung des päpſtlichen Nuntius in München für die Sache in Ansſprueß
nahm. So iſt dean das neue Verdammungs - Breve in Form eines Schreio

bens an den Herru Erzbiſchof erschienen, um eines Theils die legten Tage

Gizzi’s zu krönen, andern Theis dem Herrn Erzbiſchof das seiner Meinun

nach wankend gewordene Vertrauen in seiner Diöceſe wieder zu geben. Aufs
fallend aber iſt es, zu sehen, wie wenig Eindruck gegenwärtig der päpſtliche t
Erlaß in ver Kölner Erzdiöceſe macht. ~ Biel Gerede macht in dieſen le.

genblicke die Besetzung zweier Pfarrſtellen in Köln durch junge Männer, welche

erſt wenig Jahre Priester ſind, während andere verdiente Geiſtliche bei ihren.

beſcheidenſten Ansprüchen unberücksichtigt bleiben. zu. (lt. 3;)...
î_ HGBerlin, 10. Seytember. Zur Chargakteriſtik der „preußiſchen Feſtungss
Gefangenſchaft“’ iſt so eben in Leipzig unter dem Titel: „Die literariſche Ges
fangenſschaft'" eine kleine Broschüre erſchienen, welche ſich speziell mit den Ge- .
fangenen-Verhältniſſen Edgar Bauer's auf der Zitadelle in Magdeburg bes
ſchäftigt. Die Thatsachen, welche varin mitgetheilt werden, ſind erftaunließh
und sprechen dafür, daß die Aufsichtsbehörden in Edgar Bauer weniger den

ſchriftſtelernden Gefangenen , als den gefangenen Schriftſteller ſthey zuiei. . ;

_ Berlin, 11. Sept. Aus eiuer ſo eben ausgegebenen Schrift eines rd-
miſchkatholiſchen Pfarrers in Schleſien geht hervor, daß die preußiſche Juftiz
einen katholiſchen Faſtenpredig er wegen Läſterung der evangeliſchen
Religion in zwei Instanzen zu mehrmonatlicher Feſtun g s ftr af e verurtheilt .
hat. Er hatte insheſondere gegen die Eiusegnung gemischter Ehen und der
in solchen Ehen lebenden Wöchnerinnen gepredigt. Das bisch öfli h e Amt
in Breslau hat, wie aus der vorher angeführten, den Yrozeſt des Secres
tärs Nivdegki gegen das breslauer Vikariatamt beleuchtenden Schrift zu eut-

nehmen ift, in der legteren Beziehung verfügt: „„Es muß als Norm gelen.

daß Wöchnerinnen, welche das Verſprechen der katholischen Kindererziehung nicht
halten, auch nicht eingeſegnet werden können. Auch wenn es ihnen an gutem
Willen zum Worthalten nicht fehlte, iſt dieſe Zurückhaltung des Beispiels wes
gen nothwendig und als einer der vielen Nachtheile gemischter Ehen zu be-
trachten. Nur in einzelnen sehr wichtigen Fällen können Ausnahmen gedul-
det werden.n Diese Verfügung iſt datirt vom 7. Oktober 1845 und konzipirt
vom Kanonikus Förſter, der ehemals als Pfarrer von Landshut gemiſchte Ehen

mit zugesagter evangeliſcher Kindererziehung ohne Bedenken einſegnete. So “än- .

dern ſich die Dingen. f (Elb. 3).

Berlin, 11. Sept. (Wes.-3.) (Untersuchung und Verurtheis
lung. ) Man hat hier von jeher ſchon ein wachſames Auge auf die in Brüſ-
sel erscheinende deut]che Zeitung gehabt und die Mittheilungen, welche sie aus
Preußen brachte, sehr ſtrenge controlirt und bemerkt. Jüngſt iſt hier nun gar
ein Herr v. Schipansky, als Correspondent jener Zeitung, in seiner Wohnung
förmlich verhaftet (!) und in Untersuchungsgewahrſam auf die Hausvoige
tei gebracht worden. Gleich in dem erſten Verhöre war er ſeiner Betheili-
gung an dem Brüſseler Journale geständig und man hat ihn alsdann, nach-

dem er 14 Tage gefangen gehalten, einſtweilen wieder in Freiheit geseßt, wäho.

rend die Unterſuchung gegen ihn eingeleitet worden iſt. ß

Gestern iſt nun auch in öffentlicher Gerichtsſizung der hier lebende Schriften.
steller Dx. Friedrich Saß zu vier Monaten Feſtungsarreſt verurtheilt worden.
Dieſe Verurtheilung erfolgt aber nicht in Folge eines literariſchen Vergehens,

ſondern wegen „Beleidigung eines Gensdarmen im Dienste“. Der Angeklagten

wollte in seiner Vertheidigung die Conflicte zwischen der bewaffneten Polizei
und dem bürgerlichen Leben darſtellen, wurde aber mehrfach vom Präsidenten
unterbrochen und, weil er „höheren Standes“ , endlich zur Feſtungshaft verur-
theilt. Welche Abnormitäten unsere Geseße aufweisen, das zeigte sich hierbei.
Der Angeklagte erleidet, weil er höheren Standes, keine entehrende Strafe,
ſondern einfache Feſtungshaftz ein Proletarier , ein Handwerker wäre in einem
ähnlichen Falle sogar zu entehrender Strafarbeit verurtheilt worden. Die G
setze ſind ſich in Preußen noch immer nicht gleich, das Recht iſt, je nach deem
Stande, verschieden, und das scheint noch lange so bleiben zu sollen.
Königsberg, 9. Sept. Man erinnert ſich, daß im vergangenen Wins

ter eine jüdiſche Trauung, die der Rabbiner von Coeslin, Dx. Jolowicz,

an sich selbst vollzog, hier vieles Aufsehen erregte, und daß der Königs-
berger Rabbiner damals gegen die Gültigkeit der Ehe proteſtirte. Der Staats-

anwalt in Ehesachen beim Oberlandesgericht in Coeslin nahm daraguf Gelegen-

heit, durch den hieſigen Staatsanwalt ein Gutachten über die Zuläſſigkeit der
Ehe vom hieſigen Rabbinat einzufordern. Dieses Gutachten mußte günſtig
ausfallen, und somit benachrichtigt ein vor wenigen Wochen hier angelangtes
Reſcript des Kultusminiſteriums die hiesigen Geiſtlichen, die damals proteſtir-
ten, daß die Ehe gültig sei, und daher von allen gerichtlichen Schritten abs
geſtanden werde. Ein ſolcher Fall wäre nach dem neuen Judengeſege, das
Civilehe einführt, unmöglich. Unter den hiesigen gebildeten Juden iſt allge-

mein die Stimmung verbreitet, mit den bürgerlichen Formen, welche das

neue Geſey einführte, sich zu begnügen, und das Ceremoniell bei Gehuxten

Mölu, 7. September. Vor längerer Zeit wurde in Ihrem Blatte dureh
 
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